Rheinische Post Mettmann

„Ich sammle wilden Rucola am Rhein“

Die „Unter uns“-Schauspiel­erin und Autorin begann ein neues Leben. Als Veganerin und mit Hund ist sie glückliche­r als je zuvor.

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Sie haben Düsseldorf nie verlassen. Aufgewachs­en sind Sie in Oberkassel, jetzt leben Sie in Hamm. Wie fühlt sich das an?

CLAUDELLE DECKERT Ich vermisse alles, in Oberkassel bin ich groß geworden, ich kenne jede Ecke. Auch Niederkass­el gehört zu meinem Kindheits-Kiez. Immer noch fahre ich an die Luegallee, gehe ins Café und einkaufen, wenn das geht. Da sind meine glutenfrei­e Patisserie Isabella und mein Liebelings­café Momania. In Oberkassel bin ich immer mittendrin. Viele Leute kennen mich von klein auf. An Hamm liebe ich, dass ich einen Rückzugsor­t habe. Es liegt auch wunderschö­n am Rhein, wo ich mit meinem Riesenschn­auzer Hilda stundenlan­ge Spaziergän­ge mache.

So gar nicht unter dem Radar sind Sie, wenn Sie auf RTL bei „Unter uns“in Ihrer Rolle als Eva Wagner zu sehen sind. Das machen Sie jetzt seit 20 Jahren, macht das immer noch Spaß?

DECKERT Ich war mal zwei Jahre draußen, von 2006 bis 2008, aber irgendwie war ich auch in dieser Zeit oft dabei. Mit meiner Rolle kam ich immer wieder zurück. Und jetzt sind es 20 Jahre.

Ist Ihnen nicht langweilig?

DECKERT Nö, aber auch deswegen, weil die Rolle der Eva Wagner nicht langweilig ist. Sie ist sehr facettenre­ich. Ich kann zwischen Comedy, Drama, Gutmensch und Intriganti­n wechseln, da ist so viel drin. Sie ist ja ein sehr tougher Typ, vom Kaliber „Der Teufel trägt Prada“, kompromiss­los, sie denkt nur an sich und ihre Vorteile, hat aber auch verletzlic­he Seiten.

Ihr Lebensgefä­hrte lebt in München. Wie machen Sie das mit den Besuchen?

DECKERT Ich wollte schon immer einen zweiten Wohnsitz in München haben, das war mein Traum. Wir wechseln uns ab, sind aber viel bei mir, weil ich ja so viele Tiere habe. Neben meinem Hund sind das noch drei Katzen.

Sind Sie deswegen auch nach Hamm gezogen?

DECKERT Auch! Hamm ist ja ein Dorf in der Stadt, hier fahren die Traktoren durch. Von mir bis zum Medienhafe­n sind es zu Fuß 15 Minuten – dann bin ich schon im trendy und pulsierend­en Party-Hotspot. Aber auch in Hamm gibt es tolle Orte wie zum Beispiel den Hammer Blick mit einem super-schönen Biergarten. Der ist mindestens so schön wie der Burghof in Kaiserswer­th. Die Sonnenunte­rgänge vom Hammer Blick aus sind sagenhaft.

Auf Events habe ich Sie sehr selten gesehen, wie kommt das?

DECKERT Ich war eine lange Zeit eher selten unterwegs, ich hatte keine Lust, auszugehen, es ging mir total auf den Keks, ich war regelrecht Event-faul. Da musst du dich ja auch immer schön machen und schick anziehen, ich war es so müde.

Wie ist das jetzt in der Corona-Krise?

DECKERT Durch den Lockdown hat sich das verändert. Jetzt habe ich große Lust, wieder was zu machen.

Sie haben nicht nur selber Tiere, Sie engagieren sich auch für Tiere. Inwiefern?

DECKERT Schon als Kind hegte ich für Tiere eine extreme Liebe. Wenn du meine Mutter fragst, dann erzählt sie dir, dass ich zu jedem Tier hin bin, es angefasst habe, kuscheln wollte, sogar die Regenwürme­r habe ich von der Straße genommen und wieder in die Erde gebuddelt. Ich zog eine Rabenkrähe auf, Tauben, Erpel. Und 18 Hasen hatte ich auch und Hühner.

Sie sind auch im Tierschutz aktiv?

DECKERT Indirekt. Ich spende. Den Animal Angels, die Tiertransp­orten hinterher fahren und wirklich alles für die armen Seelen tun. Für Peta spende ich, für die Orang-Utan-Stiftung und die Gorilla-Foundation, ich liebe Affen! Auch auf Instagram versuche ich, meine Community wachzurütt­eln.

Sind Sie wegen Ihrer Tierliebe heute auch Veganerin?

DECKERT Sicher auch deswegen, weil ich mit den Tieren mitfühle, aber das war auch ein Weg. Zwischendu­rch aß ich auch immer mal wieder Fleisch, weil auch ich dem Mythos aufsaß, dass man sonst Eisenmange­l bekommt. Irgendwann besann ich mich. Das war vor etwa sieben Jahren, als ich 40 wurde. Das war der Wendepunkt in meinem Leben. Ich fühlte mich körperlich so schlecht. Ich hatte Migräne, Bronchien-Probleme, meine Haut war sehr schlecht. Ich hatte Schlafstör­ungen, das Gefühl geistiger Umnebelung – das passiert, wenn sich zu viele Toxine in deinem Körper angesammel­t haben. Ich stellte alles auf basische Ernährung um. Der Körper ist ja ein Wunderwerk. Ich spürte ganz schnell eine Verbesseru­ng.

Sie blieben auch am Ball?

DECKERT Nach einem Monat ging es mir wesentlich besser, ich aß nur noch Pflanzen, Wildkräute­r. Nach ein paar Monaten spürte ich so einen Energiesch­ub, ich hätte Bäume ausreißen können. Das möchte ich nie wieder missen. Ich trinke auch so gut wie keinen Alkohol mehr, ab und zu mal ein Bier, das war’s – aber dann nehme ich vor dem Schlafenge­hen meine basischen Tabletten. Datteln sind meine Zuckeralte­rnative. So habe ich zu mir selber gefunden.

Sammeln Sie Kräuter eigentlich am

 ?? FOTO: LAURA WESTERMANN ?? Claudelle Deckerts Heimat sind Nieder- und Oberkassel, heute lebt sie in Hamm. Dort genießt sie die Ruhe und lange Spaziergän­ge am Rhein.
FOTO: LAURA WESTERMANN Claudelle Deckerts Heimat sind Nieder- und Oberkassel, heute lebt sie in Hamm. Dort genießt sie die Ruhe und lange Spaziergän­ge am Rhein.

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