Kassette liefert Cocktails nach Hause
Zwar dürfen die Betreiber Tobias Wecker und Kim Thurau ihre Bar öffnen, die Gäste können aber nicht bleiben. Deshalb verkaufen sie ihre Drinks to go und liefern seit Kurzem auch Getränke bis an die Wohnungstür.
OBERBILK Wer hat schon Original Dark Rum, Maracuja, Limette, Piment, Falernum und Orgeat zu Hause, um sich einen Planters Punch nach der Rezeptur der Oberbilker Kassette zu mixen? Wohl kaum jemand. Und doch ist es trotz der staatlich verordneten Bar-Quarantäne möglich, freitags und samstags die karibische Köstlichkeit in den heimischen vier Wänden zu genießen. Die Kassette-Inhaber Tobias Wecker und Kim Thurau bieten einen Cocktail-Lieferdienst an und bringen so das Kassette-Feeling nach Hause.
Die komplette Getränkekarte und Tagesspezialitäten können geordert werden. „Wir shaken die Cocktails frisch bei uns in der Bar, füllen sie in kleine, maßgerechte Flaschen ab und liefern sie zum Gast“, erläutert Wecker. „Wir haben auch die Deko wie karamellisierte Nüsse, Basilikum oder gedörrtes Obst dabei und erklären an der Haustür, wie die Dekoration aussehen soll. Wenn jemand kein Eis hat, bringen wir auch das mit.“
Das Kassette-Team achtet aber darauf, keine Drinks für sogenannte Corona-Partys, bei denen sich zu viele Menschen ohne Abstand und Mund-Nasen-Masken in geschlossenen Räumen treffen, zu bringen. „Wir halten uns streng an die aktuellen Verordnungen und haben auch noch keine Corona-Party aufgedeckt“, sagt Wecker. „Wenn jemand 20 Cocktails bestellen würde, würden wir unser wirtschaftliches Interesse
hinten anstellen und diese Bestellung nicht annehmen.“
Bisher waren zehn Drinks die größte Bestellung, die an eine Adresse geliefert wurde. „Und da habe ich am Telefon nachgefragt. Mir wurde erklärt, dass fünf Leute jeweils zwei Cocktails trinken wollten“, so Wecker. „Als ich dann vor der Tür war, waren tatsächlich nur fünf Leute in der Wohnung. Ob sich andere unter dem Bett versteckt haben, kann ich aber nicht beurteilen.“
Das Serviceangebot trägt nicht zum Müllberg oder zur Umweltverschmutzung bei. Ausgeliefert wird per Fahrrad, die Getränke werden in Glasflaschen transportiert und das Dekomaterial in kompostierbaren Butterbrotbeuteln. „Wir haben bisher im Umkreis von gut fünf Kilometern Bestellungen gehabt, das kann man problemlos mit dem Fahrrad bewältigen“, meint Wecker. „Bei uns
im Team sind die Radtouren richtig beliebt. Dann kommt man wenigstens mal raus und in Bewegung.“
Bereits im Frühjahr, während des ersten Lockdowns, hatte die Kassette ihre Cocktails to go angeboten. Und auch jetzt kann man jeweils freitags und samstags von 16 bis 22 Uhr an der Bar Cocktails oder Glühwein ordern und in mindestens 50 Metern Entfernung genießen. „Das ist eine gute Idee. So kann man auch mal etwas anderes machen als nur zu arbeiten und zu Hause zu sein. Und man unterstützt eines seiner Lieblingslokale in der Krise“, meint Anna. Sie hat mit ihrer Freundin Maja einen kleinen Abendspaziergang zur Kassette gemacht und sich einen Glühwein gegönnt. „Wir halten uns an die Vorschriften. Wir sind zwei Haushalte. Hätte eine dritte Freundin mitkommen wollen, hätten wir das abgelehnt“, sagt Maja.