„Als ob jenseits des Schulhofs Corona schon vorbei wäre“
Auf dem Schulgelände gelten auch in Düsseldorf strenge Hygiene- und Abstandsregeln. Doch ein paar Meter weiter ignorieren vor allem ältere Schüler die Vorgaben.
DÜSSELDORF Die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierten Schüler steigt – trotz Wiedereinführung der Maskenpflicht im Unterricht ab Klasse 5. „Kein Wunder, in den Pausen stehen die jungen Leute ohne Maske in Menschentrauben dicht beieinander, gerade so, als ob Corona schon vorbei wäre“, sagt ein Bürger, der häufiger am Albrecht-Dürer-Kolleg vorbeikommt. Tatsächlich sind diese Ansammlungen kein Einzelfall. Es gibt sie vor allem vor Berufskollegs, Gymnasien und Gesamtschulen.
„Wir versuchen, auf die Schüler einzuwirken, sich auch jenseits der Schulhof-Grenzen an die Regeln zu halten“, sagt Ingo Schäfer,
Vize-Leiter des Albrecht-Dürer-Kollegs in Benrath. Zwar gibt es auch an seinem Kolleg, das von 3600 jungen Erwachsenen besucht wird, keinen großen Ausbruch – wohl aber steigende Fallzahlen. „Inzwischen sind es acht bis zwölf Fälle pro Woche, vor den Herbstferien war es die Hälfte.“
Mehr als ein Dutzend Texte mit Hinweisen zum richtigen Verhalten in der Pandemie hat er auf seinem Smartphone gespeichert. Die nutzt er für Lautsprecher-Durchsagen im gesamten Schulgebäude. „Inzwischen machen wir die Ansagen auch während des Unterrichts.“Die klare Botschaft: Bitte haltet die Abstandsregeln draußen genauso ein wie in der Schule. Dass die Schüler den Mund-Nasen-Schutz in den Pausen gerne mal abnehmen, kann und will Schäfer nicht verhindern. „Es gibt keine Maskenpflicht außerhalb des Schulgeländes. Und bei einem Sechs- oder Acht-Stunden-Tag ist es auch normal, den Schutz in der Pause mal abzunehmen. Umso wichtiger ist es aber, den Abstand einzuhalten.“
Das Verhalten jenseits der Schulhof-Grenze bereitet auch Angelika Pick, Leiterin des Lore-Lorentz-Kollegs, Kopfzerbrechen. „Gibt es einen infizierten Schüler, müsste das Gros seiner Klassenkameraden eigentlich nicht in Quarantäne. Doch immer wieder beichtet mir einer, dass sich einige draußen ohne Maske getroffen haben und engen Kontakt hatten. Und dann müssen eben doch mehr in Quarantäne.“
Die strengen Regeln in den Schulen gleich ganz aufzuheben, weil sie in den Pausen und nach Schulschluss oft nicht eingehalten werden, lehnen Experten aber ab. „Wenn wir Schulen offenhalten und Quarantänen gering halten wollen, brauchen wir diese Regeln“, sagt Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels. Er setzt auf Einsicht, Überzeugung und Vernunft. So wie Ordnungsdezernent Christian Zaum. „Einzelne Stichproben sind denkbar, aber keine flächendeckenden Kontrollen.“