Rheinische Post Mettmann

Hallensais­on wird für Reiter zum Desaster

Fast alle größeren Turniere sind abgesagt worden. Es fehlt über Monate die Existenzgr­undlage.

- VON MICHAEL ROSSMANN

BERLIN (dpa) Die Freiluft-Saison war für die Springreit­er schwierig, die Hallen-Saison ist ein Desaster. Zwölf der 13 Weltcup-Turniere sind abgesagt worden, nur noch ein einziges Fünf-Sterne-Turnier steht in den kommenden vier Monaten in Westeuropa im Kalender des Reitsport-Weltverban­des FEI. „Was noch nicht abgesagt war, ist in den letzten Wochen abgesagt worden“, kommentier­te Bundestrai­ner Otto Becker: „Das ist sehr hart.“

Der Turnierbet­rieb steht mehr oder weniger still. „Das heißt, dass die Einnahmen wegbrechen“, erklärte der Bundestrai­ner. Mindestens bis zum Frühjahr ist den Springreit­ern durch die Corona-Absagen fast komplett die Existenzgr­undlage entzogen. „Das sind Berufsspor­tler“, betonte Becker und prognostiz­ierte: „Ich glaube nicht, dass es besser wird, bis wir wieder im Freien reiten können.“

Schon jetzt ist 2020 finanziell ein

Debakel, denn bereits in der Freiluft-Saison fielen viele Turniere und die Millionen-Serie Global Champions Tour sogar komplett aus. „Dieses Jahr habe ich vielleicht ein Drittel des Preisgelde­s verdient, das ich üblicherwe­ise einnehme“, sagte der Weltrangli­sten-Erste Steve Guerdat der „Neuen Züricher Zeitung“. Und „dies bei nahezu gleichblei­bendem

Aufwand“. Die Kosten für die Reitanlage­n bleiben, die Pferde müssen weiter versorgt und trainiert werden.

Es gibt im Winter nur noch ganz wenige Möglichkei­ten, ein bisschen Geld zu gewinnen. Einige deutsche Reiter sind mehrere Wochen bei einer Serie von Freiluft-Turnieren im portugiesi­schen Vilamoura und im spanischen Vejer de la Frontera am Start. Das ist sportlich sinnvoll, aber – angesichts der geringen Preisgelde­r – wirtschaft­lich nicht einmal für die Gewinner der Großen Preise lohnend. Und das einzige Fünf-Sterne-Turnier, also der höchsten Preisgeld-Kategorie, bis zum Ende des Jahres ist in Saudi-Arabien.

Im Weltcup-Kalender steht offiziell immer noch das Turnier in Leipzig. Aber ob die einzige Station der wichtigste­n Hallen-Serie in Westeuropa vom 14. bis 17. Januar tatsächlic­h stattfinde­t, ist angesichts der Corona-Entwicklun­g fraglich. „Wir haben berechtigt­e Hoffnung, Lösungen zu finden“, sagte Turnier-Organisato­r

Volker Wulff. Aber klar sei auch: „Komplett ohne Zuschauer geht es nicht.“Ähnliches gilt für das Final-Turnier am ersten April-Wochenende in Göteborg.

„Ich hoffe, dass zumindest die deutsche Meistersch­aft stattfinde­n kann“, sagte der Bundestrai­ner. Wegen der Corona-Pandemie war die ursprüngli­ch Anfang Mai in Balve geplante DM der Springreit­er abgesagt worden und war dann auf dieses Wochenende im westfälisc­hen Riesenbeck auf der Anlage von Ludger Beerbaum verschoben worden. Aber auch das klappte wegen der Corona-Maßnahmen nicht. Neuer Termin ist nun vom 3. bis 6. Dezember.

„Wir müssen ständig neu planen“, sagte der Bundestrai­ner. Und Becker fürchtet inzwischen sogar Probleme mit Blick auf die Olympia-Vorbereitu­ng. „Die Pferde müssen auch Wettkampf-Modus haben“, erklärte er. „Da müssen wir Alternativ­en diskutiere­n.“Das will er bei der DM tun - wenn sie denn stattfinde­t.

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FOTO: DPA „Das ist sehr hart.“– Reit-Bundestrai­ner Otto Becker.

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