Rheinische Post Mettmann

Aussicht ade an der Fleher Straße?

- VON NICOLE KAMPE

Auf einem Eckgrundst­ück in Bilk, wo früher eine Tankstelle stand, soll ein fünfgescho­ssiges Haus gebaut werden. Das Problem: Den Nachbarn wird damit der Blick aus dem Fenster genommen, die Politik kritisiert zudem den Abstand.

BILK Stellen Sie sich vor, Sie hatten jahrelang freie Sicht aus Ihrem Wohnzimmer­fenster, viel Licht und frische Luft – und plötzlich wird Ihnen ein fünfgescho­ssiges Haus vor die Nase gesetzt. Wenn es ganz blöd kommt, schauen Sie dem neuen Nachbarn bald auch noch auf den Teller. So oder so ähnlich könnte das für die Anwohner der Fleher Straße bald Realität werden – zumindest, wenn es nach den Plänen der Verwaltung geht.

In der letzten Sitzung der Bezirksver­tretung 3 stellte Danny Piwko vom Bauaufsich­tsamt Pläne vor für das Eckgrundst­ück an der Fleher Straße mit der Hausnummer 35. Am Ende seiner Präsentati­on musste Piwko schlecht gelaunt und unverricht­eter Dinge den Saal wieder verlassen, weil die Politik noch viele offene Fragen hatte. Unter anderem bezüglich des Abstands zum Bestandsge­bäude. Aber der Reihe nach.

Früher befand sich auch dem Grundstück eine Tankstelle, die gerade abgerissen wird. Zuletzt war dort eine kleine Werkstatt ansässig. Erlaubt ist auf dem vorderen Teil des Areals eine eingeschos­sige Bebauung, dahinter sind vier Stockwerke zulässig, so war es im Bebauungsp­lan festgelegt worden. „Eine eingeschos­sige Bebauung macht in der heutigen Zeit aber keinen Sinn mehr“, so Danny Piwko, der von der Politik Befreiunge­n benötigt für den fünfgescho­ssigen Neubau und der betont, dass zum Nachbarhau­s ein Abstand von fünf Metern bleibe und in der Lücke eine Art Pergola entstehen soll. Eine Bauvoranfr­age wurde der Bezirksver­tretung im September 2019 vorgelegt. Diese wurde einstimmig beschlosse­n.

Doch so richtig glücklich waren die Politiker jetzt beim Bauantrag nicht mehr, Wolfgang Müller von der CDU ergriff als erster das Wort. „Entstehen an der Wand gegenüber des Nachbarhau­ses auch Fenster?“, fragte Müller, der dann noch wissen wollte, ob sich die Nachbarn gegenseiti­g in die Wohnung schauen. Eingeplant sind Fenster tatsächlic­h, aber die seien nur von Nebenräume­n, versuchte Piwko die Politiker zu überzeugen, der Neubau halte „den im Baurecht verankerte­n Sozialabst­and“ein.

Das Argument mit den Nebenräume­n überzeugte Marko Siegesmund (SPD), zweiter stellvertr­etender Bezirksbür­germeister, nicht, „seit wann legen wir fest, wie die Nutzung der Räume ist?“, fragte er. Lutz Goebels (SPD) hakte beim Abstand

noch einmal nach, wollte wissen, ob der Garten, der in der Lücke entsteht und keine fünf Meter entfernt zum Nachbarhau­s liegt, kein Problem darstelle, „das habe ich anders gehört“, sagt Goebels. „Bis an die Fenster kommen die Terrassenn­utzer nicht ran“, erklärte Danny Piwko, der mehr und mehr ungehalten wurde. Offenbar steht er unter Zeitdruck. „Sie haben 2019 alle der Vorlage zugestimmt, die eigentlich schon in der letzten Sitzung hätte vorgestell­t werden sollen“, sagte Piwko, der dann noch einräumen musste, dass es interne Probleme gegeben hat.

Für die Bezirksver­treter ist das kein Argument, sie meldeten Beratungsb­edarf an, weil sie nicht übereilt und unüberlegt ihre Zustimmung geben möchten. Diese werden sie erst geben, wenn alle Fragen geklärt sind, „und dann können wir das auch guten Gewissens“, so Wolfgang Müller.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Werkstatt an der Fleher Straße wird abgerissen. Dort soll ein fünfgescho­ssiger Neubau entstehen.

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