Der gereizte Darm
Blähungen oder Krämpfe im Bauch – oft ist das Reizdarmsyndrom die Ursache. Die Diagnose stellt der Arzt im Ausschlussverfahren.
Unsere Leserin Katja O. (39) aus Viersen schreibt: „Ich leide oft unter krampfartigen Bauchschmerzen, und immer wieder habe ich ein starkes Blähungsgefühl und Durchfälle, aber auch Verstopfung. Was kann das sein?“
Bei den Beschwerden könnte es sich um ein Reizdarmsyndrom (RDS) handeln. Zu den typischen Beschwerden gehören wiederkehrende Bauch- und Unterleibsschmerzen, Krämpfe, veränderte Stuhlgewohnheiten, Völlegefühl und Blähungen. In der Regel bestehen die Symptome mehr als drei Monate und halten oft länger an. Die Ursachen des RDS sind bislang nicht eindeutig geklärt. Man vermutet mehrere Gründe. Diskutiert werden Störungen der Barrierefunktion des Darms, der Immunabwehr, der Darmflora und der Darm-Hirn-Achse. Hormonelle Faktoren, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Fehlernährung und psychische Faktoren sowie Stress können eine Rolle spielen.
Bei einigen Patienten ist das RDS spontan rückläufig. Es gibt aber auch chronische Verläufe, die die Lebensqualität potenziell stark einschränken können. Schätzungen zufolge leiden zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung an einem RDS, Frauen sind häufiger betroffen. Das RDS stellt eine Ausschlussdiagnose dar. Es müssen eine Anamnese und gründliche Untersuchungen erfolgen. Basismaßnahmen sind Labordiagnostik, Ultraschall, Magen-/Darmspiegelung,
Stuhluntersuchung, und eine gynäkologische Untersuchung. Auszuschließen sind Unverträglichkeiten (Laktose, Fruktose, Gluten, Histamin) sowie entzündliche Darmerkrankungen (Colitis, Morbus Crohn).
Da eine eindeutige Ursache oft nicht festgestellt wird, gibt es leider keine Standardtherapie. Basis der Behandlung ist ausgewogene Ernährung und ausreichende Bewegung, auch Yoga hat sich bewährt. Für die Patienten gilt es, selbst herauszufinden, was Linderung verschafft;
Ein Tagebuch hilft, Unverträglichkeiten
aufzuspüren
was beim einen zur Besserung führt, kann beim anderen die Symptome verstärken. Hilfreich ist ein Ernährungstagebuch, um Unverträglichkeiten festzustellen, ebenso eine Ernährungsberatung. Weiterhin gibt es eine breite Palette an Medikamenten, pflanzliche Präparate (Pfefferminzöl) oder krampflösende Mittel. Prä-/Probiotika können die Darmflora positiv beeinflussen. Auch Mittel gegen Durchfall oder Verstopfung können hilfreich sein. In einigen Fällen kommen auch Antibiotika zum Einsatz. Antidepressiva können zum Teil die Beschwerden verbessern, manche Patienten profitieren von Verhaltenstherapie oder Hypnose. Da die Patienten oft eine Odyssee an Arztbesuchen hinter sich haben, ist es wichtig, sie über das Krankheitsbild aufzuklären.
Christoph Dahlmanns ist Internist und Hausarzt in Mönchengladbach.