Der Unitas-Job ist eine Herzensangelegenheit
Der neue Chefcoach des Handball-Oberligisten hat bei seinem ersten Engagement in Haan viele Freundschaften geschlossen.
HAAN Anfang April schien das Oberliga-Team der Unitas Haan auseinanderzubrechen, letztlich verließen aber nur einige Stammkräfte wie Torhüter Tobias Joest oder Lennard Austrup den Klub. Dafür kehrten jedoch altgediente Handballer wie Stephan Panthel oder Monty Kreisköther in die Unitas-Mannschaft zurück, um den Verein in schwierigen Zeiten zu unterstützen. ExCoach Ronny Lasch, damals noch bei der SG Langenfeld als Co-Trainer unter Vertrag, bot seine Hilfe als Berater des Trainerduos Christian Peters und Moritz Blau an. Mitte Oktober verkündete Lasch seinen Abschied in Langenfeld und arbeitet seither als Chefcoach der Unitas. Peters kann sich damit wieder auf seine Aufgabe als Trainer der zweiten Mannschaft konzentrieren und Blau auf seine Rolle als Rückraumspieler. Torwarttrainer bleibt Sascha Grünwald.
Sie hatten einen guten Job als Co-Trainer des ambitionierten Regionalligisten SG Langenfeld. Was hat Sie bewogen, ganz zur momentan kriselnden Unitas zu kommen?
LASCH Das war ganz allein eine Entscheidung des Herzens. Ich habe von 2013 bis 2016 drei Jahre in Haan als Trainer der ersten Mannschaft gearbeitet. In dieser Zeit habe ich Freundschaften gefunden, die mehr wert sind als jeder gute Job. Es gibt hier Leute, mit denen ich richtig gut befreundet bin – Moritz Blau vorneweg. Als ich gefragt wurde, ob ich mir das vorstellen kann, habe ich nicht lange überlegt. Manchmal muss man auf sein Herz hören und nicht auf den Verstand. Langenfeld ist mein zu Hause – ich wohne fünf Autominuten von der Halle weg. Haan ist aber mein Herz.
Passt Ihnen die Corona-Pause ins Konzept? Auch die Verlängerung bis in den Januar?
LASCH Das ist eine schwierige Aufgabe mit Corona, dem Saisonabbruch im letzten Jahr und speziell der Harz-Thematik in Haan. Dass die Meisterschaft jetzt auf jeden Fall bis zum 6. Januar unterbrochen ist, macht es auch nicht einfacher. Ich glaube nicht, dass wir im Dezember noch einmal trainieren dürfen, auch wenn ich es mir wünsche. Das ist eine Situation, die es so noch nie gab und hoffentlich nicht wieder kommt. Es steht in den Sternen, wann es weitergeht. Die Spieler
haben ein Trainingskonzept bekommen, um sich zu Hause fit zu halten, handballerisch müssen wir danach aber wieder bei null anfangen. Die Leute bei der Unitas und ich – wir leben für den Handball. Im ganzen Wochenablauf fehlt etwas, wenn man normalerweise zwei bis drei Trainingseinheiten und ein Spiel pro Woche hat. Wenn ich die Spieler nicht mehr sehe oder Torwarttrainer Sascha Grünwald – die Beziehungen fehlen einfach.
Gibt es auch Positives in der Corona-Pandemie?
LASCH Es freut mich, dass ich soviel Zeit mit meinem zweijährigen Sohn verbringen kann, dass wir in der Vorweihnachtszeit soviel Zeit miteinander haben. Ich kann mit ihm spielen, zu Abendbrot essen und ihn dann ins Bett bringen. Das ist sehr angenehm für uns alle. Aber auch für meine Frau ist Handball zu wichtig. Sie hat bei der Unitas in der ersten Damenmannschaft gespielt und weiß, was Handball uns als Familie bedeutet.
Nach vier Oberliga-Partien steht die Unitas mit null Punkten am Tabellenende. Wie schätzen Sie die Lage ein?
LASCH Man muss auch schauen, gegen wen die Mannschaft verloren hat: Es waren drei Teams darunter, die auf den ersten drei Plätzen stehen. Schon vor der Saison ist es unglücklich gelaufen, weil erst ab dem 15. August die Halle an der Adlerstraße zur Verfügung stand und zwei Wochen später schon die Meisterschaft begann.
Was wollen Sie mit der Unitas erreichen?
LASCH Wir wollen so schnell wie möglich Punkte holen, um aus dem Keller herauszukommen. Phasenweise hat die Mannschaft schon gut gespielt, es hat aber noch nicht für die ganzen 60 Minuten gereicht. Der Gegner hat irgendetwas umgestellt, worauf das Team nicht mehr reagieren konnte und dann auseinandergebrochen ist. Meine Aufgabe ist es, das abzustellen. Die Trainingsbeteiligung ist sehr gut, man hat gemerkt, dass da Feuer drin ist. Wenn die Verletzten wiederkommen wie Marcel Billen, Marvin Mohrmann oder Raphael Korbmacher, dann würde ich gerne mit den Jungs weiter vorankommen. Das Gute an der aktuellen Pause ist, dass alle ihre großen Wehwehchen mal auskurieren können.
Wo sehen sie die Stärke des neuformierten Kaders?
LASCH Das sind alles Leute, die Handball spielen können und sehr gut harmonieren. Die Grundlagen sind da, es reicht aber noch nicht für ein ganzes Spiel. Handball mit schnellen Tempowechseln ist etwas ganz anderes als ein Waldlauf. Ich will die Spieler jetzt auf ein Level bringen, dass es für die Oberliga und den Klassenerhalt langt.
Wird die Saison normal zu Ende gespielt?
LASCH Der HVN hat sich noch nicht geäußert, hat noch keinen richtigen Plan. Wir haben bislang nur vier Spiele gemacht. Im neuen Jahr müssten wir in vier, fünf Monaten eine fast komplette Hinrunde und die Rückrunde spielen – das kann
Oberliga nicht funktionieren. Momentan kursieren in allen Ligen die wildesten Modelle, wie es weitergeht.
Worin liegen die Tücken in der Corona-Pandemie?
LASCH In der Verletzungsprophylaxe. Wenn man fünf Monate ohne Halle trainiert, ist das für Handballer nicht gut. Durch die kurzen, schnellen Antritte, die schnellen Bewegungen und Richtungswechsel kann es zu Bänderverletzungen, Muskelfaserrissen oder Zerrungen kommen. Diesen Verletzungen muss man vorbeugen. Deswegen hat der DHB ja auch das Return-to-play-Konzept entwickelt. Wenn man wieder mit dem Handball anfängt, muss man sich erst wieder an die Belastung gewöhnen und die ganz einfachen Abläufe reinbekommen. Die Mannschaften brauchen deshalb drei bis vier Wochen Vorbereitung. Deshalb müssen wir im Dezember zweimal die Woche trainieren können, wenn es am 6. Januar weitergehen soll, sonst ist das ein Himmelfahrtskommando.
Wollen Sie längerfristig bei der Unitas arbeiten?
LASCH Ich will mindestens noch die nächste Saison bei der Unitas machen. Ich gehe davon aus, dass wir die Klasse halten und ich danach auch noch in irgendeiner Form bleibe. Keiner weiß, ob uns die Pandemie die nächsten zwei Jahre noch begleitet. Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, wie sich alles in den nächsten vier bis sechs Wochen entwickelt. Natürlich haben wir schon Leute im Kopf, die wir für die nächste Saison ansprechen würden, aber in dieser Zeit kann man keinem Spieler irgendetwas versprechen. Wer so etwas macht, ist unglaubwürdig.