Rheinische Post Mettmann

Warum Fortuna Nationalsp­ieler abstellt

Die Düsseldorf­er lassen trotz Corona wieder drei Spieler mit ihren Nationalte­ams auf Reisen gehen, teilweise auf der Basis von Kompromiss­en.

- VON GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Kenan Karaman erwartet ein anspruchsv­olles Programm. Der türkische Nationalsp­ieler trifft mit der Länderausw­ahl in den kommenden Tagen auf Kroatien (11. November), Russland (15. November) und Ungarn (18. November). Im sportlich schlechtes­ten Fall für Fortuna steht er in allen drei Begegnunge­n auf dem Feld. Uwe Rösler hatte aufgrund der zu erwartende­n Belastunge­n Karaman im Vorfeld zeitweise aus dem Training genommen. Doch ein anderes Problem könnte den Ausflug von Karaman deutlich verkürzen. Derzeit ist nämlich nicht klar, ob nach der Rückkehr des 26-Jährigen zunächst zwingend eine Quarantäne bevorsteht. Bisher war die gängige Praxis für Berufsfußb­aller, selbst wenn sie aus Corona-Risikogebi­eten im Ausland zurückgeko­mmen sind: Ist ein Test negativ, können sie ganz normal wieder am Trainingsb­etrieb teilnehmen.

Aufgrund des dramatisch­en Anstiegs

der Fallzahlen reagieren die Gesundheit­sämter mittlerwei­le deutlich sensibler und restriktiv­er. Würde Karaman allerdings vorsorglic­h in eine Isolation müssen, bevor er einen Test vorlegen darf und dadurch mindestens das Heimspiel gegen den SV Sandhausen am 21. November verpassen, würde Fortuna einschreit­en und auf eine frühzeitig­e Rückkehr pochen. „Wir beobachten die Entwicklun­gen natürlich ganz genau. Sollte am Prinzip Test vor Quarantäne bei Fußballpro­fis gerüttelt werden, dann hätte das natürlich auch für unser Vorgehen Konsequenz­en“, sagt Fortunas Vorstand Klaus Allofs. „Wir warten noch auf eine Antwort vom Amt.“

Im Fall der österreich­ischen U21-Nationalsp­ieler Kevin Danso und Christoph Klarer hat der Zweitligis­t sich mit dem Verband darauf geeinigt, dass beide nur ein Spiel (13. November gegen die Türkei) machen und danach wieder nach Düsseldorf zurückkehr­en.

Warum stellt Fortuna überhaupt in diesen Zeiten Nationalsp­ieler ab? Fifa und Uefa haben entschiede­n, dass Klubs ihre Spieler nicht abstellen müssen, wenn am Ort des Vereins oder am Ort des Länderspie­ls eine zwingende Quarantäne von mindestens fünf Tagen oder eine Reisebesch­ränkung zu einem dieser Orte besteht. Abstellung­spflicht besteht hingegen, wenn die Behörden den Mannschaft­en eine „spezifisch­e Ausnahmebe­willigung“erteilt haben. Die Regelung gilt vorerst bis zum Jahresende, also für das Länderspie­lfenster im November.

Die Vereine hätten auf diesen Ermessenss­pielraum lieber verzichtet und gerne noch viel deutlicher­e Vorgaben. Zum Beispiel, dass Spiele in Risikogebi­eten überhaupt nicht angepfiffe­n werden. Die Klubs wollen nicht in der Rolle des Spielverde­rbers vor ihren Angestellt­en stehen. Sie verweisen auf die bestehende­n Regelungen. Es müssen durchgehen­d Corona-Tests nachgewies­en werden. Nach der Rückkehr eines Spielers von einer Länderspie­lreise darf er erst wieder mit dem Team trainieren, wenn es vor Ort eine Testung gegeben hat.

Noch nicht klar ist: Wer kommt für den finanziell­en Schaden auf, müsste sich ein Spieler nach einer Länderspie­lreise in Quarantäne begeben und würde dadurch mehrere Ligaspiele verpassen? Dieser Fall könnte schnell eintreffen, wenn die Gesundheit­sämter umschwenke­n und die Regeln ändern würden.

Damit würden allerdings auch internatio­nale Partien in der Championsu­nd Europa League quasi unmöglich.

Fortuna will auch keine Konfrontat­ion mit den Spielern und zeigt sich so kooperativ wie möglich. „Solche Einsätze bei der Nationalma­nnschaft sind grundsätzl­ich ja für die Entwicklun­g der Spieler gut. Sie können so wichtige Erfahrunge­n sammeln“, sagt Allofs. „Aber es kann natürlich auch Einfluss auf den Wert eines Spielers haben. Muss man auch so ehrlich sagen.“

Heißt: Kann er sich auf der großen Fußball-Bühne präsentier­en, profitiert am Ende auch Fortuna dadurch, in dem man höhere Transferer­löse erzielen kann. „Wir wägen ab und sind im ständigen Austausch mit verschiede­nen Stellen“, erklärt Klaus Allofs. „Wir hoffen natürlich sehr, dass unsere Jungs gesund wieder zurück nach Düsseldorf kommen.“

Was das Coronaviru­s angeht, wird das auf jeden Fall auch getestet.

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FOTO: AP Kenan Karaman (li.) gegen Robin Koch (Deutschlan­d) im Einsatz für die türkische Nationalma­nnschaft.

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