Schnelltests sind so gut wie nirgendwo verfügbar
In NRW geht es beim Testen nicht voran, wie ein Selbstversuch zeigt. Die Apotheken warten auf die Aufträge der Kommunen.
DÜSSELDORF Alle sollen einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche bekommen. Das ist die Theorie. Die Praxis, wie sie sich nach dem ersten Anruf beim Hausarzt darstellt: „Die Tests gibt es bei uns noch nicht. Wir haben auch keine Informationen, wann die kommen sollen und wie das Ganze dann abläuft“, erklärt die Frau in der Leitung – und empfiehlt, im Laufe der Woche noch mal anzurufen. Dann eben ein kurzer Gang zur nächsten Apotheke in Düsseldorf. „Nein, tut mir leid, wir haben noch kein Schreiben bekommen,“sagt die Mitarbeiterin. Außerdem sei man gar nicht geschult, könne die Tests also nicht selbst vornehmen. Vielleicht gebe es am Mittwoch mehr Infos.
In der nächsten Apotheke das Gleiche: Keine Tests, kein Plan, keine Hinweise der Landes- oder Bundesregierung. Der Apotheker rechnet sogar damit, dass kostenlose Tests erst übernächste Woche da sind. Nächster Versuch am Hauptbahnhof. Vergeblich: „Ich weiß ohnehin nicht, wie das hier gehen soll“, heißt es dort. „Man braucht ja auch gute Lüftung und Schutzkleidung. Da wird immer irgendwas möglichst schnell beschlossen, ohne über die Umsetzung nachzudenken.“
Die Frau, die das sagt, hat aber noch einen Tipp. Das private Testzentrum in der Nähe könnte bereits gratis Schnelltests durchführen. Und tatsächlich: Am Container des Corona-Walk-in steht in Großbuchstaben: „Spahnmaßnahme: Kostenlose Tests – hier!“Kann man sich hier wirklich gratis testen lassen? Nein. Im Vorraum die Ernüchterung: Noch keine Tests da. Es habe bisher auch keine Kontaktaufnahme vonseiten der Politik gegeben.
Gefragtes Handelsgut: der Corona-Schnelltest.
An den Apotheken liegt es nicht, wie Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, betont: „In den meisten Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderliche Beauftragung durch die Kommunen warten.“Kreise und Städte wiederum warteten auf eine Verordnung des Landes. Bund und Länder hatten vorige Woche vereinbart, dass jeder Bürger ab 8.März einen kostenlosen Test pro Woche erhalten solle, vorgenommen von geschultem Personal.
Parallel haben Händler begonnen, Laientests zu verkaufen. Aber auch hier läuft es nicht immer nach Plan, wie ein Selbstversuch bei Aldi in Köln-Südwesten am Wochenende zeigte: Wie bei vielen anderen Filialen war hier am Samstagmorgen um 8.15 Uhr bereits alles ausverkauft. Wer danach kam, zahlte an der Kasse, erhielt aber statt des Test-Kits nur einen Kassenbon mit einer Pin-Nummer und dem Hinweis: „Sie können das Paket mit der Guthaben-Pin im Internet oder per Hotline bestellen.“Auf dem Bon war der Hinweis zu lesen: „Die voraussichtliche Lieferzeit beträgt fünf bis sieben Werktage. Aufgrund der aktuellen Situation kann es zu Lieferverzögerungen
kommen.“Die Pin umfasst 16 Buchstaben und Ziffern in Groß- und Kleinschreibung. Immerhin: Die Online-Bestellung funktioniert reibungslos. Der Eingang wird per Mail bestätigt, allerdings ohne Liefertermin.
Bleibt die Hoffnung auf weitere Tests. Aldi will in dieser Woche zügig nachlegen, ebenso wie Lidl, deren Website zunächst unter der Last der Anfragen kollabiert war. In welchen Stückzahlen, lassen sie offen. DM und Rossmann kündigten am Montag auf Anfrage den Verkaufsstart für voraussichtlich Mitte der Woche an – „sofern der Lieferant den avisierten Liefertermin einhält“, wie Rossmann erklärte. Der sitzt wie bei anderen Anbietern in vielen Fällen in China, sodass am Zoll und beim Transport noch weitere Zeit vergehen könnte. Rossmann will die Abgabemenge pro Haushalt anfangs auf vier Stück begrenzen.