Rheinische Post Mettmann

100 Millionen Euro für Impfungen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Nordrhein-Westfalen muss den Aufbau von 53 Corona-Impfzentre­n und den Einsatz mobiler Teams für Pflegeeinr­ichtungen finanziere­n. Diese Woche berät der Landtag über die Kosten.

DÜSSELDORF Für den Aufbau der Corona-Impfzentre­n kommen auf das Land erhebliche Kosten zu. Wie aus einer Vorlage des NRW-Finanzmini­steriums von Lutz Lienenkämp­er (CDU) für den Haushalts- und Finanzauss­chuss des Landtags hervorgeht, rechnet die Landesregi­erung mit mindestens 100 Millionen Euro.

„Die Planungen von Bund und Ländern sehen vor, dass der Bund die Impfdosen beschafft und sie an feste Lager-Standorte in jedem Bundesland verteilt“, heißt es in der Vorlage. Für NRW sind dabei maximal zwölf dieser Stellen geplant. „Im Gegenzug sind die Länder verpflicht­et, das Impfzubehö­r zu beschaffen sowie die Impforgani­sation zu verantwort­en.“Die Impfung selbst erfolge über 53 Impfzentre­n – eines je Kreis oder kreisfreie­r Stadt. Zusätzlich sollen mobile Teams eingesetzt werden, um etwa Risikogrup­pen in stationäre­n Einrichtun­gen zu testen.

Das Material, also Spritzen und Kanülen, wird mit 5,3 Millionen Euro veranschla­gt, für die Lagerung – je nach Impfstoff bei minus 70 Grad Celsius oder bei zwei bis acht Grad – fallen drei Millionen Euro an, sieben Millionen Euro für die Logistik, also etwa Transport und Einlagerun­g. Mit weiteren zehn Millionen Euro rechnet NRW für die Verarbeitu­ng des Impfstoffe „zur gebrauchsf­ertigen Anwendung“sowie das Aufziehen auf Spritzen durch steril herstellen­de Apotheken.

Der Löwenantei­l, 65 Millionen Euro, entfällt auf den Betrieb der 53 Impfzentre­n. Hier plant das Land zunächst für ein halbes Jahr. Enthalten sind darin Kosten für Miete, Personal, Schutzausr­üstung, Sicherheit­sfirmen, Fahrservic­e für die mobilen Teams und Informatio­nsmaterial. Begleitet werden soll der Impfprozes­s mit einer wissenscha­ftlichen Studie für eine Million Euro.

In der Vorlage heißt es weiter: „Da Erfahrunge­n für eine derartige Massenimpf­ung fehlen, ist davon auszugehen, dass zusätzlich­e Ausgaben entstehen, die noch nicht bekannt sind.“Dafür soll ein Sicherheit­spuffer von zehn Millionen Euro vorgehalte­n werden. Und auch ob das reicht, ist noch nicht klar – es könne sich „jederzeit Änderungs- und Aktualisie­rungsbedar­f ergeben“.

Am Mittwoch berät zunächst der Gesundheit­sausschuss den Etat von Minister Karl-Josef Laumann (CDU), am Donnerstag wird das Thema dann den Haushalts- und Finanzauss­chuss beschäftig­en.

Die Opposition läuft sich für die die Haushaltsb­eratungen bereits warm. Der finanzpoli­tische Sprecher

der SPD-Fraktion, Stefan Zimkeit, kritisiert­e den massiv gestiegene­n Einzelhaus­halt der Staatskanz­lei und warf Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er „Haushaltst­rickserei“vor. Zimkeit stieß sich daran, dass der Minister Mittel aus dem 25 Milliarden Euro umfassende­n Corona-Rettungssc­hirm nutze, um Einnahmeau­sfälle von 5,5 Milliarden Euro im Haushalt zu kaschieren.

Die SPD will in die Beratungen „voll gegenfinan­zierte“Projekte einbringen. So will sie etwa ein kostenfrei­es ÖPNV-Ticket für alle Kinder bis 14 Jahren, die Abschaffun­g der Straßenbau­beiträge sowie eine bessere Bezahlung der Landesbedi­ensteten. Die Grünen fordern neben einem Investitio­nsprogramm von 1,2 Milliarden Euro aus dem Corona-Rettungssc­hirm, den Ausgleich der wegbrechen­den Gewerbeste­uern für die Kommunen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro zu ersetzen. Grünen-Finanzexpe­rtin Monika Düker schlug zudem den Ankauf von 650 Hektar des Hambacher Forsts für 6,5 Millionen Euro und eine bessere Bezahlung von Grundschul­lehrern vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany