Rheinische Post Mettmann

Vitamin-D-Präparate beugen Corona nicht vor

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KIEL (w.g.) Der Imperativ ging von Bloggern und Influencer­n aus: Leute, nehmt Vitamin D zur Vorbeugung gegen Corona!

Vitamin D, denkt jeder, kann ja nicht schaden, und seitdem bekannt ist, dass bei einer Reihe von Covid-19-Patienten ein niedriger Vitamin-D-Spiegel festgestel­lt wurde, liegt die Empfehlung nicht fern. Außerdem gibt es Studien zu der Frage, ob die Häufung von Atemwegsin­fekten im Winter eine Folge des in diesem Zeitraum niedrigen Vitamin-D-Spiegels durch einen Mangel an Sonnenlich­t ist.

Doch ist die Einnahme von Nahrungser­gänzungsmi­tteln sinnvoll? Das Problem ist, dass bei fast allen Covid-19-Patienten der Vitamin-D-Spiegel erstmals in ihrem Leben im Krankenhau­s bestimmt wurde. Ob sie zuvor einen Mangel hatten, ist fraglich.

Martin Smollich, Ernährungs­mediziner am Universitä­tsklinikum Schleswig-Holstein, weist in der „Deutschen Apotheker-Zeitung“auf eine andere Kausalität hin. Er glaubt, dass der niedrige Spiegel nicht Ursache, sondern Folge von Covid-19 sei. Es handele sich um eine immunologi­sche Reaktion in der Akutphase. Er sagt: „Bereits in der Vergangenh­eit wurde darauf hingewiese­n, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel etwa bei entzündlic­hen Erkrankung­en Folge der Entzündung und eben nicht Erkrankung­sursache ist.“

Ist vorbeugend­e Einnahme von Vitamin D gefährlich? Smollich rät nicht grundsätzl­ich ab, warnt aber vor hohen Dosierunge­n: Es gebe Hinweise darauf, „dass erhöhte Serumkonze­ntrationen von Vitamin D zu einer immunsuppr­essiven Wirkung führen könnten“. Ähnlich skeptisch ist Martin Fassnacht, Endokrinol­oge an der Uniklinik Würzburg. Auch er sieht „den Hype um Vitamin D“kritisch, wie er der „Deutschen Welle“sagte: „Bisher haben sich die Hoffnungen, dass die Gabe von Vitamin D eine heilende Wirkung hat, nicht bestätigt.“

Wer auf gesunde Weise etwas für seinen Vitamin-D-Spiegel tun möchte, der sollte nach draußen gehen. Bei ausreichen­d Sonne bildet der Körper in der Haut 80 bis 90 Prozent der nötigen Menge an Vitamin D, im Winter allerdings deutlich weniger. Nahrungsmi­ttel in nennenswer­ter Menge (etwa Hering und Makrele) steuern nur einen kleinen Rest bei.

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