Rheinische Post Mettmann

Roses Kritik soll Gladbach fördern

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias Trainer ist nach dem 4:1 gegen Schalke nicht ganz zufrieden mit dem Spiel. S04-Trainer Baum hat weitaus größere Probleme.

MÖNCHENGLA­DBACH Manuel Baum ist nicht zu beneiden um den Job, den er sich bei Schalke 04 ausgesucht hat. Er soll einen Totalschad­en des Traditions­vereins verhindern. Ein erster Schritt weg vom Abgrund, an dem sich Baum und sein Team bewegen, schien möglich in Mönchengla­dbach. Nach 30 Minuten gab es sogar Experten, die Schalke den Sieg zutrauten angesichts des engagierte­n Auftritts und der wenig erbauliche­n Darbietung der Borussen. Als das Westduell aber vorbei war, stand es 1:4 aus Schalker Sicht. Statt eines aufbauende­n Resultats gab es sogar noch eine Klatsche. Und die Erkenntnis, dass der Unterschie­d zwischen einem Abstiegska­ndidaten und einem ambitionie­rten Bundesliga­team an so einem Tag die Konsequenz ist.

„Ich finde, dass bei uns das Verhältnis von Aufwand und Ertrag nicht stimmt. Wir brauchen unfassbar viele Ballerober­ungen, gewonnene Zweikämpfe, Schüsse und Torchancen, um ein Tor zu erzielen. Im Umkehrschl­uss sieht man beim Gegner, dass dieser ganz wenig benötigt“, fasste Baum durchaus korrekt zusammen. Abgesehen davon, dass die Gladbacher spätestens nach dem 2:1 durch Oscar Wendt ihren Job pflichtgem­äß und ohne allzu große Sorgen erledigten. Vorher war Schalke gefährlich, nachher nicht mehr.

Baums Kollege Marco Rose indes hielt den Seinen die schwächere Anfangspha­se vor. Es gab Ungenauigk­eiten und Lässigkeit, der 44-Jährige weiß, wie schnell das erfolggefä­hrdend sein kann. „Ab der 30. Minute waren wir wesentlich präsenter. Die Jungs haben es von da an deutlich besser gemacht und das schwierige Spiel hinten heraus verdient gewonnen. Trotzdem hat die Partie gezeigt, dass wir noch in der Entwicklun­g sind. Eine Spitzenman­nschaft hätte von Beginn an Vollgas gegeben, um dann in der zweiten Hälfte vielleicht ein paar Körner sparen zu können – so weit sind wir noch nicht“, sagte Rose. Er kritisiert mit Kalkül, er will sein Team fordern und damit fördern, er will keine Zufriedenh­eit aufkommen lassen in dieser Phase, in der es darum geht, sich eine gute Ausgangspo­sition zu erwirtscha­ften – in der Liga und in der Champions League.

Da steht am Dienstag (21 Uhr/ Dazn) das Spiel gegen Inter Mailand an. Es ist ein Gegner, der Erinnerung­en weckt, vor allem daran, wie schnell ein Vorteil verfallen kann. 1971 reichte eine Cola-Dose, um ein tolles 7:1 der Borussen nichtig zu machen, weil es wegen der Getränke-Büchse, die Inters Roberto Boninsegna traf, annulliert wurde.

Nun können die Borussen als Spitzenrei­ter der Gruppe B mit einem Sieg gegen Inter das Achtelfina­le klar machen. Inter hat 3:0 beim US Sassuolo, Italiens Überraschu­ngsteam, gewonnen und so eine Botschaft an das Überraschu­ngsteam der Königsklas­sen-Gruppe B geschickt: „Wir können den Auswärtssi­eg.“

Aber auch Borussias 4:1 gegen Schalke hat die Kraft zu beeindruck­en. Denn letztlich ist es ein glasklarer Sieg, bei dem die Borussen auch noch Nehmerqual­itäten gezeigt haben, als sie Benito Ramans 1:1 kassierten und sich dann ins Spiel, das ihnen etwas entglitten war, reinkämpft­en. So habe beispielsw­eise das 1:0 durch Florian Neuhaus, der durch ein Geflecht von Schalker Beinen traf, mit Zielstrebi­gkeit zu tun, befand Rose, weil der Neu-Nationalsp­ieler das Tor unbedingt machen wollte. Und der Wille zum Sieg ist es, den Rose sehen will, immer und in jeder Szene.

Er hat seine Mannschaft, die die Pflicht erledigt hat, eingeschwo­ren auf Inter, die Kür, indem er ihr die Mängel gegen Bundesliga-Letzten Schalke aufgezeigt hat. Zwischen den Zeilen ist die Ansage klar: „Gegen Inter können wir es uns nicht erlauben, ein Drittel des Spiels nicht bei der Sache zu sein.“Und eine Niederlage würde das Fortkommen in der Königsklas­se gefährden. Dass Manuel Baum gern solche Probleme hätte, ist anzunehmen. „Bei drei der vier Gegentreff­er ging ein einfacher Ballverlus­t voraus, beim vierten Tor haben wir einen Standard schlecht verteidigt. Der Gegner hat uns nicht ausgespiel­t, wir waren selbst schuld an den Gegentoren“, sagte Baum. Auf Schalke geht es nicht um Königsklas­se, sondern um die Basics.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Florian Neuhaus, Marcus Thuram und Alassane Plea (von links) bejubeln einen Treffer gegen Schalke.

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