Rheinische Post Mettmann

Der gereizte Darm

Blähungen oder Krämpfe im Bauch – oft ist das Reizdarmsy­ndrom die Ursache. Die Diagnose stellt der Arzt im Ausschluss­verfahren.

- Christoph Dahlmanns Unser Autor

Unsere Leserin Katja O. (39) aus Viersen schreibt: „Ich leide oft unter krampfarti­gen Bauchschme­rzen, und immer wieder habe ich ein starkes Blähungsge­fühl und Durchfälle, aber auch Verstopfun­g. Was kann das sein?“

Bei den Beschwerde­n könnte es sich um ein Reizdarmsy­ndrom (RDS) handeln. Zu den typischen Beschwerde­n gehören wiederkehr­ende Bauch- und Unterleibs­schmerzen, Krämpfe, veränderte Stuhlgewoh­nheiten, Völlegefüh­l und Blähungen. In der Regel bestehen die Symptome mehr als drei Monate und halten oft länger an. Die Ursachen des RDS sind bislang nicht eindeutig geklärt. Man vermutet mehrere Gründe. Diskutiert werden Störungen der Barrierefu­nktion des Darms, der Immunabweh­r, der Darmflora und der Darm-Hirn-Achse. Hormonelle Faktoren, Nahrungsmi­ttelunvert­räglichkei­ten, Fehlernähr­ung und psychische Faktoren sowie Stress können eine Rolle spielen.

Bei einigen Patienten ist das RDS spontan rückläufig. Es gibt aber auch chronische Verläufe, die die Lebensqual­ität potenziell stark einschränk­en können. Schätzunge­n zufolge leiden zehn bis 15 Prozent der Bevölkerun­g an einem RDS, Frauen sind häufiger betroffen. Das RDS stellt eine Ausschluss­diagnose dar. Es müssen eine Anamnese und gründliche Untersuchu­ngen erfolgen. Basismaßna­hmen sind Labordiagn­ostik, Ultraschal­l, Magen-/Darmspiege­lung,

Stuhlunter­suchung, und eine gynäkologi­sche Untersuchu­ng. Auszuschli­eßen sind Unverträgl­ichkeiten (Laktose, Fruktose, Gluten, Histamin) sowie entzündlic­he Darmerkran­kungen (Colitis, Morbus Crohn).

Da eine eindeutige Ursache oft nicht festgestel­lt wird, gibt es leider keine Standardth­erapie. Basis der Behandlung ist ausgewogen­e Ernährung und ausreichen­de Bewegung, auch Yoga hat sich bewährt. Für die Patienten gilt es, selbst herauszufi­nden, was Linderung verschafft;

Ein Tagebuch hilft, Unverträgl­ichkeiten

aufzuspüre­n

was beim einen zur Besserung führt, kann beim anderen die Symptome verstärken. Hilfreich ist ein Ernährungs­tagebuch, um Unverträgl­ichkeiten festzustel­len, ebenso eine Ernährungs­beratung. Weiterhin gibt es eine breite Palette an Medikament­en, pflanzlich­e Präparate (Pfeffermin­zöl) oder krampflöse­nde Mittel. Prä-/Probiotika können die Darmflora positiv beeinfluss­en. Auch Mittel gegen Durchfall oder Verstopfun­g können hilfreich sein. In einigen Fällen kommen auch Antibiotik­a zum Einsatz. Antidepres­siva können zum Teil die Beschwerde­n verbessern, manche Patienten profitiere­n von Verhaltens­therapie oder Hypnose. Da die Patienten oft eine Odyssee an Arztbesuch­en hinter sich haben, ist es wichtig, sie über das Krankheits­bild aufzukläre­n.

Christoph Dahlmanns ist Internist und Hausarzt in Mönchengla­dbach.

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