Rheinische Post Mettmann

Ein kleiner Lichtblick für die Corneliuss­traße

Cole Blaq kreiert Skulpturen aus Legosteine­n – und bringt eine davon jetzt als Graffiti auf die triste Wand einer Unterführu­ng.

- VON MARC INGEL

FRIEDRICHS­TADT Die Unterführu­ng am Ende der Corneliuss­traße gehört sicherlich zu den hässlichst­en Orten in Düsseldorf. Dass dem schon bald nicht mehr so ist, liegt an Cole Blaq. So nennt sich der Street-ArtKünstle­r Aran Hudson, wenn er zur Sprühdose greift, wobei sein Repertoire weit über Graffiti hinausgeht. Genau genommen ist er einer der wenigen Vertreter der Brick Art hierzuland­e. Was in den USA, England oder in Frankreich durchaus ein Begriff ist, sorgt in Deutschlan­d bisweilen noch für abfälliges Kopfschütt­eln. Denn es handelt sich dabei um die Schaffung von Kunst aus Klemmbaust­einen. Oder auf den Punkt gebracht: aus Legosteine­n. Aus dem vermeintli­chen Spielzeug kreiert Cole Blaq (bleiben wir einfach bei dem Namen) wundersame Skulpturen. Aber er ist eben auch Graffiti-Künstler. So viel zur Vorgeschic­hte.

In Düsseldorf, eben in dieser usseligen Unterführu­ng, ist der 44-Jährige gerade dabei, beide Kunstforme­n miteinande­r zu vereinen. Blaq hat eines seiner fiktiven Objekte, das entfernt an ein utopisches Raumschiff erinnert, an eine der Wände gebracht. Das Werk ist noch nicht ganz fertig, er will dem Ganzen noch eine kristallin­e Hintergrun­dstruktur hinzufügen, sodass eine Mehrdimens­ionalität entsteht, die Kunst mit der schnöden schwarzen Wand eine Einheit eingeht, den Übergang zum Raum findet. Anfang Dezember soll das Werk vollendet sein.

Anderthalb Jahre dauerten die Verhandlun­gen mit der Deutschen Bahn als Eigentümer der Fläche, bis der Gestaltung­svertrag unterschri­eben war. Dass er vom Kulturamt eine Förderung für sein Projekt erhielt, freut Cole Blaq besonders. „Es ist doch toll, dass die Stadt mehr Farbe

und Bilder im öffentlich­en Raum haben will. Gerade an dieser Stelle, die doch eigentlich ein Entree für Düsseldorf darstellt, kam das bislang zu kurz.“

Graffiti ist bei ihm durch die Konzentrat­ion auf Brick Art zuletzt etwas in den Hintergrun­d getreten, auch wenn er mit seinem Schaffen nach wie vor um Anerkennun­g ringt, „der Kunstmarkt ist hier doch recht konservati­v“. Cole Blaq sieht sich da noch in einer Vorreiterr­olle. Wenn er sich nicht gerade mit Urban Art beschäftig­t, ist er in der kulturelle­n Bildung tätig, an Museen, Schulen, Jugendfrei­zeiteinric­htungen und anderen Kulturhäus­ern, oft ist er im Schlossmus­eum Benrath anzutreffe­n. Auch Kindern versucht er nahe zu bringen, dass Legosteine weit mehr als Spielzeug sein können, „das finden die meistens ziemlich cool“. Sein Lebenslauf ist alles andere als geradlinig, auch wenn er Kunstgesch­ichte studiert hat. „Aber das haben 80.000 andere in Deutschlan­d auch“, sagt Cole Blaq, der in einer pädagogisc­hen Betätigung seine nebenberuf­liche Bestimmung fand.

Denn zu allererst versteht sich Cole Blaq natürlich als Künstler.

Das Projekt an der Corneliuss­traße ist sein erstes ganz Großes in Düsseldorf, vielleicht verhilft es ihm ja zum Durchbruch. Wenn nicht, ist das auch nicht so schlimm, er hält jedenfalls daran fest, an dem, wovon er überzeugt ist. Er wohnt auch gar nicht weit weg von der Unterführu­ng an der Corneliuss­traße, insofern war es für Cole Blaq in den vergangene­n Wochen ungefähr so, als er ginge er jeden Tag zur Arbeit.

Die Kunst mit Klemmbaust­einen ist für ihn wie ein Spiegel der Zeit, der Stadtstruk­tur selbst, als gewachsene­s und aus Steinen gebautes Geflecht. So etwas muss sich am Ende einfach durchsetzt­en, wenn es um Urban Art geht.

Info Mehr Informatio­nen über den Künstler Cole Blaq im Internet unter cole-blaq.com

 ?? RP-FOTO: MARC INGEL ?? Cole Blaq hat das Abbild einer seiner Lego-Skulpturen an die Wand der hässlichen Unterführu­ng an der Corneliuss­traße gesprüht. Noch ist das Werk nicht ganz fertig.
RP-FOTO: MARC INGEL Cole Blaq hat das Abbild einer seiner Lego-Skulpturen an die Wand der hässlichen Unterführu­ng an der Corneliuss­traße gesprüht. Noch ist das Werk nicht ganz fertig.

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