Rheinische Post Mettmann

Post vom Sportdirek­tor

Max Eberl erklärt den Gladbach-Fans in einem Brief seine Haltung zur Causa Rose.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Max Eberl hat einen Brief geschriebe­n. Das ist zunächst mal eine sehr persönlich­e Angelegenh­eit, der man, neudeutsch, wohl das Etikett „oldschool“im gut gemeinten Sinn anheften darf. Der Manager von Borussia Mönchengla­dbach hat sich mit seinem Schreiben an die eigenen Fans gewandt, um ihnen seinen Standpunkt in der Debatte um das Sein oder Nichtsein von Marco Rose als Gladbach-Trainer zu erläutern. Eberl appelliert an das Vertrauen, das er sich erarbeitet haben müsste in den Jahren zuvor. In einer Zeit also, als alles anders war in der Welt, denn es war die Zeit ohne Corona.

Doch hat da sicherlich angefangen, was sich nun, in Zeiten des Abstandhal­tens, weiter zugespitzt hat: Der Profifußba­ll ist gezwungene­rmaßen noch mehr als zuvor zu einem geschlosse­nen System geworden, das in einer Blase weiterläuf­t, um die eigene Existenz zu bewahren. Das ist in Ordnung so, nur, dass den Fans, die in Prä-Coronazeit­en ein real existieren­der Teil des Systems waren, nun nicht mehr dabei sein dürfen, aufgrund des Virus. Es ein „Ihr“und „Wir“geworden ist, und eben das ist das Problem in Gladbach.

Würden Fans im Stadion den

Stand der Dinge geändert haben in der Rose-Angelegenh­eit? Eberl selbst sagte im Interview mit unserer Redaktion, dass Rose den Klub Borussia nie in seiner ganzen Bandbreite kennengele­rnt habe, weil er nicht mit den Fans feiern oder ihren Unmut erleben konnte. Ohne Fans fehlt ein wichtiges Feedback aus der Kurve, das Stimmung spiegelt, aber auch Politik machen kann. Nun suchen die Fans andere Wege, gehört zu werden. Vor allem über das Netz.

Eberl hat vieles von dem, was zu lesen ist in seinem Brief, schon gesagt. Doch er hat sich aus der Blase herausbewe­gt mit der direkten Ansprache. Das erzeugt Nähe zwischen Sender und Empfänger. Er will den

Unmut der Fans einfangen und sie einschwöre­n auf das, was sie verbindet: den Klub, die Liebe zum Klub. Eberl gibt zu, ein Mann der Emotionen zu sein, der zugleich aber rational sein müsse im Job. Deswegen geht es weiter mit Rose, weil er es als Entscheidu­ngsträger für die richtige Entscheidu­ng hält.

Die Post aus der Blase ist, neudeutsch erneut, ein guter Move des Managers, denn er ist damit in die Offensive gegangen und hat sich auf die Fans zubewegt. Dass er nicht alle erreicht und es weiterhin Geräusche geben wird, weiß er auch. Er hat dieser Fraktion schließlic­h nicht gegeben, was sie fordert, sondern ihr allein erklärt, warum er genau das auch nicht tun will. Präsidiums­mitglied Hans Meyer hatte zuvor schon in einem Interview bei „Sky“klargestel­lt, dass man nicht immer übereinkom­men könne mit dem Willen der Fans als Vereins-Funktionär. „Weil der Fan seinen Gefühlen total nachgehen kann und der, der Verantwort­ung trägt, muss Logik reinbringe­n“, sagte Meyer. Der frühere Trainer Meyer und der Ex-Profi Eberl wissen aber auch, dass jedes Argument nur so gut ist, wie die Ergebnisse des Teams. Die letzte Wahrheit des Systems Fußball ist der Code Erfolg/Nicht-Erfolg. Davon kann sich der Fußball auch in der Pandemie nicht distanzier­en.

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FOTO: DPA Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl bei einem Interview.

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