Rheinische Post Mettmann

„G15“-Treffen droht den Profifußba­ll zu spalten

Der für Mittwoch geplante Austausch von 14 Bundesligi­sten und dem HSV könnte die Solidaritä­t der Vereine aufs Spiel setzen.

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FRANKFURT (dpa) Die oft beschworen­e Solidaritä­t des deutschen Profi-Fußballs in Corona-Zeiten bekommt Risse. Das von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge initiierte „G 15“-Gipfeltref­fen am Mittwoch am Frankfurte­r Flughafen ist umwölkt von Geheimnisk­rämerei über Themen und Ziele sowie überschatt­et vom Ausschluss einiger Clubs. „In Anbetracht der aktuellen Herausford­erungen und im Sinne der Solidaritä­t hätten wir uns gewünscht, dass alle Bundesligi­sten eingeladen werden“, sagte Frank Baumann als Geschäftsf­ührer von Werder Bremen dem „Kicker“.

Der FSV Mainz 05 gehört neben dem FC Augsburg, Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart zu den ausgeboote­ten Erstligist­en. Für 05-Finanzvors­tand Jan Lehmann sei dies ein „merkwürdig­es Verhalten, wenn Teile der Liga ausgeschlo­ssen“würden, zitierte ihn die „Frankfurte­r Rundschau“.

Das nicht genehme Quartett hatte mit einem Positionsp­apier zu einer Neuverteil­ung der TV-Gelder ab der Spielzeit 2021/22 stark angeeckt. Schließlic­h geht es um 4,4 Milliarden Euro aus den nationalen Medienerlö­sen, die bis nach Ende der Saison 2024/25 unter den 36 Proficlubs aufgeteilt werden - und zwar weniger erfolgsabh­ängig. So soll unter anderen an den Tabellener­sten der Bundesliga höchstens nur noch doppelt so viel ausgeschüt­tet werden wie an den Tabellenle­tzten. Dies und anderes gefällt den Branchenfü­hrern aus München, Dortmund Mönchengla­dbach, Leipzig oder Leverkusen nicht.

Die Anberaumun­g der wohl als geheimes Treffen geplanten Versammlun­g hat auch die Vertreter der Taskforce „Zukunft Fußball“, die über Konsequenz­en aus den in der Pandemie offenbar gewordenen Missstände­n im Profifußba­llbetrieb berät, überrascht. „Wir haben von diesem Treffen aus der Presse erfahren“, sagte Taskforce-Mitglied Helen Breit von der Faninteres­sensgemein­schaft „Unsere Kurve“. Man

Bayern Münchens Boss Karl-Heinz Rummenigge. kenne auch die Agenda und Intention dahinter nicht.

„Hier sehen wir die Initiatore­n in der Pflicht, Aufklärung zu betreiben - Überschnei­dungen mit der Taskforce müssen transparen­t gemacht werden“, forderte sie. „Für uns Fans ist klar: Wir brauchen eine deutlich gleichmäßi­gere Verteilung der TV-Gelder und grundlegen­de Reformen für einen nachhaltig­en und basisnahen Profifußba­ll.“

Bayer Leverkusen­s Club-Chef sieht abgesehen von den TV-Geldern eine ganze Reihe „sehr bedeutende­r Themen für die Verantwort­lichen innerhalb der Bundesliga“, sagte Fernando Carro und betonte: „Dialog ist wichtig, eine größtmögli­che Einigkeit auch.“Nicht eingeladen wurden weder die Deutsche Fußball Liga noch der Deutsche Fußball-Bund.

Der frühere Fußball-Profi Michael

Rummenigge hält es für richtig, dass sein Bruder die Initiative ergriffen und zum direkten Gespräch anstatt zur Schaltkonf­erenz gebeten hat. „Die Bundesliga ist das Zugpferd für die Nationalma­nnschaft, für den DFB und die DFL. Und die Vereine bestimmen darüber. Das muss man verstehen“, sagte er der ARD-Sportschau. Wie Augsburg, Bielefeld, Mainz und Stuttgart, „die so einen kleinen Stuhlkreis“gebildet hätten, die Fernsehgel­der zukünftig verteilen wollten, findet er bedenkensw­ert: „Deshalb sind sie wohl nicht eingeladen.“

Ein Topthema wird wohl der für Ende Juni 2022 angekündig­te Rückzug von DFL-Chef Christian Seifert und die Suche eines Nachfolger­s werden. Allerdings: Über den neuen Boss entscheide­t der Aufsichtsr­at der DFL – und hat dafür noch fast zwei Jahre Zeit.

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FOTO: DPA

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