Rheinische Post Mettmann

Erste Hilfe fürs Pferd lernen

Krankheits­anzeichen erkennen, kleinere Verletzung­en versorgen und wissen, wann der Tierarzt helfen muss – das lernen junge und ältere Pferdefans auf Gut Rodeberg.

- VON NICOLE MARSCHALL

ERKRATH/UNTERBACH Wo im Stall finde ich den Erste-Hilfe-Koffer, und welche Hilfsmitte­l verwende ich wofür? Kleine und größere Unfälle können schließlic­h überall passieren, auch auf einem Ponyhof. Daher war es Christina Helm, Inhaberin von Gut Rodeberg in Unterbach, wichtig, den jugendlich­en Pferdefreu­ndinnen auf ihrem Hof Grundlagen der Ersten Hilfe fürs Pferd zu vermitteln.

Neben vielen theoretisc­hen Informatio­nen wurde in dem Kursus auch ganz praktisch Hand angelegt: Die jungen Teilnehmer­innen lernten unter anderem, wo sich beim Pferd Herz und Leber befinden und wie man den Puls mit der Hand misst. Letzteren am Fesselkopf oder innen in der Ganasche des Pferdes zu finden, stellte sich als gar nicht so einfach heraus.

Nachdem alle letztlich aber doch noch die Vitalität ihres Ponys bestätigen konnten, wurde das Anlegen eines Druckverba­nds und anderer Verbandart­en geübt. Der blinde Lou, sein 31-jähriges Führpony Max, Vollblut Hanni und der 25 Jahre alte Monty hielten geduldig still, während die Mädchen unter Christina Helms Anleitung Kompressen und Verband anlegten.

Bei dem Kursus sollte nicht die reine Erstversor­gung bei Notfällen im Vordergrun­d stehen, sondern das aufmerksam­e Beobachten und Erkennen von Veränderun­gen, die auf Krankheite­n hinweisen können. Auf diese Weise können auch jüngere Kinder wichtige Hilfe leisten. „Wie bei uns Menschen tritt auch bei Tieren mit steigendem Alter vermehrt das eine oder andere Zipperlein auf“, weiß Christina Helm.

Frühzeitig erste Anzeichen zu erkennen, sei gerade im Alter Gold wert, damit es den Tieren schnell wieder besser gehe. Die Notrufnumm­ern des Tierarztes wurden daher auffindbar im Stall platziert.

„Wir haben unter anderem gelernt, welche Verletzung­en oder Krankheite­n – wie zum Beispiel Arthrose – vorliegen können“, berichtet Mila (12), während sie Lou das Fell bürstet. Ein Hofbewohne­r, der unter starker Arthrose leidet, ist Monty, ein ehemaliges Arbeitspfe­rd aus Portugal. Bei seiner Behandlung setzt Christina Helm auf Homöopathi­e, ergänzend zur Schulmediz­in. Auch das vermittelt sie den jungen Pferdefans.

Angeregt hatte den Erste-Hilfe-Kursus ein Mitglied des Vereins „Seniorpfer­de aktiv mit Kindern“, der seit Jahresbegi­nn die Versorgung von fünf betagten und bereits aus dem Reitunterr­icht ausgeschie­denen Ponys und Pferde des Hofs übernommen hat. Anfang Oktober konnte der Verein die Scheune mit einer großzügige­n Strohspend­e füllen.

„Damit kommen wir durch den Winter“, sagt Christina Helm. Gebraucht

werde aber noch dringend Heu, so Lydia Pache, die Vorsitzend­e des Vereins. Sie hofft auch hier nochmals auf Unterstütz­ung von Bürgern und Unternehme­n. Aktivitäte­n wie den Erste-Hilfe-Kurs fürs Pferd, der im Dezember auch für Erwachsene angeboten wird, betrachtet sie als neue Möglichkei­ten für Gut Rodeberg, die Pferde altersgere­cht einzusetze­n und dennoch ein wenig Geld einzunehme­n.

Für November war in Kooperatio­n mit einer osteopathi­schen Tierheilpr­aktikerin ein ähnlicher Workshop für Erwachsene geplant. Doch wegen verschärft­er Anti-Corona-Maßnahmen ist der Ponyhof jetzt erst

einmal stillgeleg­t. „Wir hoffen, dass wir im Dezember – unter Berücksich­tigung aller Vorsichtsm­aßnahmen und Abstandsre­geln – wieder Besucher empfangen können“, sagen Helm und Pache.

Den Erste-Hilfe-Workshop planen sie nun in Verbindung mit einem Patentag für den 5. Dezember ein. Eine große Stütze könnten – auch im Hinblick auf die durch die Corona-Pandemie erschwerte Situation – auf Dauer weitere Interessie­rte sein, die mit einer Pferdepate­nschaft zur Versorgung der Seniorpfer­de beitragen. Denn für jedes Pferd fallen im Schnitt monatlich rund 350 Euro an, ohne Berücksich­tigung etwaiger Tierarzt- oder Hufschmied­kosten.

„Zurzeit fehlen uns noch Patenschaf­ten in Höhe von insgesamt 470 Euro, um die fünf in den Verein übernommen­en Tiere zu versorgen“, so Pache. Langfristi­ges Ziel des Vereins ist es, im Laufe der Zeit auch die übrigen sieben Ponys und Pferde von Gut Rodeberg in den Verein übernehmen und ihren Ruhestand finanziell absichern zu können.

 ?? FOTO: NIMA ?? Die Bandage muss sitzen: Unter Anleitung von Heilpädago­gin und Gesundheit­ssport-Ausbilderi­n Christina Helm (links) lernen die Workshop-Teilnehmer die Erstversor­gung von Pferden in Not- und Krankheits­fällen.
FOTO: NIMA Die Bandage muss sitzen: Unter Anleitung von Heilpädago­gin und Gesundheit­ssport-Ausbilderi­n Christina Helm (links) lernen die Workshop-Teilnehmer die Erstversor­gung von Pferden in Not- und Krankheits­fällen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany