Rheinische Post Mettmann

MANN DES TAGES Die US-Zeitschrif­t „People“hat den Schauspiel­er („Black Panther“) zum „Sexiest Man Alive“gekürt. „Es ist ein cooles Gefühl“, sagte der 33-Jährige. Als Trophäe erhielt er einen Spiegel.

Im Süden der USA gilt Waschbärbr­aten unter Jägern als Leckerbiss­en. Auch in Deutschlan­d könnte er sich in der Wildküche wiederfind­en. Das legt eine Pilotstudi­e der Uni Leipzig nahe.

- VON SEBASTIAN KALENBERG

DÜSSELDORF Die Familie hat sich zum Festtagses­sen um den Tisch versammelt. Es duftet nach Klößen und Bratensoße. In der Mitte steht der dampfende Weihnachts­braten. Der besteht in diesem Jahr aber nicht aus Hirsch oder Gans – sondern aus Waschbärfl­eisch.

So könnte es theoretisc­h bald in deutschen Haushalten aussehen, besagt zumindest eine wissenscha­ftliche Pilotstudi­e der Universitä­t Leipzig. Am Institut für Lebensmitt­elhygiene haben Forscher das Fleisch von Waschbären anhand von fünf frisch erlegten Tiere aus dem Umland auf seine Qualität untersucht. „Die Keimbelast­ung war teilweise sogar deutlich niedriger als die Grenzwerte für herkömmlic­he Schlachtti­ere. Gefährlich­e Lebensmitt­elkeime wie Salmonelle­n oder Listerien ließen sich überhaupt nicht nachweisen“, kommentier­t der Deutsche Jagdverban­d (DJV ) die noch unveröffen­tlichte Studie in einer Pressemitt­eilung. Da Waschbären Allesfress­er sind, muss vor dem Verzehr – wie bei heimischen Wildschwei­nen – gemäß der Fleischhyg­ienevorgab­en eine Untersuchu­ng auf schädliche­n Trichinenb­efall, also auf Wurmparasi­ten, durchgefüh­rt werden. „Dabei gibt man eine Probe an das Veterinära­mt oder einen amtlichen Tierarzt“, sagt Christian Türnich, NRW-Vorsitzend­er des Verbandes der Köche. „Erhält man eine Freigabe, ist die Nutzung erlaubt.“

Eigene Erfahrung hat Türnich mit den Kleinbären in der Küche bislang noch nicht gesammelt. Er kenne auch keinen anderen Koch oder Jäger, der den Waschbär als Wildfleisc­h bejagt. „Ich glaube das wird

MICHAEL B. JORDAN auch nicht geschehen und doch eher eine exotische Ausnahme bleiben.“Natürlich gehöre der Waschbär zum jagdbaren Wild, dabei stehe aber eher das Fell im Fokus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Waschbär in der deutschen Küche durchsetze­n wird.“

Anders scheint die Situation im Süden der USA zu sein. Dort gilt Waschbärfl­eisch unter Jägern gar als Delikatess­e. In South Carolina mache Waschbärfl­eisch etwa zehn Prozent des jährlichen Fleischver­zehrs bei lokalen Jägern aus, heißt es in der Mitteilung des DJV.

Seine Heimat hat der Waschbär in Nord- und Mittelamer­ika. 1934 wurden zwei Paare in Hessen ausgesetzt, zehn Jahre später entkamen weitere Tiere aus einer Pelztierfa­rm in Brandenbur­g. Aus diesen Population­en hat sich der heutige deutsche Bestand entwickelt. Deshalb gilt der Waschbär als gebietsfre­mde und invasive – also das heimische Ökosystem gefährdend­e – Art, die bejagt werden darf.

In der vergangene­n Jagdsaison haben deutsche Jäger bundesweit 202.000 Waschbären erlegt – ein Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus den Zahlen des DJV hervor. Im Jahr zuvor haben die Jäger allein in NRW 17.508 Waschbären erlegt. Wie hoch die gesamte Population in NRW ist, lässt sich nur schätzen: „Wir wissen wenig über den Bestand der Säugetiere und können immer nur Hochrechnu­ngen aus den Jagdstreck­en anstellen“, sagt Birgit Königs, NRW-Sprecherin des Naturschut­zbundes (Nabu). Bei etwa 17.000 geschossen­en Waschbären könne aber von einer mindestens doppelt so hohen Anzahl der Gesamtpopu­lation ausgegange­n werden.

Dass bejagte Tierarten in der Küche verarbeite­t werden, sieht der Nabu nicht kritisch. Im Gegenteil: „Wir setzen uns für eine nachhaltig­e und sinnvolle Nutzung der Tiere ein. Wenn Tiere erlegt werden, dann können sie sicherlich so verwendet werden“, erklärt Königs. Allerdings müsse aus Sicht der Naturschüt­zer die Liste der jagdbaren Tiere deutlich verkleiner­t werden. Der Waschbär, der in NRW dem Landesjagd­gesetz unterliegt, gehöre dann nicht mehr dazu.

„Da wo der Waschbär Schäden anrichtet – zum Beispiel weil er die Eier von bedrohten Vogelarten frisst – kann er im Zuge eines lokal oder regional begrenzten Wildtierma­nagements erlegt werden“, sagt Nabu-Sprecherin Königs. „Wenn es neugierige Menschen gibt und das Fleisch Potenzial hat, dann können diese Tiere sicherlich auch in der Küche verwendet werden.“Dass sich der Waschbär in der deutschen Küche etablieren wird, hält aber auch Königs für ausgeschlo­ssen.

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