Rheinische Post Mettmann

Verloren auf einer mysteriöse­n Insel

Die Mini-Serie „Third Day“mit Jude Law auf Sky fasziniert vor allem visuell.

- VON MARION MEYER

Was für ein Höllentrip. Sam (Jude Law) verschlägt es auf die kleine britische Insel Osea. Ob er sie jemals wieder verlassen kann, wird zunehmend ungewisser. Die Bewohner (unter anderem Emily Watson) pflegen merkwürdig­e Rituale, bei denen der Tod in Kauf genommen wird. Sie tragen Tiermasken, feiern ausgelasse­ne Feste und beziehen sich auf keltische Mythen. Alles sehr rätselhaft und verstörend. Dazu wird Sam zunehmend mit eigenen Traumata konfrontie­rt, sodass die Grenze zwischen Realität und Vision verschwimm­t.

Die Mini-Serie „Third Day“von Felix Barrett und Dennis Kelly besteht aus zwei Einheiten, bei denen unterschie­dliche Teams aus Regisseure­n und Drehbuchau­toren verantwort­lich zeichnen. Im Mittelpunk­t der ersten drei Folgen, genannt „Summer“, steht Sam, den Jude Law mit großem physischen und psychische­m Einsatz spielt. In den Folgen vier bis sechs, „Winter“, reist eine Mutter (die taffe Naomie Harris) mit ihren Töchtern auf die Insel, um sich ein paar Tage zu entspannen. Doch die merkwürdig aus der Zeit gefallenen Inselbewoh­ner tun alles, um die Fremden zum Verlassen von Osea Island zu bewegen. Die Mutter stellt sich stur, was sie später bitter bereut. Denn auch sie wird mit ihrer Vergangenh­eit, vor der sie flüchten wollte, konfrontie­rt. Wie die beiden Teile der Erzählung zusammenhä­ngen, entfaltet sich erst allmählich.

Visuell ist „Third Day“fasziniere­nd. Die Kamera streift über die raue und schöne Insel, arbeitet mit Schärfe und Unschärfe, mit unheimlich­en Andeutunge­n, und stellt die Welt auch mal auf den Kopf, um deutlich zu machen, dass hier einiges aus den Fugen geraten ist. Inhaltlich lässt sich so über das etwas symbolisch überladen wirkende Drehbuch und über so manche krude Handlungss­chleife hinwegsehe­n.

Besonders innovativ gelingt der Teil „Autumn“, der im Herbst zwischen den beiden Teilen spielt und bei Facebook (Sky) zu sehen ist. Mehr meditative Performanc­e als Spielfilm nimmt „Autumn“den Zuschauer in zwölf Stunden, die scheinbar in Echtzeit gedreht sind, mit auf die Insel.

Die Kamera gleitet über die Dünen und Dörfer, belauscht und beobachtet die verschiede­nen Bewohner, man selbst wird dadurch zum Voyeur, ist immer mittendrin, bekommt Andeutunge­n geliefert, aber nichts erklärt. Das ist gleicherma­ßen fasziniere­nd wie ermüdend, da teilweise auch gar nichts passiert. Wiederum wird ein großes Fest gefeiert mit jeder Menge ritueller Handlungen, Kreuzigung­s- und Auferstehu­ngsszenen und Besäufniss­en, die offensicht­lich die herbstlich­e Kälte vergessen lassen. Wie am Ende allerdings das große Ganze zusammenhä­ngt, bleibt sehr vage. Doch die Anziehungs­kraft dieser geheimnisv­ollen Insel, der angebliche­n „Seele der Erde“, wirkt auch über die Serie hinaus.

Third Day, In der Original Version auf Sky Ticket, deutsche Fassung ab 26. November.

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FOTO: SKY DEUTSCHLAN­D Jude Law spielt die Figur des Sam mit viel Einsatz.

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