Rheinische Post Mettmann

AfD entlarvt sich als Pandora-Partei

- VON GREGOR MAYNTZ

Bei ihrem Parteitag in Kalkar hat sich die AfD endgültig als Pandora-Partei entlarvt. In der griechisch­en Sagenwelt öffnete die Pandora eine verschloss­ene Büchse und ließ damit alle möglichen Übel in die Welt. Mit seinem beispiello­sen Angriff auf Teile der eigenen Partei hat AfDChef Jörg Meuthen den Geburtsfeh­ler der AfD offengeleg­t: Sie hat die am rechten Rand über Jahrzehnte abgeschlos­senen Radikalen in das ernst zu nehmende Spektrum der deutschen Parteienwe­lt hineingela­ssen.

Deshalb ist die AfD geprägt von scheinbar Bürgerlich­en auf der einen Seite und radikal geneigten Hasardeure­n mit Empfänglic­hkeit für ultrarecht­e Einflüsse auf der anderen Seite. Meuthen hat mit seinem Manöver von Kalkar dafür gesorgt, dass das im Innern über Jahre aufgestaut­e, brodelnde Unwohlsein mit Macht an die Oberfläche drängte. Er war entschloss­en, den Konflikt auf die Spitze zu treiben – einschließ­lich seines eigenen Sturzes. Im letzten Augenblick stoppten die Delegierte­n die Entscheidu­ng, weil sie genau sahen, dass der Sieg der einen Seite die Niederlage für die andere bedeutet hätte und damit eine Spaltung hätte in Fahrt kommen können.

Die Verfahrens­abstimmung­en im Verlauf der ausufernde­n Beschädigu­ng des eigenen Vorsitzend­en ergaben Mehrheiten wie 50,3 zu 49,7. Das ist die hinter den Schlagzeil­en steckende Botschaft von Kalkar: Die von Rechtsauße­n Björn Höcke geprägten Ost-Verbände stellen weniger als 20 Prozent der Delegierte­n. Der Einfluss des von Höcke geprägten „Flügels“wurde bislang bei 30 Prozent vermutet. Dass der Anti-Meuthen-Flügel nun bereits die Hälfte der Delegierte­n umfasst, spricht für sich. Meuthen verfolgt den Kurs, die AfD als Ganze an einer Beobachtun­g durch den Verfassung­sschutz vorbeizust­euern. Das Gegenteil hat die AfD in Kalkar bewirkt.

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