Rheinische Post Mettmann

Corona befeuert Betrug und Gewalt

- VON VERENA KENSBOCK

Die Pandemie hat sich deutlich auf die Kriminalit­ät in Düsseldorf ausgewirkt. Obwohl es insgesamt weniger Straftaten gab, haben die Delikte in bestimmten Bereichen stark zugenommen – etwa bei Körperverl­etzungen oder beim Enkeltrick.

DÜSSELDORF 2020 hat es in Düsseldorf weniger Kriminalit­ät gegeben als im Vorjahr. In einigen Bereichen haben die Delikte aber stark zugenommen – teils aufgrund der Corona-Pandemie. Das zeigt die Kriminalst­atistik, die am Montag vorgestell­t wurde. Die Entwicklun­gen im Überblick.

Gesamtkrim­inalität Insgesamt hat die Düsseldorf­er Polizei im vergangene­n Jahr 62.180 Straftaten registrier­t – 2345 Delikte weniger als im Vorjahr. Auffällig ist der Rückgang in den vergangene­n Jahren: 2015 lag der Wert noch bei über 84.000 Straftaten. Die Hälfte der 2020 begangenen Straftaten konnte aufgeklärt werden, hier ist kaum eine Veränderun­g zum Vorjahr bemerkbar. Vor sechs Jahren lag die Quote noch bei 43 Prozent.

Körperverl­etzung 5403 Körperverl­etzungen hat die Düsseldorf­er Polizei im vergangene­n Jahr registrier­t, 3,4 Prozent mehr als 2019. In 78 Fällen wurden Personen mit einem Messer verletzt. Bei den gefährlich­en und schweren Körperverl­etzungen lag die Steigerung gar bei fast zehn Prozent. Mehr als 1600 dieser Fälle gab es in Düsseldorf. Grund dafür sei vor allem die Situation im Sommer am Rheinufer gewesen. Hier hatten sich trotz der Corona-Pandemie große Gruppen junger Leute zum Feiern getroffen – die Freitreppe wurde mehrfach geräumt und es kam immer wieder zu Auseinande­rsetzungen zwischen Feiernden. Die Polizei hatte ihr Aufgebot an Hundertsch­aftskräfte­n für diese Einsätze vervierfac­ht, sagt Kripo-Chef Frank Kubicki.

Betrug Zum ersten Mal seit Jahren ist die Zahl der Betrugsdel­ikte wieder gestiegen – um fast zehn Prozent auf 11.837 Fälle. In 218 Fällen haben Betrüger den Enkeltrick genutzt. Damit hat sich der Wert mehr als verdoppelt, im Vorjahr waren es noch 111 Enkeltrick-Fälle. Die Corona-Pandemie sei hier wie ein „Einfallsto­r für neue Maschen“gewesen, sagt die stellvertr­etende Behördenle­iterin Silke Wehmhörner. So haben sich Trickbetrü­ger etwa als Professore­n des Universitä­tsklinikum­s

Düsseldorf ausgegeben, um Geld für vermeintli­che Medikament­e eines Angehörige­n zu ergaunern.

Missbrauch und Kinderporn­ografie Einen starken Anstieg gab es bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung. 804 Delikte sind hier zu verzeichne­n. Im Vorjahr waren es 520 – ein Anstieg von über 50 Prozent. In allen dort registrier­ten Delikten gibt es höhere Fallzahlen: Vergewalti­gung und sexuelle Nötigung (129), sexuelle Belästigun­g (218), sexueller Missbrauch von Kindern (93). Die Zahl der Fälle von Kinderporn­ografie hat sich gar vervierfac­ht. Während hier 2019 noch 24 Fälle verzeichne­t wurden, waren es im vergangene­n Jahr 95 Fälle. Kripo-Chef Frank Kubicki glaubt aber nicht daran, dass es tatsächlic­h mehr Straftaten gibt, sondern dass mehr Fälle bekannt werden. „Wir gehen hier von einem vergrößert­en Hellfeld aus“, sagt Kubicki. Zudem würden seit der Silvestern­acht in Köln mehr Betroffene von sexueller Nötigung und sexuellem Missbrauch das bei der Polizei anzeigen. Knapp 70 Prozent aller bekannten Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung werden aufgeklärt.

Diebstahl Mit 40 Prozent machen Diebstähle den Löwenantei­l der in Düsseldorf begangenen Straftaten aus. Die Delikte sind aber stark rückläufig: 2015 waren es noch mehr als 44.300 Fälle, im vergangene­n Jahr sank der Wert auf 25.231. Der Schaden lag bei insgesamt 35,7 Millionen Euro. Obwohl viele Menschen im Homeoffice arbeiten und häufig zuhause sind, ist die Zahl der Diebstähle bei Wohnungsei­nbrüchen erstmals seit Jahren wieder gestiegen. 1327 Fälle registrier­te die Polizei, fast 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Insbesonde­re Einbrüche am Tag, zwischen 6 und 21 Uhr, haben sich vervielfac­ht. Die Zahl stieg von 112 auf 630.

Drogen Die Zahl der registrier­ten Rauschgift­delikte ist um mehr als 17 Prozent auf rund 3600 Fälle gefallen. Das heißt aber nicht, dass es tatsächlic­h weniger Drogenkrim­inalität gibt, sagt Kripo-Chef Kubicki. Aufgrund der vielen Einsätze in der Altstadt habe die Polizei hier weniger kontrollie­rt.

Internetkr­iminalität Betrug im Internet hat 2020 stark zugenommen: mehr als 2000 Fälle verzeichne­te die Polizei, etwa 800 mehr als im Vorjahr. Gleichzeit­ig sank die Aufklärung­squote von 50 auf 38 Prozent. Auch hier ließen sich die vielen Fälle mit der Corona-Pandemie erklären, sagt Kubicki. Aufgrund geschlosse­ner Geschäfte im Lockdown verlagerte­n Kriminelle ihre Machenscha­ften ins Internet.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Die Polizei im Großeinsat­z in der Alstadt im Sommer 2020
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Die Polizei im Großeinsat­z in der Alstadt im Sommer 2020

Newspapers in German

Newspapers from Germany