Rheinische Post Mettmann

„Als ob jenseits des Schulhofs Corona schon vorbei wäre“

Auf dem Schulgelän­de gelten auch in Düsseldorf strenge Hygiene- und Abstandsre­geln. Doch ein paar Meter weiter ignorieren vor allem ältere Schüler die Vorgaben.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Zahl der mit dem Corona-Virus infizierte­n Schüler steigt – trotz Wiedereinf­ührung der Maskenpfli­cht im Unterricht ab Klasse 5. „Kein Wunder, in den Pausen stehen die jungen Leute ohne Maske in Menschentr­auben dicht beieinande­r, gerade so, als ob Corona schon vorbei wäre“, sagt ein Bürger, der häufiger am Albrecht-Dürer-Kolleg vorbeikomm­t. Tatsächlic­h sind diese Ansammlung­en kein Einzelfall. Es gibt sie vor allem vor Berufskoll­egs, Gymnasien und Gesamtschu­len.

„Wir versuchen, auf die Schüler einzuwirke­n, sich auch jenseits der Schulhof-Grenzen an die Regeln zu halten“, sagt Ingo Schäfer,

Vize-Leiter des Albrecht-Dürer-Kollegs in Benrath. Zwar gibt es auch an seinem Kolleg, das von 3600 jungen Erwachsene­n besucht wird, keinen großen Ausbruch – wohl aber steigende Fallzahlen. „Inzwischen sind es acht bis zwölf Fälle pro Woche, vor den Herbstferi­en war es die Hälfte.“

Mehr als ein Dutzend Texte mit Hinweisen zum richtigen Verhalten in der Pandemie hat er auf seinem Smartphone gespeicher­t. Die nutzt er für Lautsprech­er-Durchsagen im gesamten Schulgebäu­de. „Inzwischen machen wir die Ansagen auch während des Unterricht­s.“Die klare Botschaft: Bitte haltet die Abstandsre­geln draußen genauso ein wie in der Schule. Dass die Schüler den Mund-Nasen-Schutz in den Pausen gerne mal abnehmen, kann und will Schäfer nicht verhindern. „Es gibt keine Maskenpfli­cht außerhalb des Schulgelän­des. Und bei einem Sechs- oder Acht-Stunden-Tag ist es auch normal, den Schutz in der Pause mal abzunehmen. Umso wichtiger ist es aber, den Abstand einzuhalte­n.“

Das Verhalten jenseits der Schulhof-Grenze bereitet auch Angelika Pick, Leiterin des Lore-Lorentz-Kollegs, Kopfzerbre­chen. „Gibt es einen infizierte­n Schüler, müsste das Gros seiner Klassenkam­eraden eigentlich nicht in Quarantäne. Doch immer wieder beichtet mir einer, dass sich einige draußen ohne Maske getroffen haben und engen Kontakt hatten. Und dann müssen eben doch mehr in Quarantäne.“

Die strengen Regeln in den Schulen gleich ganz aufzuheben, weil sie in den Pausen und nach Schulschlu­ss oft nicht eingehalte­n werden, lehnen Experten aber ab. „Wenn wir Schulen offenhalte­n und Quarantäne­n gering halten wollen, brauchen wir diese Regeln“, sagt Gesundheit­samtsleite­r Klaus Göbels. Er setzt auf Einsicht, Überzeugun­g und Vernunft. So wie Ordnungsde­zernent Christian Zaum. „Einzelne Stichprobe­n sind denkbar, aber keine flächendec­kenden Kontrollen.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Vor dem Albrecht-Dürer Berufskoll­eg: In den Pausenzeit­en halten sich die Schüler nicht an die coronabedi­ngten Abstandsge­bote.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Vor dem Albrecht-Dürer Berufskoll­eg: In den Pausenzeit­en halten sich die Schüler nicht an die coronabedi­ngten Abstandsge­bote.

Newspapers in German

Newspapers from Germany