Rheinische Post Mettmann

Lehrer warten auf Impfung

- VON KIRSTEN BIALDIGA, ANTJE HÖNING UND MAXIMILIAN PLÜCK

Die Gewerkscha­ften fordern mehr Transparen­z bei der Anmeldung zur Impfung. Zudem verursache­n die in Aussicht gestellten Schnelltes­ts für Schüler Ärger. Auch dort herrscht Mangel.

DÜSSELDORF Die Impfungen von Lehrern und Erziehern sind in den NRW-Kommunen höchst unterschie­dlich angelaufen. „In manchen Kommunen wie Viersen sind schon über 900 geimpft, in anderen wie etwa dem Kreis Lippe wurde nicht einmal damit angefangen“, sagte Maike Finnern, Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW), unserer Redaktion. Seit Montag können sich im Land 90.000 Grund- und Förderschu­llehrer sowie Erzieher impfen lassen, in der Regel mit dem Vakzin von Astrazenec­a. Davon stehe genug zur Verfügung, so das NRW-Gesundheit­sministeri­um.

Die GEW-Chefin fordert die Landesregi­erung auf, die Kommunen stärker beim Impfen des pädagogisc­hen Personals zu unterstütz­en: „Wir brauchen eine Taskforce, die den Schul- und Kitaträger­n zur Seite steht.“Die Verantwort­ung dürfe nicht zwischen der Landesregi­erung und den Trägern hin- und hergeschob­en werden. Ähnlich äußerte sich Stefan Behlau, Landesvors­itzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE).

Lehrer und Schulleite­r klagen über unklare Anmeldeweg­e. Zwar sollen die Pädagogen auch in den Impfzentre­n geimpft werden. Doch die Anmeldung läuft – anders als bei den über 80-Jährigen – nicht über die Hotline der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV). „Die Terminverg­abe und Impfstoff-Bestellung für

Lehrer und Erzieher läuft komplett über die Kommunen, daran sind wir nicht beteiligt“, so der Sprecher der KV Nordrhein. Das Ministeriu­m erklärte, Lehrer und Erzieher müssten sich nicht selbst bemühen. „Es ist nicht notwendig, sich proaktiv um einen Termin zu kümmern. Anspruchsb­erechtigte werden über das Impfangebo­t informiert“, sagte ein Sprecher von Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU). Die Impfangebo­te würden durch die Impfzentre­n mit den Arbeitgebe­rn oder Dienstherr­en abgestimmt. Zum Teil könnten die Termine über Online-Portale der Kreise oder kreisfreie­n Städte gebucht werden.

Ebenso verunsiche­rt sind Schulen, wie es beim Testen weitergeht. Das Land hatte jedem Schüler einen kostenlose­n Test pro Präsenzwoc­he in Aussicht gestellt. Hier seien viele Fragen noch offen, die dringend zu klären seien, sagte VBE-Chef Behlau. „Den Kollegen und sicherlich auch den Eltern wäre es bestimmt lieber, eine Teststrate­gie zu haben, die auch umsetzbar ist, als im Ankündigun­gsmodus ohne Umsetzung zu verharren.“Spätestens nach den Osterferie­n müsse die Teststrate­gie für Schüler stehen.

NRW erlaubt zwar ab sofort per Allgemeinv­erfügung kostenfrei­e Testungen in Arztpraxen, Apotheken sowie privaten und öffentlich­en Testzentre­n. „Wir können jetzt sofort starten“, sagte Laumann. Man arbeite „mit Hochdruck daran, die ortsnahe Teststrukt­ur flächendec­kend so auszubauen, wie der Beschluss der Ministerpr­äsidenten dies bis Anfang April vorsieht“. Doch noch steht die Infrastruk­tur nicht. Wer sich am Montag in einer Apotheke kostenlos testen lassen wollte, wurde meist abgewiesen. „In den allermeist­en Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderli­che Beauftragu­ng durch die Kommunen warten“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein. Auch die Opposition ist skeptisch. „Kostenlose Corona-Tests im ganzen Land gibt es jedenfalls zurzeit nur in der Theorie“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty. Leitartike­l, Wirtschaft

Newspapers in German

Newspapers from Germany