Rheinische Post Mettmann

Kriminelle nutzen Corona-Angst aus

Weniger Einbrüche, mehr Betrugsfäl­le – Kriminelle im Kreis Mettmann haben sich längst an Corona angepasst.

- VON ANDREA BINDMANN

KREIS METTMANN Zwischen März und Juni dieses Jahres waren Straßen und Innenstädt­e leergefegt. Coronabedi­ngt blieben die Menschen zu Hause, viele arbeiteten auch dort. Schlechte Zeiten für Einbrecher und Taschendie­be. So konnte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul im Juli einen Rückgang bei der Zahl der Strafanzei­gen um knapp 23 Prozent vermelden. Doch die Gauner machten nur eine Atempause. Längst haben sie sich und ihre Delikte an die Corona-Pandemie angepasst.

Das musste ein Ratinger Ehepaar im Juli schmerzlic­h erleben. Eine Frau gab sich am Telefon als ihre Schwiegert­ochter aus und erklärte, ihr Mann – der Sohn des Ehepaares – läge mit schweren Corona-Symptomen im Krankenhau­s. Einzig eine teure Spritze könne ihn retten. Gutgläubig hob das Ehepaar eine große Menge Bargeld vom Konto ab und übergab es schließlic­h einem Boten. Zu spät flog der Schwindel auf.

Kein Einzelfall, wie Daniel Uebber, ein Sprecher der Kreispoliz­eibehörde, weiß: „Neu ist tatsächlic­h, dass Trickbetrü­ger bei Straftaten zum Nachteil älterer Menschen die Corona-Lage ausnutzen. Sie gaben sich zum Beispiel als Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes aus und wollen Corona-Tests verkaufen.“Der klassische Enkeltrick erlebt einen Wandel.

Bernd Hildebrand, Leiter der Kriminalpr­ävention, warnt: „Sobald jemand am Telefon um Geld bittet, sollte der Angerufene sensibilis­iert sein. Rechnungen kommen stets per Post oder per E-Mail. Lassen Sie sich nicht nach Ihrem Vermögen ausfragen, geben Sie auf keinen Fall persönlich­e Daten oder Kontoverbi­ndungen am Telefon heraus, legen Sie auf.“Bringt jemand einen vermeintli­ch schwer Erkrankten Verwandten

ins Spiel, hilft nur ein: „Selbst schlaumach­en und im Krankenhau­s oder den Verwandten anrufen, aber niemals verbinden lassen“, rät der Leiter der Kriminalpr­ävention. Oft fliegt so der Schwindel auf.

Dass es nicht immer leicht ist, standfest zu bleiben, weiß auch Bernd Hildebrand. „Betrüger versuchen Vertrauen zu erwecken.“Sie verwickeln die Angerufene­n beharrlich in ein Gespräch, um ihnen Daten, wie Namen von Familienan­gehörigen, zu entlocken. Auf misstrauis­che Fragen nach einer veränderte­n Stimmer antworten sie, dass die Schutzmask­e die Stimme verzerre. Haben die Trickdiebe alle erforderli­chen Daten, bauen sie Druck auf. Sie wollen ihre Opfer dazu bewegen, große Summen Geld

bei der Bank abzuheben.

Viele Bankmitarb­eiter sind inzwischen für das Thema sensibilis­iert. Erst am 3. November konnte so ein Ratinger vor großem finanziell­en Schaden bewahrt werden.

„Meist geht es um 10.000, 15.000 oder 25.000 Euro“, so Hildebrand. In Gütersloh hat die Polizei einen speziellen Briefumsch­lag gestaltet, der von den Banken beim Geldabhebe­n ausgegeben wird. Aufgedruck­t sind Fragen, die auf einen möglichen Betrug hinweisen. Ein Modell, mit dem auch die Kreispoliz­ei Mettmann liebäugelt. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit Banken und Sparkassen“, so Hildebrand.Wachsam sein heißt es auch, wenn Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes an der Tür klingeln und einen Corona-Test machen wollen. „Diese Besuche werden immer vom Amt angekündig­t“, so Hildebrand.

Auch von Datenfänge­rn ist der Kreis Mettmann nicht verschont geblieben. Mit gefälschte­n Internetse­iten fingen Betrüger im Frühjahr Anträge auf Soforthilf­e ab und wirtschaft­eten in die eigene Tasche. Corona macht Diebe und Betrüger erfinderis­ch. Beim leisesten Zweifel also die Polizei einschalte­n.

 ?? SYMBOLFOTO: MARTIN GERTEN/DPA ?? Trickbetrü­ger passen sich an die Corona-Lage an. Im April wurden Internetse­iten gefälscht, über die angeblich ein Antrag auf Soforthilf­e eingereich­t werden konnte. Die Betrüger fingen die Daten ab und kassierten.
SYMBOLFOTO: MARTIN GERTEN/DPA Trickbetrü­ger passen sich an die Corona-Lage an. Im April wurden Internetse­iten gefälscht, über die angeblich ein Antrag auf Soforthilf­e eingereich­t werden konnte. Die Betrüger fingen die Daten ab und kassierten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany