Lehrer warten auf Impfung
Die Gewerkschaften fordern mehr Transparenz bei der Anmeldung zur Impfung. Zudem verursachen die in Aussicht gestellten Schnelltests für Schüler Ärger. Auch dort herrscht Mangel.
DÜSSELDORF Die Impfungen von Lehrern und Erziehern sind in den NRW-Kommunen höchst unterschiedlich angelaufen. „In manchen Kommunen wie Viersen sind schon über 900 geimpft, in anderen wie etwa dem Kreis Lippe wurde nicht einmal damit angefangen“, sagte Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), unserer Redaktion. Seit Montag können sich im Land 90.000 Grund- und Förderschullehrer sowie Erzieher impfen lassen, in der Regel mit dem Vakzin von Astrazeneca. Davon stehe genug zur Verfügung, so das NRW-Gesundheitsministerium.
Die GEW-Chefin fordert die Landesregierung auf, die Kommunen stärker beim Impfen des pädagogischen Personals zu unterstützen: „Wir brauchen eine Taskforce, die den Schul- und Kitaträgern zur Seite steht.“Die Verantwortung dürfe nicht zwischen der Landesregierung und den Trägern hin- und hergeschoben werden. Ähnlich äußerte sich Stefan Behlau, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE).
Lehrer und Schulleiter klagen über unklare Anmeldewege. Zwar sollen die Pädagogen auch in den Impfzentren geimpft werden. Doch die Anmeldung läuft – anders als bei den über 80-Jährigen – nicht über die Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). „Die Terminvergabe und Impfstoff-Bestellung für
Lehrer und Erzieher läuft komplett über die Kommunen, daran sind wir nicht beteiligt“, so der Sprecher der KV Nordrhein. Das Ministerium erklärte, Lehrer und Erzieher müssten sich nicht selbst bemühen. „Es ist nicht notwendig, sich proaktiv um einen Termin zu kümmern. Anspruchsberechtigte werden über das Impfangebot informiert“, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Die Impfangebote würden durch die Impfzentren mit den Arbeitgebern oder Dienstherren abgestimmt. Zum Teil könnten die Termine über Online-Portale der Kreise oder kreisfreien Städte gebucht werden.
Ebenso verunsichert sind Schulen, wie es beim Testen weitergeht. Das Land hatte jedem Schüler einen kostenlosen Test pro Präsenzwoche in Aussicht gestellt. Hier seien viele Fragen noch offen, die dringend zu klären seien, sagte VBE-Chef Behlau. „Den Kollegen und sicherlich auch den Eltern wäre es bestimmt lieber, eine Teststrategie zu haben, die auch umsetzbar ist, als im Ankündigungsmodus ohne Umsetzung zu verharren.“Spätestens nach den Osterferien müsse die Teststrategie für Schüler stehen.
NRW erlaubt zwar ab sofort per Allgemeinverfügung kostenfreie Testungen in Arztpraxen, Apotheken sowie privaten und öffentlichen Testzentren. „Wir können jetzt sofort starten“, sagte Laumann. Man arbeite „mit Hochdruck daran, die ortsnahe Teststruktur flächendeckend so auszubauen, wie der Beschluss der Ministerpräsidenten dies bis Anfang April vorsieht“. Doch noch steht die Infrastruktur nicht. Wer sich am Montag in einer Apotheke kostenlos testen lassen wollte, wurde meist abgewiesen. „In den allermeisten Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderliche Beauftragung durch die Kommunen warten“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Auch die Opposition ist skeptisch. „Kostenlose Corona-Tests im ganzen Land gibt es jedenfalls zurzeit nur in der Theorie“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. Leitartikel, Wirtschaft