Rheinische Post Mettmann

Die Lehrpläne müssen entrümpelt werden

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Schon jetzt ist ziemlich sicher, dass es Corona-Jahrgänge geben wird. Absolvente­n also, die in den Jahren 2020 und 2021 ihren Schulabsch­luss gemacht haben und wochenlang mit Lockdown und Unterricht­sausfall zu kämpfen hatten. Schulpolit­iker können noch so sehr betonen, dass an den Schulen zurzeit überwiegen­d Präsenzunt­erricht stattfinde­t – die Realität sieht anders aus. Der Landesstat­istik zufolge war zuletzt jede fünfte Schule in Nordrhein-Westfalen von Schließung­en betroffen – teilweise oder komplett. Nicht mitgezählt ist, wie viel Unterricht nicht erteilt wird, weil Lehrer ausfallen.

Um die Schüler nicht vollends zu demotivier­en und die Lehrer zu entlasten, wäre es daher sinnvoll, die Lehrpläne für eine befristete Zeit zu entrümpeln. Etwa jetzt zu überlegen, welcher Unterricht­sstoff bis zum Schuljahre­sende wirklich essenziell ist. Der Fokus sollte dabei auf der Vermittlun­g von Kompetenze­n liegen: Wer gelernt hat, wie man lernt, kann sich sehr viel Wissen im Laufe seines Lebens selbst aneignen.

Für die jüngeren Jahrgänge der Klassen acht und neun an Gymnasien könnte es in Nordrhein-Westfalen noch eine andere Lösung geben, um die Lücken nicht zu groß werden zu lassen. Sie könnten noch zu einem G9-Jahrgang umgemodelt werden, also ein Jahr länger zur Schule gehen. Zugegeben, das Ausdünnen der Lehrpläne könnte zur Folge haben, dass die Vergleichb­arkeit von Noten und Zeugnissen leidet. Tatsächlic­h sollten die Kultusmini­ster alles dafür tun, damit sie die Abschlüsse jeweils der anderen Bundesländ­er auch weiterhin anerkennen. Sie werden dabei wohl ein Auge zudrücken müssen. Aber das mussten sie in Vor-Corona-Zeiten auch schon.

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