Alle warten aufs neue Lörick-Karree
Aus dem 70er-Jahre-Einkaufszentrum soll ein modernes Stadtteil-Quartier werden. Über den Geschäften entstehen Wohnungen.
LÖRICK Vor elf Jahren eröffnete Coletta Wahl ihr Blumengeschäft im Lörick-Karree. Auch wenn die Floristin heute noch in Mörsenbrocih lebt, schnappte sie sich das frei gewordene Ladenlokal in dem kleinen Einkaufszentrum im Linksrheinischen, weil sie einen guten Eindruck hatte von der Lage, vom Handel drumherum. „Eisdiele, Supermarkt, Drogerie – das passte alles gut“, sagt Coletta Wahl. Kurz nach ihrer Eröffnung schloss die Eisdiele, ein Jahr später Schlecker und 2012 schließlich Kaiser’s – und plötzlich blieb die Laufkundschaft weg. „Unser Glück ist die Arztpraxis hier“, sagt die Mörsenbroicherin, die es kaum erwarten kann, dass sich endlich etwas tut vor ihrer Tür.
Denn das Lörick-Karree wird komplett neu gebaut. 3320 Quadratmeter ist das Areal groß, die eingeschossigen Bestandsgebäude sollen in zwei Bauphasen abgerissen und durch neue Komplexe ersetzt werden. Dafür musste der Bebauungsplan geändert werden, der Entwurf basiert auf dem Ergebnis eines Gutachterverfahrens aus dem Jahre 2015. Eine Jury wählte damals den Vorschlag des Büros haascookzemmrich | Studio 2050 aus Stuttgart. Das Konzept ist bereits von der Bezirksvertretung 4 einstimmig abgenickt, am 30. November wird dem Haupt- und Finanzausschuss der Entwurf vorgelegt, der dann auch das Vorhaben beschließen muss.
„Bisher war nur eine eingeschossige Bebauung erlaubt“, sagt Stefanie Becker vom Centermanagement Lörick-Karree, die sich am kleinen Plätzchen ein Büro eingerichtet hat und immer den Kontakt zu ihren Nachbarn sucht. Das fällt Becker nicht schwer, weil sie eine von ihnen ist, vor sechs Jahren eröffnete sie den Secondhand-Laden „SecondLuck“an der Wickrather Straße. Dann wurde sie vom Investor, der EGCP Projektentwicklungsund Verwaltungsgesellschaft, abgeworben und kümmert sich seitdem um den Neubau.
Zunächst soll der Teil des 70er-Jahre-Komplexes abgerissen werden, in dem früher der Supermarkt seinen Standort hatte und heute die Skaterschule beheimatet ist. Der Beginn des ersten Bauabschnittes für das Haus Nord, das über dem Erdgeschoss vier Etagen für Wohnungen bekommt, ist für das kommende Jahr geplant, Fertigstellung soll Ende 2022 sein. Danach ist der zweite Bauabschnitt mit Haus Süd an der Reihe. So müssen die Händler ihre Geschäfte nicht schließen. Trotz des Drecks und des Lärms, der auf sie zu kommt, sind die Geschäftsleute
sich einig: „Es kann nur besser werden“, sagt Andrea Hartkopf, die Augenoptikerin ist und zudem auch Uhren und Schmuck verkauft. 1926 ist das Geschäft gegründet worden, in Lörick ist Hartkopf seit 2009. „Momentan kommen die Leute nur noch, wenn sie wirklich etwas brauchen“, sagt Hartkopf, die eigentlich nur überlebt hat, weil sie eine treue Stammkundschaft hat. Sie erinnert sich noch gut an die Tage, als samstag das Einkaufszentrum rappelvoll war, sich Schlangen bildeten vor ihrer Tür, weil die Menschen wirklich zum Einkaufen kamen.
Als das Lörick-Karree Anfang der 1970er eröffnete, war das der Markt für 10.000 Käufer. Als der Supermarkt schloss, „hat es sich verändert hier, obwohl wir immer noch viel Handel haben“, sagt die Centermanagerin. Bäcker, Schmuck, Blumen, Uhren, Apotheke, Secondhand und Ärzte. Was fehlt, ist ein Kiosk, der vor allem auch Pakete annimmt, „und ein Schuster wäre schön“, so Becker, die bei der Vermietung der neuen Erdgeschoss-Flächen genau hinschauen will, was da ist und was nicht. Mit Supermarktketten sei der Investor im Gespräch, der jemanden sucht, der sich einbringt in die Gemeinschaft. Im Haus Süd wird es Platz geben für einen Vollsortimenter. Außerdem ist Becker auf der Suche nach einem Gastronomen, „der Frühstück anbietet, Mittagessen, nachmittags Kaffee und Kuchen und abends vielleicht noch das Feierabendbier“. Auch ein paar Foodtrucks könnte sie sich vorstellen.
Besser eingebunden werden in das Quartier sollen die Ladenlokale auf der anderen Seite des Horten-Hochhauses am Grevenbroicher Weg, so wie Vanessa Hertig von Hörgeräte Aumann. Sie ist seit Oktober da und hofft, „dass alles schnell und möglichst glatt geht beim Abriss und Neubau und es nachher gemeinschaftlicher wird“. Sie alle wären nicht mehr da, „wenn wir nicht daran glauben würden, dass es nach dem Umbau schöner und besser ist“, sagt Coletta Wahl.