Engpässe bei Corona-Schnelltests
Bisher dürfen entsprechende Untersuchungen auf das Virus nur von einem Arzt durchgeführt werden. Die Nachfrage steigt, was die Praxen in NRW belastet. Die Apotheken bieten Hilfe an.
DÜSSELDORF Wenige Wochen vor Weihnachten steigt die Nachfrage nach Corona-Schnelltests im Land. Das NRW-Gesundheitsministerium erklärte auf Anfrage, dass sich das Angebot derzeit verknappt und vereinzelt Lieferengpässe gemeldet würden. Nicht nur Menschen, die Symptome aufweisen, versuchen derzeit, an einen Test zu kommen. Viele sorgen sich davor, an Weihnachten die Familie anzustecken. „Die Nachfrage der Menschen nach den Schnelltests in unseren Apotheken ist enorm“, sagt der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis. „Ich verstehe völlig das Bedürfnis, Dritte schützen zu wollen. Insbesondere wenn wir auf die Weihnachtstage zulaufen. Aber auch wir sehen, dass derzeit aufgrund der knappen Kapazitäten eine Priorisierung stattfinden muss.“Bei den nachgefragten Tests handelt es sich zumeist um sogenannte Antigentests, die das Virus rasch mithilfe eines Nasen-Rachen-Abstrichs nachweisen können.
Tatsächlich können die Bürger selbst keine Schnelltests in den Apotheken bekommen. „Derzeit können nur Ärzte, Zahnärzte und Pflegeheime für ihre Bewohner, Mitarbeiter und Besucher sowie die Pflegedienste für ihre Beschäftigten Schnelltests bekommen“, sagt Preis. Derzeit würden pro Monat allein etwa sechs Millionen Tests für die Pflege- und Seniorenheime benötigt. Es sei eine große Herausforderung,
wenn nun auch der Personenkreis erweitert werde und künftig auch Schüler und Lehrer getestet werden sollen. Zurzeit werde die Medizinprodukte-Aabgabeverordnung überarbeitet, erklärte ein Sprecher von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) dazu, sodass auch Schulen zukünftig Zugriff auf Schnelltests erhalten könnten. „Die Zahl der Tests lässt sich aktuell nicht beziffern.“
Die gestiegene Testnachfrage bekommen auch die niedergelassenen Ärzte zu spüren. „Wir erleben derzeit in den Praxen, dass die Patienten die Testungen oft anlasslos einfordern“, sagte der Präsident des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, und warnte zugleich: „Das verbrennt unnötig Ressourcen. Tests sind derzeit noch knapp und werden viel dringender in Einrichtungen mit vulnerablen Personengruppen benötigt.“
Generell sei die Verfügbarkeit der Schnelltests gegeben, allerdings komme es insbesondere bei den namhafteren Herstellern aufgrund der besonders hohen Nachfrage
temporär zu Engpässen, sagte ein Sprecher des pharmazeutischen Großhändlers Noweda.
Apothekerverbands-Chef Preis geht davon aus, dass die Testung schon bald auf sehr viel breitere Beine gestellt werden wird. „In der Schweiz werden die Menschen bereits in den Apotheken getestet. Das macht auch hierzulande Sinn, denn die Schnelltests entlasten die Labore massiv, die ja jetzt schon an ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten.“Außerdem könnten damit auch die Hausarztpraxen entlastet werden, sagt Preis, die ja in den kommenden Monaten durch ihren Beitrag für die Impfzentren personell eingeschränkt sein werden.
In den kommenden Wochen dürften deutlich mehr Tests verfügbar werden. Laut dem Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums habe das Bundesgesundheitsministerium per Grundsatzvereinbarung von Herstellerseite die Zusage erwirken können, dass ab November 2020 rund 30 Millionen verkehrsfähige Tests dem heimischen Markt zur Verfügung gestellt würden.