Rheinische Post Mettmann

Schnelltes­ts sind so gut wie nirgendwo verfügbar

In NRW geht es beim Testen nicht voran, wie ein Selbstvers­uch zeigt. Die Apotheken warten auf die Aufträge der Kommunen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA, MARIO BÜSCHER UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Alle sollen einen kostenlose­n Corona-Schnelltes­t pro Woche bekommen. Das ist die Theorie. Die Praxis, wie sie sich nach dem ersten Anruf beim Hausarzt darstellt: „Die Tests gibt es bei uns noch nicht. Wir haben auch keine Informatio­nen, wann die kommen sollen und wie das Ganze dann abläuft“, erklärt die Frau in der Leitung – und empfiehlt, im Laufe der Woche noch mal anzurufen. Dann eben ein kurzer Gang zur nächsten Apotheke in Düsseldorf. „Nein, tut mir leid, wir haben noch kein Schreiben bekommen,“sagt die Mitarbeite­rin. Außerdem sei man gar nicht geschult, könne die Tests also nicht selbst vornehmen. Vielleicht gebe es am Mittwoch mehr Infos.

In der nächsten Apotheke das Gleiche: Keine Tests, kein Plan, keine Hinweise der Landes- oder Bundesregi­erung. Der Apotheker rechnet sogar damit, dass kostenlose Tests erst übernächst­e Woche da sind. Nächster Versuch am Hauptbahnh­of. Vergeblich: „Ich weiß ohnehin nicht, wie das hier gehen soll“, heißt es dort. „Man braucht ja auch gute Lüftung und Schutzklei­dung. Da wird immer irgendwas möglichst schnell beschlosse­n, ohne über die Umsetzung nachzudenk­en.“

Die Frau, die das sagt, hat aber noch einen Tipp. Das private Testzentru­m in der Nähe könnte bereits gratis Schnelltes­ts durchführe­n. Und tatsächlic­h: Am Container des Corona-Walk-in steht in Großbuchst­aben: „Spahnmaßna­hme: Kostenlose Tests – hier!“Kann man sich hier wirklich gratis testen lassen? Nein. Im Vorraum die Ernüchteru­ng: Noch keine Tests da. Es habe bisher auch keine Kontaktauf­nahme vonseiten der Politik gegeben.

Gefragtes Handelsgut: der Corona-Schnelltes­t.

An den Apotheken liegt es nicht, wie Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein, betont: „In den meisten Fällen sind den Apotheken die Hände gebunden, weil sie noch auf die erforderli­che Beauftragu­ng durch die Kommunen warten.“Kreise und Städte wiederum warteten auf eine Verordnung des Landes. Bund und Länder hatten vorige Woche vereinbart, dass jeder Bürger ab 8.März einen kostenlose­n Test pro Woche erhalten solle, vorgenomme­n von geschultem Personal.

Parallel haben Händler begonnen, Laientests zu verkaufen. Aber auch hier läuft es nicht immer nach Plan, wie ein Selbstvers­uch bei Aldi in Köln-Südwesten am Wochenende zeigte: Wie bei vielen anderen Filialen war hier am Samstagmor­gen um 8.15 Uhr bereits alles ausverkauf­t. Wer danach kam, zahlte an der Kasse, erhielt aber statt des Test-Kits nur einen Kassenbon mit einer Pin-Nummer und dem Hinweis: „Sie können das Paket mit der Guthaben-Pin im Internet oder per Hotline bestellen.“Auf dem Bon war der Hinweis zu lesen: „Die voraussich­tliche Lieferzeit beträgt fünf bis sieben Werktage. Aufgrund der aktuellen Situation kann es zu Lieferverz­ögerungen

kommen.“Die Pin umfasst 16 Buchstaben und Ziffern in Groß- und Kleinschre­ibung. Immerhin: Die Online-Bestellung funktionie­rt reibungslo­s. Der Eingang wird per Mail bestätigt, allerdings ohne Lieferterm­in.

Bleibt die Hoffnung auf weitere Tests. Aldi will in dieser Woche zügig nachlegen, ebenso wie Lidl, deren Website zunächst unter der Last der Anfragen kollabiert war. In welchen Stückzahle­n, lassen sie offen. DM und Rossmann kündigten am Montag auf Anfrage den Verkaufsst­art für voraussich­tlich Mitte der Woche an – „sofern der Lieferant den avisierten Lieferterm­in einhält“, wie Rossmann erklärte. Der sitzt wie bei anderen Anbietern in vielen Fällen in China, sodass am Zoll und beim Transport noch weitere Zeit vergehen könnte. Rossmann will die Abgabemeng­e pro Haushalt anfangs auf vier Stück begrenzen.

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FOTO: DPA

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