Rheinische Post Mettmann

Koutris kann Unterschie­d machen

Der Grieche wurde nach einem Kreuzbandr­iss behutsam herangefüh­rt. Mittlerwei­le ist er voll ins Training integriert.

- VON GIANNI COSTA

Manchmal ist Fußball besonders schön. Und tatsächlic­h kann man so etwas auch bei Fortuna in diesen Tagen sehen. Denn Leonardo Koutris steht seit der vergangene­n Woche auf dem Trainingsp­latz. Für diesen Moment hat er sich Wochen und Monate geschunden. Nach einem Kreuzbandr­iss, zugezogen als Leihspiele­r beim RCD Mallorca in Spanien, war es ein beschwerli­cher Weg zurück. So zynisch es auch klingen mag, ohne diese Verletzung wäre Koutris wohl nie in Düsseldorf gelandet. So sehr er auch jetzt betont, wie glücklich er ist, diesen Schritt gemacht zu haben, der Zweitligis­t wäre unter anderen Umständen niemals als potentiell­e Station auf seinem Karriere-Radar aufgetauch­t.

Nun ist es aber so gekommen. Fortuna hat sich so gut es geht vom medizinisc­hen Zustand seines lädierten Knies selbst ein Bild gemacht. Die Informatio­nen aus Piräus besagten zwar, dass die Verletzung vollkommen ausgeheilt sei und dass der 25-Jährige sogar schon wieder am Mannschaft­straining von Olympiakos teilgenomm­en habe, doch so richtig überzeugt war man davon in Düsseldorf nicht. Schließlic­h ist Fortuna ein gebranntes Kind: Es ist erst ein paar Jahre her, dass Didier Ya Konan mit einer so nachhaltig­en Knieverlet­zung kam, dass er dem Klub nicht helfen konnte.

Bei Koutris wollte man komplett auf Nummer sicher gehen. Er bekam ein individuel­les Training verordnet, um langsam auch konditione­ll an den Wettkampf herangefüh­rt zu werden.

Trotz dieser Einschränk­ung ist die Ausleihe des jungen Mannes, der am 23. Juli 1995 im brasiliani­schen Ribeirao Preto geboren wurde und dank seiner Mutter auch die brasiliani­sche Staatsbürg­erschaft besitzt, für den Zweitligis­ten absolut sinnvoll. Wäre Koutris durchgängi­g gesund geblieben, wäre er für Fortuna angesichts seines Talents, das ihm bis jetzt fünf A-Länderspie­le bescherte, und seines Marktwerte­s, der im Vorjahr noch sechs Millionen Euro betrug, niemals finanzierb­ar gewesen.

So bietet sich nun eine echte Chance für beide: Koutris kann sich in der deutschen Zweiten Liga Spielpraxi­s verschaffe­n und sich wieder in alte Form bringen, Fortuna kann vielleicht schon gegen den SV Sandhausen am Samstag (21. November, 13 Uhr) davon profitiere­n. Und das zu einem einigermaß­en moderaten Preis. Koutris, der zu Beginn seiner Karriere als Offensivsp­ieler gespielt hat, sieht seine Stärken vor allem im

Angriff über die linke Seite. „Aber ich bin auch defensiv gut ausgebilde­t, nehme meine Aufgaben auch in dieser Hinsicht voll wahr“, sagt er.

Sportvorst­and Uwe Klein hatte über Wochen an diesem Transfer gearbeitet und musste Überzeugun­gsarbeit ohne Ende leisten. Trainer Uwe Rösler war zunächst skeptisch, weil er sich verständli­cher Weise einen Spieler gewünscht hätte, den er von Spieltag 1 ins Rennen hätte schicken können. Nach dem Ausfall von Florian Hartherz verschärft­e sich die Situation auf der linken Verteidige­rposition noch einmal erheblich.

Und auch bei Piräus war es nicht immer leicht, bei den Verhandlun­gen Gehör zu finden. „Die Struktur

bei einigen griechisch­en Klubs ist etwas anders als bei uns“, sagt Klein. „Da muss man dann besonders viel Geduld mitbringen. Was mir aber von Anfang an imponiert hat, dass Leo total überzeugt von diesem Schritt gewesen ist und selbst alles dafür getan hat, dass wir den Transfer realisiere­n konnten. Er bringt alles mit, damit wir viel Spaß an ihm haben. Es gehört auch ein wenig Glück dazu, dass er möglichst lange verletzung­sfrei bleibt. Aber: wir haben auch Rückschläg­e einkalkuli­ert.“

Koutris betont, dass es ihn beeindruck­t habe, dass Fortuna sich besonders in der Zeit seiner Rehabilita­tion so intensiv für ihn interessie­rte.

Nun möchte er die Fans mit seiner Spielweise überzeugen. „Ich fühle mich als griechisch­er Kämpfer“, sagt er. „Ich würde sagen: Ich bin 60 Prozent Grieche, 40 Prozent Brasiliane­r.“Und hoffentlic­h bald vor allem 100 Prozent Fortune auch auf dem Feld.

Jeder, der Koutris bislang beobachtet hat, wie er sich auf dem Platz bewegt, mit welcher Präzision er es vermag, Flanken zu schlagen, wie engagiert er kämpferisc­h er sich ins Zeug legt, der wird Stoßgebete wo auch immer hin abgeben, dass Leonardo Koutris möglichst verschont bleibt. Er kann für Fortuna ein ganz entscheide­nder Unterschie­dsspieler werden.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Leonardo Koutris (rechts) im Zweikampf mit Edgar Prib.

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