Post vom Sportdirektor
Max Eberl erklärt den Gladbach-Fans in einem Brief seine Haltung zur Causa Rose.
MÖNCHENGLADBACH Max Eberl hat einen Brief geschrieben. Das ist zunächst mal eine sehr persönliche Angelegenheit, der man, neudeutsch, wohl das Etikett „oldschool“im gut gemeinten Sinn anheften darf. Der Manager von Borussia Mönchengladbach hat sich mit seinem Schreiben an die eigenen Fans gewandt, um ihnen seinen Standpunkt in der Debatte um das Sein oder Nichtsein von Marco Rose als Gladbach-Trainer zu erläutern. Eberl appelliert an das Vertrauen, das er sich erarbeitet haben müsste in den Jahren zuvor. In einer Zeit also, als alles anders war in der Welt, denn es war die Zeit ohne Corona.
Doch hat da sicherlich angefangen, was sich nun, in Zeiten des Abstandhaltens, weiter zugespitzt hat: Der Profifußball ist gezwungenermaßen noch mehr als zuvor zu einem geschlossenen System geworden, das in einer Blase weiterläuft, um die eigene Existenz zu bewahren. Das ist in Ordnung so, nur, dass den Fans, die in Prä-Coronazeiten ein real existierender Teil des Systems waren, nun nicht mehr dabei sein dürfen, aufgrund des Virus. Es ein „Ihr“und „Wir“geworden ist, und eben das ist das Problem in Gladbach.
Würden Fans im Stadion den
Stand der Dinge geändert haben in der Rose-Angelegenheit? Eberl selbst sagte im Interview mit unserer Redaktion, dass Rose den Klub Borussia nie in seiner ganzen Bandbreite kennengelernt habe, weil er nicht mit den Fans feiern oder ihren Unmut erleben konnte. Ohne Fans fehlt ein wichtiges Feedback aus der Kurve, das Stimmung spiegelt, aber auch Politik machen kann. Nun suchen die Fans andere Wege, gehört zu werden. Vor allem über das Netz.
Eberl hat vieles von dem, was zu lesen ist in seinem Brief, schon gesagt. Doch er hat sich aus der Blase herausbewegt mit der direkten Ansprache. Das erzeugt Nähe zwischen Sender und Empfänger. Er will den
Unmut der Fans einfangen und sie einschwören auf das, was sie verbindet: den Klub, die Liebe zum Klub. Eberl gibt zu, ein Mann der Emotionen zu sein, der zugleich aber rational sein müsse im Job. Deswegen geht es weiter mit Rose, weil er es als Entscheidungsträger für die richtige Entscheidung hält.
Die Post aus der Blase ist, neudeutsch erneut, ein guter Move des Managers, denn er ist damit in die Offensive gegangen und hat sich auf die Fans zubewegt. Dass er nicht alle erreicht und es weiterhin Geräusche geben wird, weiß er auch. Er hat dieser Fraktion schließlich nicht gegeben, was sie fordert, sondern ihr allein erklärt, warum er genau das auch nicht tun will. Präsidiumsmitglied Hans Meyer hatte zuvor schon in einem Interview bei „Sky“klargestellt, dass man nicht immer übereinkommen könne mit dem Willen der Fans als Vereins-Funktionär. „Weil der Fan seinen Gefühlen total nachgehen kann und der, der Verantwortung trägt, muss Logik reinbringen“, sagte Meyer. Der frühere Trainer Meyer und der Ex-Profi Eberl wissen aber auch, dass jedes Argument nur so gut ist, wie die Ergebnisse des Teams. Die letzte Wahrheit des Systems Fußball ist der Code Erfolg/Nicht-Erfolg. Davon kann sich der Fußball auch in der Pandemie nicht distanzieren.