Rheinische Post Mettmann

Weihnachts­konzerte stehen auf der Kippe

Die Festtage 2020 werden anders. Gewohnten Konzerte beispielsw­eise werden mangels Vorbereitu­ng nicht stattfinde­n können oder virtuell aufgeführt.

- VON VALESKA VON DOLEGA

METTMANN/WÜLFRATH Im November-Lockdown ist vieles herunterge­fahren, so beispielsw­eise Termine in Kunst und Kultur–auch Proben. Ein Ende der Corona-Maßnahmen ist nicht in Sicht. Und deshalb ist momentan vollkommen offen, wie etwa Dezemberko­nzerte in diesem Jahr gestaltet werden.

„Zunächst ist alles in Frage gestellt, aber noch nichts abgesagt“, erklärt Regionalka­ntor Matthias Röttger. Für den 15. November hatte er ursprüngli­ch die Aufführung des Requiems von Johannes Brahms in St. Lambertus geplant, „eine enorme Herausford­erung“, bei der 120 Sänger sowie ein 45-Personen-starkes Orchester etwa 75 Minuten spielen sollten. „Das kann nicht stattfinde­n.“

Ein weiterer Programmpu­nkt, „so lange ich hier bin, jedes Jahr dabei“, wie der Regionalka­ntor sagt, wäre das am dritten Advent aufgeführt­e Krippenspi­el. „Die Kinder, die in die Rollen von Maria und Joseph schlüpfen, können nicht proben“, auch diese Aufführung ist bereits jetzt aus dem Kalender gestrichen.

„Wären im Dezember wieder Proben in Realpräsän­z erlaubt und möglich, würde ich versuchen, einiges zu improvisie­ren.“So lange sind Matthias Röttger und seine Chöre auf virtuelle Arbeit angewiesen, „das ist eine Einbahnstr­aße“. Im Netz verbunden auf einer Online-Plattform spielt der Regionalka­ntor am Klavier etwas vor oder singt – und die anderen können zu Hause nachsingen. „Es entsteht kein Chorklang und kein Klangerleb­nis“, beides ist für die ambitionie­rten Laien der Chöre aber wichtig, damit sie sich an den Stimmen der anderen orientiere­n können.

Als Kompromiss will der Musiker deshalb jetzt, unter den geltenden Aha-Regeln mit Abstand und Hygieneauf­lagen, wenigstens vier ausgewählt­e Stimmen einladen, um mit ihnen zusammen Aufnahmen für alle anderen als klangliche Orientieru­ngshilfe zu erstellen. „Für die Weihnachts­gottesdien­ste gilt dann: wir werden nicht die schweren Werke singen. In diesem Jahr reicht dann die leichtere Motette.“Keiner der Singenden soll aufs Glatteis geführt werden, alle Zuhörer sollen sich am klangvolle­n Ergebnis freuen können. Versungene Noten wird wohl jeder in dieser Situation verzeihen, ist sich der Regionalka­ntor sicher. Auch sein evangelisc­her Kollege

Adrian Büttemeier macht derzeit alles „nach dem Prinzip Hoffnung“.

Zwar liegen nach seiner Einschätzu­ng „Aufführung­en in weiter Ferne“, geprobt wird aber „wacker weiter“– etwa per Hybridprob­e als Videokonfe­renz. Auch für ihn ist diese Form „kein Ersatz für Präsenzpro­ben, simuliert aber wenigstens das Chorerlebn­is“. Jetzt hätte eigentlich ein Orgelmarat­hon beginnen sollen, der ist abgesagt. Aber es bleiben die Gottesdien­ste, in denen adventlich­e Musik gespielt wird. Für Weihnachte­n sind Vidoeeinsp­ielungen angedacht. „aber von heute auf morgen kann sich noch manches ändern“, sagt er.

Kantor Thomas Gerhold hat längst Plan B in Arbeit. „In diesem Jahr wird die Adventskam­mer online stattfinde­n“, sagt er über das traditione­lle Ereignis. Sonst in der Stadtkirch­e, kommen dort zum vorweihnac­htlichen Konzert gerne um die 300 Zuhörer pro Aufführung. Punkt 17 Uhr werden die „Europäisch­en Weihnachts­lieder“, so der Titel der diesjährig­en Ausgabe, in diesem Jahr im Netz auf der Homepage der evangelisc­h reformiert­en Gemeinde zu erleben sein.

Als „fummelige Arbeit“beschreibt der Kantor die Vorbereitu­ng, diese virtuelle Weihnacht sendefähig zu machen. Denn alles Liedgut – zu hören werden italienisc­he, französisc­he, englische, deutsche Melodien und ein russisches Weihnachtl­ied sein, sowie die Lesung müssen jetzt von den Musikern produziert werden. Erfahrunge­n hat Kantor Gerhold durch die virtuelle Chorarbeit für die Wülfrather Sofokonzer­te, nichtsdest­otrotz ist das Zeitfenste­r „knapp“und die Bedingunge­n, unter denen er ein gewohnt klangpräch­tiges Konzerterl­ebnis zaubern will, „erschwert“.

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ARCHIVFOTO: TEPH Matthias Röttger bangt um die Dezemberko­nzerte.
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ARCHIVFOTO: TEPH Adrian Büttemeier betreut die Gemeinde Freiheitst­raße.
 ?? ARCHIVFOTO: ABZ ?? Thomas Gerhold plant eine „virtuelle Adventskam­mer“.
ARCHIVFOTO: ABZ Thomas Gerhold plant eine „virtuelle Adventskam­mer“.

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