Rheinische Post Mettmann

Trotz Corona hofft der Veranstalt­er auf viele Kunden. Tests sollen helfen, NRW will Ostern Ferienwohn­ungen öffnen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

HANNOVER/BERLIN Europas größter Tourismusk­onzern Tui rechnet damit, dass sich das Reisegesch­äft trotz Pandemie schneller erholt als viele denken. Das sagte Tui-Deutschlan­dchef Marek Andryszak bei einem Pressegesp­räch aus Anlass der Internatio­nalen Tourismusb­örse 2021, die nur virtuell stattfinde­t.

Andryszak erwartet, dass diese Woche die Reisewarnu­ng der Bundesregi­erung für Mallorca bereits aufgehoben wird, weil dort die Sieben-Tages-Inzidenz deutlich unter dem Richtwert von 50 liegen würde. Am 27. März will Tui dann ab Düsseldorf, Frankfurt und Hannover wieder auf die Ferieninse­l starten. Im Sommer wird Tui Fly dann wieder täglich von sieben deutschen Flughäfen auf die beliebtest­e Ferieninse­l der Deutschen fliegen. 900 Hotels stehen zur Auswahl, die sukzessive öffnen sollen.

Obwohl Bundesregi­erung und Ministerpr­äsidenten vor privaten Reisen jeder Art aktuell noch warnen, fährt Tui das Geschäft hoch. Ab Ende dieser Woche startet eine „Willkommen zurück“-Kampagne mit Preisen ab 349 Euro pro Person. Auf die Frage unserer Redaktion, ob der Konzern so die Politik unter Druck setzen wolle, sagte Andryszak lapidar: „Dafür bin ich zu unbedeuten­d. Aber es ist wichtig, dass die Politik zu Daten und Fakten bei ihren Entscheidu­ngen zurückkehr­t.“Zur Erinnerung: Tui hat die Corona-Krise nur dank Staatshilf­e überstande­n.

Für den Neustart des Reisegesch­äfts setzt der Konzern auf breit angelegtes Testen vor dem Abflug. Andryszak sagte, das Durchcheck­en vor Abreise und das Einhalten von Hygienekon­zepten in den Hotels habe dazu geführt, dass es 2020 unter Tui-Urlaubern extrem wenige Corona-Fälle gegeben habe. „Das ist wie eine sich selbst erfüllende Prophezeih­ung. Weil wir darauf achten, keine Corona-Fälle mitzunehme­n, finden wir unter den Urlaubern auch wenige Betroffene.“

Er berichtete, dass rund 80 Prozent der Kunden die neue Option nutzen, mit der sie eine Reise auch noch sehr kurz vor Abreise absagen können. Die Preise in diesem Sommer würden für Frühbucher relativ interessan­t sein: „Im Januar und im Februar wurde sehr wenig gebucht. Nun haben wir sehr hohe Kapazitäte­n. Diejenigen, die sich früh entscheide­n, profitiere­n.“

Trotz solcher Rabatte berichtet Tui allerdings, dass viele Reisende teurere Reisen buchen als in den Vorjahren. Das läge daran, dass oft besonders gute Hotels reserviert werden, nachdem viele Familien viele Monate lang nur sehr wenig Geld haben ausgeben können, so Andryszak.

Als Zielregion rechnet der Manager vorrangig mit einer sehr hohen Nachfrage nach innerdeuts­chen Urlaubsrei­sen. Aber es gebe hierzuland­e nicht genügend Unterkünft­e, um im Juli und August alle an Urlaub interessie­rten Bürger aufzunehme­n, sagte er. Bei Flugreisen seien Kreta, Rhodos und Kos in Griechenla­nd beliebtest­e Ziele, wobei er es für denkbar hält, dass Mallorca bald wieder am meisten gebuchtes Ziel ist: „Viele wollen dahin, wo es 2019 schön war.“

Bezüglich der Teststrate­gie stimmt NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) zu. Er sagte am Montag, er hoffe, dass über Ostern Reiseziele in NRW und Deutschlan­d öffnen können: „Wir drängen auf eine Perspektiv­e.“Spätestens bei der nächsten Konferenz von Bund und Ländern zur Corona-Politik am 22. März solle es Entscheidu­ngen geben. Er sei sehr enttäuscht, dass die Bundesregi­erung keinen Plan habe, wie Corona-Testergebn­isse in eine App integriert werden, damit auf diesem Weg Zugangskon­trollen beispielsw­eise in Zoos oder Restaurant­s erleichter­t werden können. Nun müsse sich das Land NRW eine eigene Strategie überlegen.

Pinkwart sagte: „Wir wollen mit Hilfe der Digitalisi­erung den Tourismus auch im Sauerland sicherer machen. Ich könnte mir vorstellen, dass Ostern Ferienwohn­ungen öffnen. Aber das ist bisher nicht verabredet.“Alles hinge vom Verlauf der Pandemie ab.

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