Paul-Spiegel-Preis für Omas gegen Rechts
Die Aktivistinnen setzen sich seit 2018 gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung ein. Die Mettmanner Ortsgruppe um Mitbegründerin Heike Linnert hatte sich 2019 nach einer Demonstration von Neonazis in der Innenstadt gegründet.
METTMANN Die Initiative „Omas gegen Rechts“ist vom Zentralrat der Juden mit dem Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet worden. Seit ihrer Gründung 2018 setzt sich die Aktionsgruppe deutschlandweit gegen Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit ein, seit März 2019 ist sie auch in Mettmann aktiv. Anlass dafür war der Aufmarsch von Neonazis durch Mettmann und die kurz darauf organisierte Gegendemonstration. „Danach haben wir uns gegründet“, erzählt Heike Linnert, die das Ganze damals vorangetrieben hatte.
Die „Omas gegen Rechts“setzen sich für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte und freie Gesellschaft ein. Sie treten faschistischen Tendenzen, Rassismus und sozialer Ausgrenzung entgegen und wenden sich außerdem gegen Frauenfeindlichkeit und Sozialabbau. Sie wollen die ältere Frau als politische Kraft wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Immer mehr Ortsgruppen entstehen, ihre Mitgliederzahl wächst beständig. Mittlerweile sind die „Omas gegen Rechts“in rund hundert deutschen Städten aktiv. Ihr mutiges Engagement wurde nun durch die Auszeichnung mit dem Paul-Spiegel-Preis vom Zentralrat der Juden besonders gewürdigt. „Damit haben wir nicht gerechnet“, gibt Heike Linnert zu. „Wir wussten nicht, dass es da Überlegungen gibt. Aber wir freuen uns sehr. Das ist eine Würdigung und Wertschätzung.“
Der Paul-Spiegel-Preis ist mit 5000 Euro dotiert und soll coronabbedingt erst im Frühsommer 2021 übergeben werden. „Wenn ein Termin feststeht, überlegen wir, ob wir auch zur Preisverleihung fahren“, verrät Heike Linnert. Die Wertschätzung der „Omas gegen Rechts“schenke neue Motivation, denn nicht immer stoßen die „Omas“auf
Wohlwollen. „Wir werden oft belächelt“, sagt Heike Linnert. Aber da stehen die „Omas“drüber.
Trotz Corona konnten sie etliche Aktionen durchführen. „Am Tag der
Seenotrettung waren wir vor dem Neanderthal Museum“, erzählt Heike Linnert. „Da kamen nur positive Reaktionen.“Die „Omas gegen Rechts“hatten auf die Situation von
Geflüchteten im Mittelmeer hingewiesen – und darauf, dass auch Neanderthaler Leben gerettet hätten. „Das waren soziale Wesen“, weiß Heike Linnert. Auch bei AfD-Veranstaltungen
zeigen die „Omas gegen Rechts“Präsenz. „Wir stehen für Demokratie, Menschenrechte und Umweltschutz“, betont sie. Deshalb schließen sich die „Omas“auch mit der Jugend zusammen. „Wir sind mit Fridays for Future unterwegs.“
Inzwischen sind rund 30 „Omas“in Mettmann gegen Rechts aktiv. Doch die Initiative ist nicht auf weibliche Senioren reduziert. „Es können auch Opas mitmachen“, sagt Heike Linnert, „und man muss auch kein bestimmtes Alter haben.“Auch Enkelkinder seien, anders als manchmal angenommen, keine Voraussetzung.
Natürlich macht Corona auch den „Omas gegen Rechts“einen Strich durch so manche Aktion, aber ihr politisches Engagement lassen sie sich nicht nehmen. „Wir hatten auch schon Zoom-Konferenzen“, erzählt Heike Linnert. Ihr aktueller Slogan: „Mundschutz, aber nicht mundtot“.
Aktuell sind die Mettmanner „Omas gegen Rechts“dabei, sich Aktionen für den „Tag der Menschenrechte“am 10. Dezember und den Befreiungstag von Auschwitz im Januar 2021 einfallen zu lassen. „Die meisten von uns haben eine politische Vergangenheit“, sagt Heike Linnert, „das hört im Alter nicht auf.“