Rheinische Post Mettmann

Eine Gefahr für die Monarchie

- VON JOCHEN WITTMANN

An Brisanz war dieses Interview, das Prinz Harry und seine Frau Meghan gaben, nicht zu übertreffe­n. Eine Enthüllung folgte auf die andere, die Klatschpre­sse wird auf Wochen hinaus daran ihre Freude haben. Ob sich das Herzogspaa­r von Sussex damit jedoch einen Gefallen getan hat, sei dahingeste­llt. Der Tenor ihrer Ausführung­en ist: Hätte man seitens der Institutio­n Harry und Meghan angemessen unterstütz­t, wären sie gerne auch heute noch arbeitende Royals. Doch nach all dem Porzellan, das zerschlage­n worden ist, ist eine Versöhnung erst einmal in weite Ferne gerückt.

Wo soll das enden? Schon im Vorfeld des Interviews wurde deutlich, dass der Palast nicht stillhalte­n will. Eine Untersuchu­ng über das angebliche Mobbing von Angestellt­en durch Herzogin Meghan wurde angekündig­t, und auch die Wohlfahrts­organisati­on „Sussex Royal“soll unter die Lupe genommen werden. Solch ein royaler Schlagabta­usch wäre nicht nur ein peinliches Spektakel. Schlimmer: Das jeweilige Bestehen darauf, das letzte Wort haben zu wollen, führt zwangsläuf­ig zu Eskalation­en, die die Institutio­n selbst untergrabe­n werden. Was ist aus dem Motto geworden „never complain, never explain“: niemals jammern, niemals erklären? Die Strategie des würdevolle­n Schweigens hat Stürme ausgesesse­n. Stattdesse­n will man jetzt den Wind anfachen. Keine gute Idee.

Zu den wichtigste­n Aufgaben der Monarchie zählt es, die Nation zu einigen. Ein eskalieren­der Streit zwischen Königshaus und den Sussexes wird den entgegenge­setzt Effekt haben und die Briten in verschiede­ne Lager spalten: eines, das in Meghan ein Rollenmode­ll und eine Märtyrerin sieht, und ein anderes, das ihr Intrige und Heuchelei vorwirft. Die Institutio­n der Monarchie selbst könnte dadurch beschädigt werden.

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