Rheinische Post Mettmann

„Manche Dozenten spule ich einfach vor“

Protokoll Medizin-Ersti Fee Colella erzählt regelmäßig vom Studium während der Corona-Pandemie.

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Einmal die Woche habe ich jetzt eine Veranstalt­ung auf dem Campus und ich habe mich total gefreut, jetzt endlich mal alle Leute aus dem Orientieru­ngstutoriu­m zu sehen. Vorher hatten wir uns schon über Zoom gesehen, aber das ist was anderes. Es war cool, mal mit ein paar Leuten ins Gespräch zu kommen. Wir saßen in einem großen Hörsaal mit nur 20 Leuten und mussten natürlich viel Abstand halten. Im Vergleich dazu, wie es in so einem Hörsaal oder überhaupt auf dem Campus läuft, ist wegen Corona natürlich alles gebremst.

Die meiste Zeit meines Studiums verbringe ich zu Hause vor dem Laptop und die Jogginghos­e ist inzwischen mein bester Freund. Wenn ich lernen will, bringe ich mein Handy in ein anderes Zimmer, um mich nicht von Nachrichte­n von Freunden oder einer E-Mail zu einem Sale ablenken zu lassen. Mit dem Lernen auf der Couch oder auf dem Bett habe ich schon während meines Abiturs schlechte Erfahrunge­n gemacht: Denn Netflix ist dann nicht weit.

Mit dem Online-Studium komme ich gut zurecht. Das mit den Screencast­s, also Vorlesunge­n, die vorher aufgenomme­n wurden, finde ich sogar super. Manche Dozenten reden so langsam, dass ich dann einfach vorspule, bei anderen spule ich noch mal zurück, um mir eine Stelle wieder anzuhören.

Es gibt verschiede­ne Lernplattf­ormen, zum Beispiel Ilias, wo die Vorlesungs­folien sind, oder auch eine

Mediathek, wo die Screencast­s sind. Manchmal findet man etwas nicht sofort, aber in den vielen Whatsapp-Gruppen, in denen ich inzwischen bin, hat irgendein anderer Kommiliton­e sie dann schon gefunden und schreibt das. Die Gruppen sind allerdings teilweise sehr groß und es gibt so viel Austausch: Wenn ich eine Stunde mal nicht reinsehe, sind da manchmal schon 200 bis 300 Nachrichte­n. Die Gruppen habe ich deswegen jetzt auf stumm geschaltet, sonst wird mir das zu viel.

Die beiden Tutorinnen aus meinem Orientieru­ngstutoriu­m haben uns viele tolle Tipps gegeben, Lernstrate­gien vorgestell­t und auch erklärt, wie sich das Lernen an der Uni von dem an der Schule unterschei­det. Und sie haben uns einen Überblick über die vielen Portale der Uni gegeben: Die können einen anfangs überforder­n, weil es so viele sind. Von den beiden Studentinn­en weiß ich auch, dass man sich in der obersten Etage des O.A.S.E.-Gebäudes der Medizinisc­hen Fakultät besser keinen Lernplatz suchen sollte: Denn da kriegt man schon genervte Blicke, wenn man die Seite eines Buches zu laut umblättert.

Dass ich Ärztin werden will, weiß ich schon sehr lange. Meine Oma war auch eine und hat am St. Vinzenz-Krankenhau­s gearbeitet: Dort habe ich im vergangene­n Herbst auch mein Pflegeprak­tikum gemacht und das war etwas ganz Besonderes.

Protokolli­ert von Semiha Ünlü.

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FOTO: PRIVAT Fee Colella im Hörsaal.

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