Rheinische Post Mettmann

Feuer-Unfall schockt Formel 1

Nach dem Crash von Romain Grosjean wird das Rennen lange unterbroch­en. Lewis Hamilton gewinnt später.

- VON MARTIN MORAVEC UND CHRISTIAN HOLLMANN

SAKHIR (dpa) Unter dem Schock des Feuer-Unfalls von Romain Grosjean hat Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton im Wüsten-Chaos von Bahrain seinen Siegeszug fortgesetz­t. Nach dem Horror-Crash des Haas-Piloten und einer mehr als 80-minütigen Unterbrech­ung nahm der Mercedes-Pilot mit seinem elften Erfolg des Jahres die Bestmarken von Michael Schumacher und Sebastian Vettel in Angriff. Die beiden Deutschen konnten jeweils 13 Mal in einer Saison gewinnen.

Zwei Wochen nach seinem siebten Titelgewin­n in der Türkei verwies Hamilton mit einer perfekten Reifen-Strategie in Sakhir Max Verstappen im Red Bull auf den zweiten Platz. Der Brite hat nun wie auch Vettel viermal in der Wüste gewonnen.

Dritter bei dem Flutlicht-Chaos, das Grosjean ersten Untersuchu­ngen zufolge weitgehend unbeschade­t überstand, wurde Verstappen­s Teamkolleg­e Alex Albon. Der Thailänder profitiert­e drei Runden vor Schluss von einem Motorschad­en bei Sergio Perez im Racing Point. Unter dem Safety Car wurde das chaotische Rennen daraufhin beendet. Vettel erlebte im Ferrari beim drittletzt­en Grand Prix des Jahres mit Position 13 ein Debakel.

Die Bilder waren schockiere­nd. Schon nach wenigen hundert Metern kam es zu dem fürchterli­chen Crash. Grosjean zog aus zunächst unbekannte­n Gründen mit seinem Haas nach rechts, touchierte dabei Daniil Kwjat von Alpha Tauri und schoss förmlich in die Leitplanke.

Dann schossen Flammen aus dem Wrack. Wie ging es Grosjean? Wo war er? Der Franzose befreite sich aus seinem in zwei Teile gerissenen Wagen. Ein Streckenar­zt half dem geschockte­n Piloten nach wenigen Sekunden, die aber in diesem unglaublic­hen Szenario wie eine Ewigkeit wirkten, über die Leitplanke. Grosjean saß kurz danach im Auto des Streckenar­ztes. Er musste gestützt werden, als er anschließe­nd in einen Krankenwag­en begleitet wurde.

Rote Flaggen wurden geschwenkt, das drittletzt­e Saisonrenn­en schon nach zwei Runden unterbroch­en. Dann Entwarnung vom Haas-Team. Grosjean zog sich nur „einige kleinere Verbrennun­gen an seinen Händen und Knöcheln“zu. Sonst sei er aber okay.

In der Garage klatschten Grosjeans Kollegen spontan Beifall, als er offensicht­lich ohne größeren Schaden von den Ärzten behandelt wurde. Hamilton schüttelte ungläubig über den Horror-Unfall den Kopf. „Alle Systeme, die wir entwickelt haben – der Halo, die Barrieren, die Gurte – haben so funktionie­rt, wie sie sollten“, urteilte der Fahrer des Medizinwag­ens Alan van der Merwe. „Mir wurde gesagt, er ist geschockt“, kommentier­te Haas-Teamchef Günther Steiner im TV-Sender Sky die beklemmend­en Szenen. „Das war Glück im Unglück, muss man sagen.“

Nach einer XXL-Unterbrech­ung wurde der Grand Prix mit einem stehenden Start fortgesetz­t. An der Spitze blieb Hamilton, der sich tags zuvor seine 98. Karriere-Pole gesichert hatte. Ein Überschlag von Racing-Point-Fahrer Lance Stroll nach einer Berührung mit Kwjat sorgte aber für die nächste Unterbrech­ung. Der Kanadier konnte mit Hilfe eines Streckenpo­stens aus seinem Auto kriechen. Das Safety Car kam in der dritten Runde auf den Asphalt. Der Russe Kwjat bekam eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrumm­t.

Nach fünf Runden durfte wieder frei gefahren werden – Vettel lag zu diesem Zeitpunkt nur auf dem 15. Platz. „Der Wagen ist unfahrbar“, klagte der Ferrari-Pilot, drehte sich prompt und fiel ans Ende des Feldes zurück. Frust pur beim Deutschen.

„Wir haben nichts zu verlieren, lasst uns Vollgas geben“, forderte Verstappen über Funk. Der Niederländ­er tat auch, was er konnte und holte sich mit frischen Reifen in der Schlusspha­se sogar die schnellste Rennrunde. Am erneut weltmeiste­rlich souveränen Hamilton kam er dennoch nicht mehr vorbei.

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FOTO: BRYNN LENNON/DPA Mitarbeite­r der Rennstreck­e löschen das Auto von Romain Grosjean aus Frankreich.

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