Regiobahn fährt bald bis Wuppertal
Ab dem 13. Dezember fährt die S 28 nach Wuppertal. Außerdem sind neue Züge im Einsatz. Die Elektrifizierung lässt weiter auf sich warten.
METTMANN Aufmerksamen Pendlern auf der Strecke der Linie S28 zwischen Mettmann und Kaarst dürfte es bereits aufgefallen sein: Bei der Regiobahn tut sich etwas. Auf Plakaten an Haltestellen wird angekündigt, dass die S-Bahn ab dem 13. Dezember bis zum Wuppertaler Hauptbahnhof fährt. Die Strecke, die dafür zwischen Mettmann und Wuppertal-Dornap zweigleisig ausgebaut werden musste, ist also wie geplant betriebsbereit.
Wie oft fährt die S 28 nach Wuppertal? Wuppertal wird nicht bei jeder Fahrt angefahren. Die S 28, die von Kaarst über Neuss und Düsseldorf nach Mettmann fährt, ist im 20-Minuten-Takt unterwegs, sie fährt also dreimal in der Stunde. Von Mettmann wird die Fahrt nach Wuppertal jedoch nur zweimal stündlich fortgesetzt. Dabei steuert sie zunächst den neuen S-Bahn-Haltepunkt Hahnenfurth-Düssel an und geht dann über auf die Strecke der S 9 über Wuppertal-Vohwinkel, Zoologischer Garten und Steinbeck bis zum Wuppertaler Hauptbahhof. Die Fahrtzeit von ME-Stadtwald bis Wuppertal Hbf beträgt knapp 20 Minuten, der neue Anschluss dürfte für viele Pendler eine enorme Erleichterung sein.
Warum sind Züge der Bayerischen Oberlandbahn im Einsatz? Momentan sind vereinzelt blau-rot-weiße Züge mit der Aufschrift „Bayerische Oberlandbahn“(BOB) auf der Strecke zu sehen. Diese Züge vom Typ Integral hat die Regiobahn von der BOB übernommen, in den vergangenen Wochen liefen sie im Testbetrieb.
„Die Probefahrten sind bisher absolut positiv verlaufen“, berichtet Sabine Hovermann, Sprecherin der Regiobahn. Die Züge verfügten über ein modernes Fahrgastinformationssystem sowie eine behindertengerechte Toilette. „Außerdem sind sie mit ihrer Einstiegshöhe von 76 Zentimetern bereits an die zukünftigen Bahnsteige angepasst“, so Hovermann weiter.
Die Züge werden in den kommenden Wochen noch weiter in einem „Mischbetrieb“mit den alten Regiobahn-Zügen vom Typ Talent im Einsatz sein. Das werde laut Hovermann auch noch über den Fahrplanwechsel am 13. Dezember hinausgehen, nach und nach werde dann komplett auf die neuen Integral-Züge umgestellt.
Die neuen Regiobahn-Züge wurden vom bisherigen Betreiber ausrangiert – sind sie überhaupt für einen weiteren Einsatz geeignet? Manche Pendler befürchten eine Verschlechterung des Services, auch in Bahnforen im Internet wird die Kaufentscheidung der Regiobahn kritisiert. Denn: Die Züge vom Typ Integral sind alt, sie wurden bereits 1998 von der BOB in Betrieb genommen und wiesen dort zunächst erhebliche Mängel auf. Außerdem betreibt die Regiobahn damit nach wie vor Dieselfahrzeuge, statt auf umweltfreundlichere Varianten umzusteigen. Doch wie Hovermann erklärt, seien die Störungen bei dem bisherigen Betreiber auf spezifische Einsatzbedingungen im Streckennetz der Bayerischen Oberlandbahn zurückzuführen, die auf der Strecke der S 28 nicht gegeben wären. Darüber hinaus habe das Unternehmen geprüft, ob Triebwagen mit umweltfreundlicheren Antriebsarten zur Verfügung stehen – das war jedoch nicht der Fall. Die Dieselfahrzeuge sind jedoch nur eine Übergangslösung, bevor die Strecke elektrifiziert wird. Ein weiterer Grund für die Kaufentscheidung sei die Größe der Flotte gewesen: Von den neuen Integral-Zügen werden zukünftig 17 Fahrzeuge zur Verfügung stehen, von den alten Talent-Zügen gab es nur zwölf.
Wann wird die Strecke elektrifiziert? Bei der geplanten Elektrifizierung der Strecke gibt es nach wie vor Verzögerungen. Ein Grund dafür sind immer noch Uneinigkeiten mit Eigentümern von Grundstücken an der Strecke. Aktuell werden laut Beatrix van Vlodorp, einer Sprecherin der Bezirksregierung, Bedenken und Anregungen der beteiligten Fachbehörden und Privaten sowie die Antworten der Regiobahn geprüft. Worauf sich die Einwände der Grundstückseigentümer konkret beziehen, teilte weder die Bezirksregierung noch die Regiobahn mit. Insgesamt laufen bei der Bezirksregierung fünf sogenannte Planfeststellungsverfahren, zwei davon sind mittlerweile abgeschlossen. Das letzte der fünf Verfahren soll laut Bezirksregierung im Laufe des Jahres 2021 abgeschlossen werden. Bleibt es dabei, soll die Elektrifizierung laut Regiobahn-Sprecherin Hovermann bis Ende 2026 fertiggestellt werden.
Wann müssen Pendler mit weiteren Bauarbeiten auf der Strecke rechnen? „Derzeit sind auf dem Mettmanner Streckenabschnitt für 2021 nur sechs Tage Vollsperrung in den Herbstferien geplant“, berichtet Sabine Hovermann. Sobald ein weiteres Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung beschlossen wurde, werde es eine erneute Ausschreibung zu den Bauarbeiten geben, nach Zuschlag können die Arbeiten begonnen werden.