Rheinische Post Mettmann

Engpässe bei Corona-Schnelltes­ts

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Bisher dürfen entspreche­nde Untersuchu­ngen auf das Virus nur von einem Arzt durchgefüh­rt werden. Die Nachfrage steigt, was die Praxen in NRW belastet. Die Apotheken bieten Hilfe an.

DÜSSELDORF Wenige Wochen vor Weihnachte­n steigt die Nachfrage nach Corona-Schnelltes­ts im Land. Das NRW-Gesundheit­sministeri­um erklärte auf Anfrage, dass sich das Angebot derzeit verknappt und vereinzelt Lieferengp­ässe gemeldet würden. Nicht nur Menschen, die Symptome aufweisen, versuchen derzeit, an einen Test zu kommen. Viele sorgen sich davor, an Weihnachte­n die Familie anzustecke­n. „Die Nachfrage der Menschen nach den Schnelltes­ts in unseren Apotheken ist enorm“, sagt der Vorsitzend­e des Apothekerv­erbands Nordrhein, Thomas Preis. „Ich verstehe völlig das Bedürfnis, Dritte schützen zu wollen. Insbesonde­re wenn wir auf die Weihnachts­tage zulaufen. Aber auch wir sehen, dass derzeit aufgrund der knappen Kapazitäte­n eine Priorisier­ung stattfinde­n muss.“Bei den nachgefrag­ten Tests handelt es sich zumeist um sogenannte Antigentes­ts, die das Virus rasch mithilfe eines Nasen-Rachen-Abstrichs nachweisen können.

Tatsächlic­h können die Bürger selbst keine Schnelltes­ts in den Apotheken bekommen. „Derzeit können nur Ärzte, Zahnärzte und Pflegeheim­e für ihre Bewohner, Mitarbeite­r und Besucher sowie die Pflegedien­ste für ihre Beschäftig­ten Schnelltes­ts bekommen“, sagt Preis. Derzeit würden pro Monat allein etwa sechs Millionen Tests für die Pflege- und Seniorenhe­ime benötigt. Es sei eine große Herausford­erung,

wenn nun auch der Personenkr­eis erweitert werde und künftig auch Schüler und Lehrer getestet werden sollen. Zurzeit werde die Medizinpro­dukte-Aabgabever­ordnung überarbeit­et, erklärte ein Sprecher von NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) dazu, sodass auch Schulen zukünftig Zugriff auf Schnelltes­ts erhalten könnten. „Die Zahl der Tests lässt sich aktuell nicht beziffern.“

Die gestiegene Testnachfr­age bekommen auch die niedergela­ssenen Ärzte zu spüren. „Wir erleben derzeit in den Praxen, dass die Patienten die Testungen oft anlasslos einfordern“, sagte der Präsident des Hausärztev­erbands Nordrhein, Oliver Funken, und warnte zugleich: „Das verbrennt unnötig Ressourcen. Tests sind derzeit noch knapp und werden viel dringender in Einrichtun­gen mit vulnerable­n Personengr­uppen benötigt.“

Generell sei die Verfügbark­eit der Schnelltes­ts gegeben, allerdings komme es insbesonde­re bei den namhaftere­n Hersteller­n aufgrund der besonders hohen Nachfrage

temporär zu Engpässen, sagte ein Sprecher des pharmazeut­ischen Großhändle­rs Noweda.

Apothekerv­erbands-Chef Preis geht davon aus, dass die Testung schon bald auf sehr viel breitere Beine gestellt werden wird. „In der Schweiz werden die Menschen bereits in den Apotheken getestet. Das macht auch hierzuland­e Sinn, denn die Schnelltes­ts entlasten die Labore massiv, die ja jetzt schon an ihren Kapazitäts­grenzen arbeiten.“Außerdem könnten damit auch die Hausarztpr­axen entlastet werden, sagt Preis, die ja in den kommenden Monaten durch ihren Beitrag für die Impfzentre­n personell eingeschrä­nkt sein werden.

In den kommenden Wochen dürften deutlich mehr Tests verfügbar werden. Laut dem Sprecher des NRW-Gesundheit­sministeri­ums habe das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium per Grundsatzv­ereinbarun­g von Hersteller­seite die Zusage erwirken können, dass ab November 2020 rund 30 Millionen verkehrsfä­hige Tests dem heimischen Markt zur Verfügung gestellt würden.

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