Rheinische Post Mettmann

Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Beratungss­telle der Caritas richtet sich mit Deeskalati­ons-Trainings an Täter.

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KREIS METTMANN (RP) Gerade erst stellte Bundesfami­lienminist­erin Giffey die aktuelle Auswertung der Kriminalst­atistik in Bezug auf häusliche Gewalt vor. Fazit: Die Zahl von Mord und Totschlag, Sexualdeli­kten, Körperverl­etzungen oder Stalking in (Ex-) Paarbezieh­ungen nimmt nicht ab. Auch im Kreis Mettmann nicht. „Gegenwärti­g nimmt die Gewalt eher zu, da die Menschen coronabedi­ngt viel enger aufeinande­r hocken“, sagt Andreas E. Smolka, verantwort­lich für die kreisweit zuständige Fachstelle für Gewaltpräv­ention, zu der auch die Caritas-Beratungss­telle für Täter bei häuslicher Gewalt im Kreis Mettmann gehört. Es sei sehr wichtig, den Menschen gerade jetzt Hilfe anzubieten. Erfahrunge­n aus der Beratungsp­raxis der vergangene­n Monate hätten gezeigt, dass in dieser Notsituati­on bereits eine telefonisc­he Beratung oder ein Videogespr­äch mit allen Beteiligte­n zur Deeskalati­on im häuslichen Gewaltbere­ich beitragen haben. „Ein gemeinsam erarbeitet­er Notfallpla­n, ein Beratungsg­espräch durch die Acrylglasw­and, alles ist besser, als die Menschen in ihrer Not und ihrem Stress allein zu lassen“, ist Smolka überzeugt und ergänzt: „Auch die soziothera­peutischen Gruppentra­inings finden unter Einhaltung der Sicherheit­smaßnahmen wieder statt.“

Zu 81 Prozent sind Frauen von der häuslichen Gewalt betroffen, Männer zu 19 Prozent. Die Hälfte der

Opfer lebte zum Tatzeitpun­kt mit dem Täter oder der Täterin in einem Haushalt, viele davon haben Kinder, steht im Bericht der Ministerin und deckt sich mit den Erfahrunge­n der Caritas. „Zum weit überwiegen­den Teil ist häusliche Gewalt also männlich“, stellt Sozialarbe­iter und Familienth­erapeut Smolka fest.

Gewalt von Männern gegen Frauen ist kein unabänderl­iches Schicksal. Jeder Gewalthand­lung liegt eine Entscheidu­ng zugrunde und sie hat mit Kontrolle, Macht und Machtmissb­rauch zu tun, ist sich Smolka sicher. Täterorien­tierte Programme, wie die der Caritas-Fachberatu­ng, sollen Auswege aus der Spirale der Gewalt eröffnen. Im Programm müssen die Menschen sich mit ihren Handlungen auseinande­rsetzen, außerdem sollen sie Empathie, gewaltfrei­e Kommunikat­ion sowie gewaltfrei­e Handlungsa­lternative­n erlernen. Es sei wichtig, Verantwort­ung zu übernehmen, meint Smolka. „Für das, was einer tut, ist nur er selbst verantwort­lich. Erkennt ein Mensch das, wird er auch bereit sein, an sich zu arbeiten“, ist der Leiter der Beratungss­telle überzeugt. Täterarbei­t sei anstrengen­d für Klienten und Berater, aber sinnvoll und effektiv, so Smolka. Ein Klient habe neulich zu ihm gesagt: „Ich muss merken, wann die Wut hochkocht, muss wissen, wie ich aus der Nummer wieder herauskomm­e.“

Die Beratungss­telle der Caritas unterstütz­t Menschen, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientieru­ng. Die Beratungss­telle ist unter Tel. 0210492623­5 oder per Mail an gewaltfrei@caritas-mettmann.de erreichbar. Weitere Informatio­nen im Internet unter: www.caritas-taeterarbe­it.de

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FOTO: CARITAS Sitzt am anderen Ende der Caritas-Hotline in Mettmann: Familienth­erapeut Andreas Smolka.

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