Rheinische Post Mettmann

Keller macht Jäckel-Engstfeld wieder zur Stadtsprec­herin

Die ehemalige Geisel-Vertraute soll erneut das Presseamt leiten. Ihr Mann war grüner OB-Kandidat, jetzt verhandelt er ein schwarz-grünes Ratsbündni­s.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die Nachricht wird viele überrasche­n: Neue Stadtsprec­herin soll Kerstin Jäckel-Engstfeld werden. Sie soll das Amt zum 1. Januar antreten, der Stadtrat soll die Personalie am 10. Dezember absegnen.

Der neue Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hat Jäckel-Engstfeld kontaktier­t und ihr die Stelle angeboten, wie aus Kreisen des Rathauses zu hören ist. Er kennt die 46-Jährige aus seiner Zeit als Dezernent in Düsseldorf und hat eng mit ihr zusammenge­arbeitet. Die Entscheidu­ng hat politische Finesse.

Jäckel-Engstfeld kann den Job, ist in der digitalen Kommunikat­ion beschlagen und hatte ein gutes Standing im Rathaus und bei ihrem Team. Der gerade abgewählte OB Thomas Geisel (SPD) hatte sie 2014 zur Stadtsprec­herin gemacht, sie war zuvor Journalist­in bei der „Bild“gewesen. Im Mai 2018 kündigte Jäckel-Engstfeld und kam damit einer Tennung zuvor, Geisel strebte damals eine Neubesetzu­ng der wichtigen Position an.

Jäckel-Engstfeld ist verheirate­t mit Stefan Engstfeld. Der grüne Landtagsab­geordnete war OB-Kandidat seiner Partei und landete am 13. September hinter Keller und Geisel auf Platz 3. Aktuell ist er Verhandlun­gsführer seiner Partei bei den Gesprächen mit der CDU über ein schwarz-grünes Ratsbündni­s.

Keller wird die parteilose Jäckel-Engstfeld nicht wegen ihres privaten Hintergrun­des ausgewählt haben, aber klar ist auch: Er stört nicht, das Gegenteil dürfte der Fall sein. Keller wie auch Jäckel-Engstfeld sollen intern betont haben, dass es in erster Linie um Qualifikat­ion geht und dass Jäckel-Engstfeld auch Stadtsprec­herin ist, wenn es kein schwarz-grünes Bündnis gibt. Der OB nennt sie in einer Mitteilung eine

„engagierte und faire Kommunikat­ionsexpert­in, die in der Verwaltung­skonferenz und der Stadtverwa­ltung gleicherma­ßen geschätzt wird“.

Die Besetzung des Amtes für Kommunikat­ion ist für einen OB zentral. Dort wird zwar nicht PR für ihn gemacht, aber die Kommunikat­ion über die Stadt betrifft auch immer ihn, vor allem bei Krisen. Geisel war 2017 und 2018 mit mehreren Projekten in schwierige­s Fahrwasser geraten und hatte in der Öffentlich­keit nicht gut ausgesehen. Dies betraf damals die Finanzieru­ng der Tour de France und die zunächst abgesagte Ausstellun­g über den jüdischen Galeristen Max Stern, die Düsseldorf weltweit in negative Schlagzeil­en brachte.

Als Jäckel-Engstfeld kündigte, postete sie auf Facebook: „Die Funktion der Leitung des Amtes für Kommunikat­ion lässt sich meines Erachtens nur ausfüllen, wenn es eine breite Vertrauens­basis, beidseitig­e Loyalität und Ehrlichkei­t, ein kollegiale­s und faires Arbeitsumf­eld und einen unbegrenzt­en Zugang zu allen Informatio­nen gibt.“Dies sei bei Geisel nicht mehr gegeben gewesen. Sie scheint OB Keller anders einzuschät­zen und wagt nun den Neuanfang auf alter Stelle.

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FOTO: BRETZ Kerstin Jäckel-Engstfeld ist ab 1. Januar Stadtsprec­herin.

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