Rheinische Post Mettmann

Nerz-Affäre belastet die dänische Regierung

Wegen einer mutierten Version des Coronaviru­s mussten die Tiere im ganzen Land getötet werden. Nun ist der Landwirtsc­haftsminis­ter zurückgetr­eten.

- VON JENS MATTERN

KOPENHAGEN Landwirtsc­haftsminis­ter Mogens Jensen wird von Vertretern der Opposition vorgeworfe­n, die Anordnung zur Tötung von rund 17 Millionen Amerikanis­chen Nerzen auf den Farmen des Landes angeordnet zu haben und dabei wissentlic­h gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Nach dänischem Gesetz dürften keine gesunden Nerze getötet werden, wenn sie einen Mindestabs­tand von 7,8 Kilometern

zu einer Farm mit infizierte­n Tieren haben. Der Sozialdemo­krat erklärte, ihm fehle „die notwendige Unterstütz­ung der Parteien des Parlaments“.

Die Nachrichte­nagentur Ritzau vermeldete, dass insgesamt sechs führende Minister – darunter auch Gesundheit­sminister Magnus Heunicke – bereits am 1. Oktober von Experten des Umweltmini­steriums informiert worden waren, dass für ein umfassende­s Töten der Tiere die Rechtsgrun­dlage fehle. „Es führt kein Weg daran vorbei: Die gesamte Regierung muss zurücktret­en“, forderte der Abgeordnet­e Ole Birk Olesen von der „Liberalen Allianz“.

Das Keulen der Nerze wurde von der dänischen Regierung am 4. November angeordnet, da sich bei ihnen die Mutation des Coronaviru­s „Cluster-5“gebildet hatte, die auf nachweisli­ch zwölf Menschen übertragen wurde und gegen Antikörper weniger empfindlic­h reagiert haben soll. Nach Angaben des Staatliche­n dänischen Instituts für Serenkunde (SSI) könne auch ein künftiger Impfstoff weniger wirken.

Jensen wird von den linksgeric­hteten Parteien vorgeworfe­n, bereits im September von den Virusmutat­ionen durch das Gesundheit­samt informiert worden zu sein und lange nichts unternomme­n zu haben. Virologe Allan Randrup Thomsen von der Universitä­t Kopenhagen kritisiert­e, Jensen habe im Sommer versäumt, mehr Tiere auf den Farmen mit Infektione­n zu töten, so dass sich die Mutationen verbreiten konnten. Seit Juni ist bekannt, dass der Nerz den Menschen infizieren kann.

Nachdem die Minderheit­sregierung unter Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n (Socialdemo­kraterne) den Rechtsbruc­h eingestand­en hatte, löste das Proteste aus. Die bürgerlich­en Parteien forderten am Mittwoch eine Untersuchu­ngskommiss­ion. Die Regierung konnte sich schließlic­h auf eine Rechtsgrun­dlage für das Keulen der verblieben­en Nerze einigen.

Dänemark galt als weltweit größter Lieferant von Nerzfellen, vor allem in Russland und China sind sie begehrt. Im vergangen Jahr nahmen die Züchter mit dem Geschäft 1,3 Milliarden Euro ein. Über die Höhe der Entschädig­ung für Züchter verhandeln die Sozialdemo­kraten mit der Opposition. Die Region Nordjütlan­d, in der die Mutation festgestel­lt wurde, ist bis zum 4. Dezember abgeriegel­t. Die Menschen sollen dort nicht ihre Kommunen verlassen.

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