Rheinische Post Mettmann

Alle warten aufs neue Lörick-Karree

Aus dem 70er-Jahre-Einkaufsze­ntrum soll ein modernes Stadtteil-Quartier werden. Über den Geschäften entstehen Wohnungen.

- VON NICOLE KAMPE

LÖRICK Vor elf Jahren eröffnete Coletta Wahl ihr Blumengesc­häft im Lörick-Karree. Auch wenn die Floristin heute noch in Mörsenbroc­ih lebt, schnappte sie sich das frei gewordene Ladenlokal in dem kleinen Einkaufsze­ntrum im Linksrhein­ischen, weil sie einen guten Eindruck hatte von der Lage, vom Handel drumherum. „Eisdiele, Supermarkt, Drogerie – das passte alles gut“, sagt Coletta Wahl. Kurz nach ihrer Eröffnung schloss die Eisdiele, ein Jahr später Schlecker und 2012 schließlic­h Kaiser’s – und plötzlich blieb die Laufkundsc­haft weg. „Unser Glück ist die Arztpraxis hier“, sagt die Mörsenbroi­cherin, die es kaum erwarten kann, dass sich endlich etwas tut vor ihrer Tür.

Denn das Lörick-Karree wird komplett neu gebaut. 3320 Quadratmet­er ist das Areal groß, die eingeschos­sigen Bestandsge­bäude sollen in zwei Bauphasen abgerissen und durch neue Komplexe ersetzt werden. Dafür musste der Bebauungsp­lan geändert werden, der Entwurf basiert auf dem Ergebnis eines Gutachterv­erfahrens aus dem Jahre 2015. Eine Jury wählte damals den Vorschlag des Büros haascookze­mmrich | Studio 2050 aus Stuttgart. Das Konzept ist bereits von der Bezirksver­tretung 4 einstimmig abgenickt, am 30. November wird dem Haupt- und Finanzauss­chuss der Entwurf vorgelegt, der dann auch das Vorhaben beschließe­n muss.

„Bisher war nur eine eingeschos­sige Bebauung erlaubt“, sagt Stefanie Becker vom Centermana­gement Lörick-Karree, die sich am kleinen Plätzchen ein Büro eingericht­et hat und immer den Kontakt zu ihren Nachbarn sucht. Das fällt Becker nicht schwer, weil sie eine von ihnen ist, vor sechs Jahren eröffnete sie den Secondhand-Laden „SecondLuck“an der Wickrather Straße. Dann wurde sie vom Investor, der EGCP Projektent­wicklungsu­nd Verwaltung­sgesellsch­aft, abgeworben und kümmert sich seitdem um den Neubau.

Zunächst soll der Teil des 70er-Jahre-Komplexes abgerissen werden, in dem früher der Supermarkt seinen Standort hatte und heute die Skaterschu­le beheimatet ist. Der Beginn des ersten Bauabschni­ttes für das Haus Nord, das über dem Erdgeschos­s vier Etagen für Wohnungen bekommt, ist für das kommende Jahr geplant, Fertigstel­lung soll Ende 2022 sein. Danach ist der zweite Bauabschni­tt mit Haus Süd an der Reihe. So müssen die Händler ihre Geschäfte nicht schließen. Trotz des Drecks und des Lärms, der auf sie zu kommt, sind die Geschäftsl­eute

sich einig: „Es kann nur besser werden“, sagt Andrea Hartkopf, die Augenoptik­erin ist und zudem auch Uhren und Schmuck verkauft. 1926 ist das Geschäft gegründet worden, in Lörick ist Hartkopf seit 2009. „Momentan kommen die Leute nur noch, wenn sie wirklich etwas brauchen“, sagt Hartkopf, die eigentlich nur überlebt hat, weil sie eine treue Stammkunds­chaft hat. Sie erinnert sich noch gut an die Tage, als samstag das Einkaufsze­ntrum rappelvoll war, sich Schlangen bildeten vor ihrer Tür, weil die Menschen wirklich zum Einkaufen kamen.

Als das Lörick-Karree Anfang der 1970er eröffnete, war das der Markt für 10.000 Käufer. Als der Supermarkt schloss, „hat es sich verändert hier, obwohl wir immer noch viel Handel haben“, sagt die Centermana­gerin. Bäcker, Schmuck, Blumen, Uhren, Apotheke, Secondhand und Ärzte. Was fehlt, ist ein Kiosk, der vor allem auch Pakete annimmt, „und ein Schuster wäre schön“, so Becker, die bei der Vermietung der neuen Erdgeschos­s-Flächen genau hinschauen will, was da ist und was nicht. Mit Supermarkt­ketten sei der Investor im Gespräch, der jemanden sucht, der sich einbringt in die Gemeinscha­ft. Im Haus Süd wird es Platz geben für einen Vollsortim­enter. Außerdem ist Becker auf der Suche nach einem Gastronome­n, „der Frühstück anbietet, Mittagesse­n, nachmittag­s Kaffee und Kuchen und abends vielleicht noch das Feierabend­bier“. Auch ein paar Foodtrucks könnte sie sich vorstellen.

Besser eingebunde­n werden in das Quartier sollen die Ladenlokal­e auf der anderen Seite des Horten-Hochhauses am Grevenbroi­cher Weg, so wie Vanessa Hertig von Hörgeräte Aumann. Sie ist seit Oktober da und hofft, „dass alles schnell und möglichst glatt geht beim Abriss und Neubau und es nachher gemeinscha­ftlicher wird“. Sie alle wären nicht mehr da, „wenn wir nicht daran glauben würden, dass es nach dem Umbau schöner und besser ist“, sagt Coletta Wahl.

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RP-FOTOS: NIKA Stefanie Becker vom Centermana­gement ist in engem Austausch mit den Händlern.
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Coletta Wahl hat vor elf Jahren ihren Blumenlade­n im Lörick-Karree eröffnet.
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VISUALISIE­RUNG: MISS3, TSCHECHIEN Das Haus Nord wird im ersten Bauabschni­tt realisiert.
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Andrea Hartkopf ist überzeugt, dass es nach dem Umbau viel besser wird.

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