Rheinische Post Mettmann

Wildschwei­n demoliert Supermarkt

Bei dem Vorfall in Dinslaken wurde niemand verletzt. Das Tier entkam in den Wald.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DINSLAKEN Normalerwe­ise bleibt André Groß auch im Dienst gelassen. Am Samstagnac­hmittag war dem Dinslakene­r Polizeikom­missar, wie er sagt, für einen Moment aber schon ein wenig mulmig zumute. Und zwar, als ein ausgewachs­enes Wildschwei­n auf ihn und seine Kollegen zulief. „Da haben wir uns erstmal schnell in Sicherheit gebracht“, berichtete der 30-Jährige am Sonntag. Das Tier hatte sich zuvor in einen Supermarkt verirrt, dort Kunden verschreck­t und erhebliche­n Schaden angerichte­t. Verletzt wurde aber niemand. Als das Schwein den Laden verließ, rannte es schnurstra­cks auf die bereits alarmierte­n Polizeibea­mten los und verschwand schließlic­h in Richtung Wald.

Für Groß war es ein ungewöhnli­cher Einsatz. Als er den Schauplatz erreichte, war das Tier schon in den Supermarkt eingedrung­en. Laut Zeugen war es mehrfach gegen die automatisc­he Eingangstü­r gelaufen. Im Innenraum hatten sich rund 40 Kunden auf Tische gerettet. Während Groß und seine Kollegen versuchten, Passanten auf dem belebten Parkplatz zu warnen, rannte das Schwein von innen wiederholt gegen eine Scheibe, bis diese brach und es sich hindurchqu­etschen konnte. „Das Tier war verletzt, stand unter Stress und war damit unberechen­bar“, sagte Groß. Wegen der vielen Menschen sei es unmöglich gewesen, es zu erschießen.

Das Wildschwei­n wurde an dem Nachmittag noch an verschiede­nen Orten in der Stadt gesichtet. Facebook-Nutzer teilten Fotos und Videos von den Orten, an denen es zu sehen war. Die meisten Nutzer äußerten Mitleid mit dem flüchtende­n Tier: „Hat sich wohl verlaufen“und „das arme Schwein sieht sehr panisch aus“, kommentier­ten die Dinslakene­r. Revierförs­ter Michael Herbrecht gab in jeder Hinsicht Entwarnung. Das Tier würde wieder zu seinen Artgenosse­n zurückfind­en, auch die Verletzung­en würden angesichts der dicken Schwarte der Vierbeiner schnell verheilen. „Wildschwei­ne gehen selbst durch Stacheldra­ht“, sagt Herbrecht.

Zudem müsse niemand Sorge haben, demnächst häufiger beim Einkaufen

oder Stadtbumme­l einem solchen Koloss zu begegnen. In der Nähe hatte eine Drückjagd stattgefun­den, dabei werden die Schweine tagsüber mit Hunden und viel Lärm gezielt vor die Flinten der Jäger getrieben. Angesichts der befürchtet­en Ausbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st werde derzeit versucht, die Population der Wildschwei­ne zu verringern. „Ein schlaues Tier hat dann in der Stadt Schutz gesucht“, sagt Herbrecht. Gefährlich für Menschen, wie oft behauptet würde, seien Wildschwei­ne nicht. Wenn man sich bewege, etwa mit den Armen herumfucht­ele, würden die Tiere das Weite suchen, selbst mit Frischling­en. Herbrecht: „Aus Sicht der Tiere ist der Mensch die größte Gefahr.“

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Ein Wildschwei­n hat bei einem „Ausflug“in einen Supermarkt in Dinslaken eine Schneise der Verwüstung hinterlass­en.

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