Claudia Buchwald liebt die S8
Ein Protokoll Claudia Buchwald (34) ist Lokführerin. Sie steuert regelmäßig die S 8 durch Erkrath und die Region. Warum es ihr besonderer Freude macht, diesen Zug zu fahren.
Ganz ehrlich: Ich habe den schönsten Job der Welt. Kein Tag ist wie der andere, es ist immer etwas los. Aus dem Führerstand habe ich einen wunderbaren Blick, sehe die romantischsten Sonnenaufgänge oder wie die Sonne auch wieder am Horizont verschwindet. Natürlich habe ich als Lokführerin die Aufgabe, die Mitreisenden sicher und pünktlich von A nach B zu fahren. Aber das „Dazwischen“, also die Strecke, ist eben auch immer ein Erlebnis. Und ein Gefühl von großer Freiheit.
Oft fahre ich die S 8 durch Erkrath, manchmal führt mein Weg nach Köln oder Hagen. Keine Fahrt ist wie die andere, manchmal können auch unerwartete und witzige Dinge passieren. Im vergangenen Jahr gab es beispielsweise ein Schaf, das tagelang entlang der Gleise graste. Da musste ich auch lachen.
Zu meinen Aufgaben gehört auch allerlei Technisches, das macht mir auch viel Spaß. Ich bewege ja Züge, die echtes Gewicht auf die Schiene bringen, 200 Tonnen sind da keine Seltenheit. Richtig spannend wird es, wenn es Züge zu rangieren gilt. Dafür muss ich allerdings nicht wild kurbeln, das geht per Fahrhebel – und locker aus dem Handgelenk. Lokführerin bin ich im Grunde genommen über drei Ecken geworden. Ich bin schon seit Jahren in Zügen unterwegs, denn nach der Schule habe ich 2004 Kauffrau für Verkehrsservice gelernt. Ursprünglich wollte ich noch lieber als auf die Schiene in die Luft. Aber für diese Ausbildung hätte ich nach Frankfurt oder München ziehen müssen, was ich damals nicht wollte. Die Bahn ist überall, also dachte ich mir: „Attacke!“und legte in Leipzig, wo ich geboren und zusammen mit meinen drei Schwestern groß geworden bin, los. Nach Ausbildungsabschluss 2007 ging ich in den Zugbegleitdienst, das hat mir große Freude bereitet. Außerdem zog ich nach Düsseldorf.
Und als mich vor drei Jahren Kollegen fragten, ob denn die weitere Ausbildung zur Lokführerin nicht was für mich sei, war ich erst skeptisch.
Ganz ehrlich, ich kriege gerade mal so mein Auto rückwärts am Berg eingeparkt und dann soll ich mit den schweren Maschinen hantieren? Das habe ich mir anfangs überhaupt nicht zugetraut. Zunächst glaubte ich wirklich, das sei eine Männerdomäne. Aber ich bin nicht so der ängstliche Typ und dachte mir: Ich habe doch nichts zu verlieren, ich probiere es einfach aus. Inzwischen kann ich es kaum glauben, auch nur einen Moment zögerlich gewesen zu sein. Wie gesagt, leichtes Berühren des Fahrhebels und der Wagen rollt.
Natürlich brauchst Du ein Feuer in dir, den Beruf ausüben zu wollen. Die Schippe Spaß ist gratis dabei und Frauen werden in dem Metier akzeptiert und tatsächlich ein bisschen bewundert. Und ich genieße durchaus bewundernde Blicke, wenn mich andere im Führerstand sehen.
Ich bin auch verantwortlich, wenn die Technik mal klemmt – wenn beispielsweise ein Fahrgast die Zugtür falsch ins Schloss geworfen hat und nun das Trittbrett hakt. Ich bin kein McGyver, aber habe schon ein paar Tricks drauf. Es gibt aber auch wirklich unangenehme Situationen während der Fahrt. Dann greife ich zum Mikro und mache eine Durchsage. Da habe ich kein Herzklopfen, schon lange nicht mehr, denn das kenne ich ja alles zu Genüge als Zugbegleiterin. Ein bisschen ins Schwitzen bringt mich eher eine Verspätung, denn das bedeutet ja immer Zeitknappheit am Wendeplatz.
Der Job ist auch deshalb cool, weil ich echt nette Kollegen habe. Mit vielen von ihnen bin ich privat befreundet. Zuweilen gehen wir dann gemeinsam Motorrad fahren, das ist ein echtes Hobby von mir, hier im Neandertal, Bergischen Land oder in der Eifel gibt es wundervolle Strecken. Das ist dann ähnlich wie im Job: Der Blick geht in die Landschaft, in die Natur, in die Weite. Das ist ein unschlagbares Gefühl.