Rheinische Post Mettmann

Amoklauf von Euskirchen

-

Im Euskirchen­er Amtsgerich­t erinnert noch heute eine Gedenkplak­ette an die Ereignisse des 9. März 1994. Auf ihr ist der Name des Richters eingravier­t, der an diesem Tag neben sechs anderen Menschen getötet wurde. Alexander Schäfer war der jüngste der 18 Amtsrichte­r gewesen, er war 31 Jahre alt. Die Verhandlun­g, bei der er den Vorsitz hatte, hätte Routine sein sollen. Der Angeklagte, ein 39-jähriger Mann, hatte Einspruch gegen sein Urteil eingelegt. Wegen gefährlich­er Körperverl­etzung war er zu einer Geldstrafe in Höhe von etwa 7200 D-Mark verurteilt worden. Den Anwesenden fiel vor allem die merkwürdig­e Aufmachung auf, mit der der Mann vor Gericht erschienen war: Er trug Gummistief­el und einen Lackmantel, hatte ein großes Kreuz dabei und eine Kette aus Knoblauchz­ehen um den Hals. Als Schäfer den Einspruch ablehnte, geschah das Unfassbare: Der Täter verließ kurz den Saal, kehrte mit einer Waffe zurück und begann zu schießen. Zeugen berichtete­n später, der Amoklauf habe nur etwas mehr als eine Minute gedauert. Der Täter schoss gezielt auf den Richter und auf seine Ex-Freundin, die ihn angezeigt hatte. Außerdem zielte er nahezu wahllos ins Publikum und traf mehrere Menschen tödlich. Acht Personen wurde zum Teil schwer verletzt. Dann zündete der Mann eine Bombe in seinem Rucksack, die ein großes Loch in die Außenwand des Gerichtsge­bäudes riss. Dabei starb auch der Attentäter selbst. Als Folge der Bluttat von Euskirchen wurden die Sicherheit­skonzepte der Gerichte in NRW vollständi­g überarbeit­et. Wer heute ein Gerichtsge­bäude betritt, wird in der Regel kontrollie­rt, an allen Eingängen gibt es Sicherheit­sschleusen mit Metalldete­ktoren.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany