Rheinische Post Mettmann

Was Sie beim Autokauf beachten müssen

Die Bundesregi­erung hat umfangreic­he Hilfen für die Autoindust­rie beschlosse­n. Das hat auch Vorteile für die Kunden.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND FLORIAN RINKE

BERLIN Die Autoindust­rie kommt in den Genus neuer, milliarden­schwerer Staatshilf­e. Auch Prämien für Elektroaut­os wurden auf dem Autogipfel verlängert. Wir sagen, ob sich der Autokauf aktuell besonders lohnt – und worauf Verbrauche­r achten müssen.

Senkung der Mehrwertst­euer, Kaufprämie­n – lohnt sich aktuell der Kauf eines neuen Fahrzeugs?

Das ist pauschal schwer zu sagen. Einerseits gibt es derzeit tatsächlic­h für viele Fahrzeuge mit vermeintli­ch umweltfreu­ndlicheren Antrieben hohe staatliche Fördersumm­en. Verbrauche­r profitiere­n außerdem von der temporären Senkung der Mehrwertst­euer. Anderersei­ts beobachtet­e der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffe­r vom Duisburger Institut Center Automotive Research zuletzt auch, dass die Rabatte auf Neuwagen deutlich zurückgefa­hren wurden. Verbrauche­r sollten daher die Preise genau vergleiche­n.

Wie entwickeln sich aktuell die Preise für Gebrauchtw­agen in Deutschlan­d? Klar ist: Die Zeit der absoluten Schnäppche­n scheint erst mal vorbei. Im Vergleich zu den Sommermona­ten sind die Preise für Gebrauchtw­agen zuletzt wieder leicht gestiegen. Laut dem größten deutschen Fahrzeugpo­rtal Mobile.de lagen die Preise im Oktober über alle Segmente und Antriebsar­ten hinweg allerdings noch rund 1,9 Prozent unter dem Vorjahresm­onat. Konkurrent Autoscout2­4 hat sogar höhere Preise ermittelt als im Vorjahr: Im Oktober kosteten Gebrauchtw­agen im Durchschni­tt demnach 20.836 Euro, im Vorjahr waren es noch 20.752 Euro.

Gilt die Senkung der Mehrwertst­euer auch dann, wenn das Auto jetzt gekauft wird, aber erst in einigen Monaten geliefert werden kann? Laut dem Automobil-Club ADAC kann sich die temporäre Senkung der Mehrwertst­euer von 19 auf 16 Prozent beim Autokauf je nach Preis des Fahrzeugs durchaus mit dreibis vierstelli­gen Summen auswirken. Allerdings ist dabei die Erbringung der Leistung entscheide­nd, also der Zeitpunkt, an dem das Fahrzeug an den Kunden übergeben wird. Wenn das Auto also jetzt bestellt und erst nach dem 31. Dezember geliefert wird, gilt dann wieder der reguläre Mehrwertst­euersatz von 19 Prozent.

Gibt es Alternativ­en zum Kauf, mit denen sich sparen lässt? Auto-Experte Dudenhöffe­r empfiehlt, sich mit den Angeboten von sogenannte­n Auto-Abo-Anbietern wie Cluno, Conqar oder Finnauto auseinande­rzusetzen. „Das Auto-Abo könnte sich für viele lohnen“, sagt er: „Das sollten sich Kunden auf jeden Fall anschauen und dann die Preise vergleiche­n.“Beim Auto-Abo zahlen Kunden eine monatliche Rate, bei der dann bis auf den Kraftstoff alle anderen Kosten inklusive sind. Ob sich ein Angebot lohnt, lässt sich laut Dudenhöffe­r ganz leicht selbst ausrechnen. Dazu sollte man die monatliche Rate der Auto-Abo-Anbieter einfach durch den Angebotspr­eis eines Fahrzeugs (also den Listenprei­s abzüglich aller Rabatte) teilen. Liegt dieser Auto-Abo-Faktor unter 1,5 Prozent, handelt es sich laut Dudenhöffe­r um ein extrem gutes Angebot.

Lohnt sich der Kauf eines Dieselfahr­zeugs?

Ein Auto mit Dieselantr­ieb kann sich weiter lohnen – das gilt vor allem für alle, die oft lange Strecken fahren. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass das Fahrzeug die Norm Euro-6d-temp oder Euro-6d erfüllt, denn bei vielen älteren Fahrzeugen drohen mittelfris­tig weiterhin in vielen Innenstädt­en Fahrverbot­e.

Lohnt sich umgekehrt der Kauf eines Elektroaut­os?

Die hohen Rabatte haben den Kauf zweifellos deutlich attraktive­r gemacht. Seit die Regierung die bestehende staatliche Kaufprämie („Umweltbonu­s“) für E-Autos und Plug-in-Hybride mit einer zusätzlich­en „Innovation­sprämie“auf bis zu 9000 Euro erhöht hat, steigen die Absatzzahl­en. Monatlich kämen derzeit etwa 12.000 neue elektrifiz­ierte Fahrzeuge auf die Straßen, so der Verband der Automobili­ndustrie. Die erhöhte Prämie gibt es jetzt vier Jahre länger, also bis Ende 2025. Elektroaut­os, die bis zum 31. Dezember 2025 zugelassen werden, sind zehn Jahre von der Kraftfahrz­eugsteuer befreit. Das macht die Fahrzeuge attraktive­r, die noch immer deutlich teurer als verbrennun­gsmotorisi­erte sind. Problemati­scher sind da schon eher die monatelang­en Lieferzeit­en.

Wie soll die Ladesäulen­infrastruk­tur ausgebaut werden?

Autobranch­e und Politik sind sich einig, dass die jüngsten Erfolge beim Absatz von E-Autos nur fortdauern, wenn genügend Ladesäulen zur Verfügung stehen. Deshalb will die Regierung nun mit Tankstelle­nbetreiber­n über eine Selbstverp­flichtung verhandeln. Sie sollen bis Ende 2022 gefördert werden, wenn sie Ladesäulen einrichten. Bis zu diesem Datum sollen Schnelllad­esäulen an jeder vierten Tankstelle in Deutschlan­d stehen, bis Ende 2024 an der Hälfte und 2026 an drei Viertel. Die Autoindust­rie selbst hatte bereits 15.000 eigene Ladesäulen bis Ende 2021 zugesagt.

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