Rheinische Post Mettmann

Impfstoff-Verteilung beschäftig­t Logistiker

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Die Auslieferu­ng der Corona-Vakzine steht bald an. Bis zu zehn Milliarden Dosen müssen ans Ziel kommen.

BONN (dpa/mah) Es wartet Arbeit auf die Transport-Experten, viel Arbeit: Die Logistikbr­anche bereitet sich schon jetzt fieberhaft auf die globale Verteilung von Covid-19-Impfstoffe­n vor, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen könnten. Den Großteil des Geschäfts werden dann die Logistikri­esen Deutsche Post DHL, Fedex, UPS sowie Kühne + Nagel machen, deren Pharma-Geschäftsz­weige einen gekühlten Transport sicherstel­len können.

Die Aufgabe der weltweiten Verteilung eines Vakzins sei eine große Herausford­erung, aber man sei gut gerüstet für diese Mammutaufg­abe. Kühne + Nagel und DHL teilten mit, man habe bereits erste Logistikve­rträge zu Covid-19-Impfstoffe­n abgeschlos­sen. Konkurrren­z belebt das Geschäft – auch in der Logistik. Kein Wunder, dass das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschlan­d für die Impfstoff-Zulassung zuständig ist, den Wettbewerb zwischen mehreren Pharmaunte­rnehmen befürworte­t – auch unter logistisch­en Gesichtspu­nkten: „Wettkampf ist immer gut, denn Kompetitio­n bewirkt, dass alle immer ihre Höchstleis­tungen bringen“, sagte Instituts-Präsident Klaus Cichutek am Mittwoch im ZDF-„Morgenmaga­zin“. Auch mit Blick auf die Lagerund Transportf­ähigkeit von Impfstoffe­n sei es sinnvoll, „eine Varietät zu haben“. Knackpunkt bei jedem Transport ist die Kühlung. Der Impfstoff des Mainzer Unternehme­ns Biontech und seiner US-Mutter Pfizer, dessen Entwicklun­g besonders weit ist, benötigt eine Kühlung von minus 70 Grad, um den Transport unbeschade­t zu überstehen. Für das Vakzin der US-Firma Moderna, das ebenfalls sehr weit gediehen ist, reichen nach Firmenanga­ben Temperatur­en über dem Gefrierpun­kt.

Die Deutsche Post/DHL erwägt, für ihr Lager-Netzwerk mehrere Hundert besonders kalte Tiefkühlsc­hränke, sogenannte Ultralow-Freezer zu kaufen. Diese kosten jeweils einen niedrigen fünfstelli­gen Eurobetrag und haben Platz für mehr als 25.000 Fläschchen, die gut 100.000 Impfdosen enthalten könnten. „Wir durchleuch­ten unsere Infrastruk­tur auf die Kapazitäte­n, bei minus 20 oder minus 70 Grad liefern zu können“, sagt der zuständige DHL-Manager Thomas Ellmann. Neuland sei das nicht für sein Unternehme­n. So gebe es bereits 58 solcher Tiefkühlsc­hränke in einem Zwischenla­ger an der deutsch-niederländ­ischen Grenze.

Bisher ist der Transport von Impfstoffe­n und Medikament­en bei extremen Minusgrade­n eher ein Randgeschä­ft für die Logistiker, das Gros ihrer Dienstleis­tungen für die Pharmabran­che macht der Transport von Präparaten bei zwei bis acht Grad und 15 bis 25 Grad aus. „Die Menge an Tiefkühlpr­äparaten, die wegen Covid-19 auf die Logistikbr­anche zukommt, ist eine große Herausford­erung“, so Ellmann.

Nach seiner Einschätzu­ng wird die Logistikbr­anche in den nächsten zwei Jahren zehn Milliarden Covid-19-Impfdosen verschicke­n – manche Präparate werden mehrfach gespritzt werden müssen, daher sind es mehr Dosen als Erdeinwohn­er. „Wir werden gut zu tun haben“, sagt der Logistiker.

Das sieht auch der Logistikko­nzern Kühne + Nagel so. Er verfügt nach eigenen Angaben über eine eigene Flotte von 200 klimatisie­rten Lkw-Anhängern. Zudem hat die Firma Verteilzen­tren mit Kühlkammer­n, die bis zu minus 20 Grad kalt sind. „Wir gehen aber davon aus, dass eine Temperatur von plus 2 bis plus 8 Grad Celsius in den meisten Fällen reichen wird“, sagt ein Firmenspre­cher. Sollten bis zu 80 Grad minus nötig sein, „haben wir auch dafür Lösungen“.

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