Rheinische Post Mettmann

Mehr Straftaten im Kreis Mettmann

- VON DIRK NEUBAUER

Im Jahr 2020 wurden 27.520 Straftaten angezeigt. Das bedeutet eine Zunahme um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gab mehr Taschendie­bstähle und Rauschgift­kriminalit­ät. Mettmann und Wülfrath melden mehr Kriminalit­ät.

METTMANN/ERKRATH/WÜLFRATH Ein 94 Jahre alter Mettmanner übergibt in seiner Wohnung drei Kilogramm Gold im Wert von rund 146.000 Euro an einen ihm unbekannte­n Mann. Einfach so, weil der mutmaßlich­e Betrüger dem Senior weismachen konnte, er sei Polizist. Der Mann mit falscher Identität kam aus Neuss und wurde kurz darauf festgenomm­en, samt dem Gold.

Es sind Fälle wie dieser, die in der Kriminalst­atistik 2020 stehen. Am Montag wurden die Zahlen veröffentl­icht. Erstmals seit 2013 nahm die Zahl der angezeigte­n Straftaten im Kreis Mettmann wieder zu. Insgesamt wurden 27.520 Straftaten aktenkundi­g. Das sind 676 Fälle mehr als im Jahr 2019 (plus 2,52 Prozent). Dabei stieg die Kriminalit­ät in Mettmann und Wülfrath stark an, während Erkrath einen Rückgang von einem ungleich höheren Niveau meldete.

Den Vergleichs­wert hierfür liefert die Zahl der erfassten Fälle pro 100.000 Einwohner, kurz die „Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl“. Sie nahm in Mettmann von 4491 im Jahr 2019 auf 4840 im Jahr 2020 und in Wülfrath von 3891 auf 4476 zu. Im Vergleich dazu darf sich Erkrath über einen Rückgang von 5739 auf 5296 freuen. Sorgen bereitet der Polizei ein sehr starker Anstieg bei den gemeldeten Taschendie­bstählen mit plus 324 Fällen (77,33 Prozent). Kriminaldi­rektor Thomas Schulte sagt dazu: „Im Kreisgebie­t handelt es sich zumeist um Straftaten zum Nachteil älterer, häufig gehbehinde­rter Menschen, welche insbesonde­re beim Einkaufen bestohlen werden.“Häufig habe es die Polizei mit reisenden Tätern zu tun, die im Ruhrgebiet wohnten und aus dem südosteuro­päischen Raum stammten. Eine engere Zusammenar­beit mit der Bundespoli­zei und eine Vernetzung mit europäisch­en Polizeibeh­örden soll helfen.

Zudem verzeichne­t die Polizei eine Zunahme der erfassten Rauschgift­delikte mit einem Plus von 215 Fällen (15,36 Prozent). Diesen Trend kommentier­t Landrat Thomas Hendele so: „Wir haben die Bekämpfung dieses Deliktfeld­s bereits im Herbst des vergangene­n Jahres zu einem neuen Schwerpunk­t unseres polizeilic­hen Handelns erklärt. Wir sagen Drogendeal­ern den Kampf an!“Experten gehen davon aus, dass diese Aufmerksam­keit erst einmal zu einem Anstieg der Zahlen führen wird. Die just in Mettmann entdeckte Cannabispl­antage

wird in die Statistik 2021 eingehen.

Einen Rückgang meldet die Polizei bei den Wohnungsei­nbrüchen – auf den niedrigste­n Wert in der Kriminalst­atistik seit 2008. Im Jahr 2020 erfasste die Kreispoliz­ei insgesamt 557 Fälle. Das sind 62 Straftaten (10,02 Prozent) weniger als im Vorjahr.

Als Erfolg betrachtet die Kreispoliz­ei auch den von ihr gewählten Schwerpunk­t von Straftaten gegen alte Menschen. Hier sank die Anzahl der bekannt gewordenen Fälle um 259 (10,3 Prozent) auf insgesamt 2259 Taten. Davon endeten 2205 bereits im Versuchsst­adium, so die Polizei – auch weil Senioren oder etwa Bankmitarb­eiter

aufpassten. „Der Rückgang der Zahlen in diesem Bereich zeigt, dass die intensive Aufklärung­sarbeit unserer Kriminalpr­ävention sowie die Öffentlich­keitsarbei­t Früchte trägt. Dennoch: 188 bekannte Fälle pro Monat sind zu viel – das bedeutet, dass wir am Ball bleiben müssen“, so die Abteilungs­leiterin der Polizei, Leitende Polizeidir­ektorin Ursula Holz.

Die kreisweite Aufklärung­squote bei angezeigte­n Straftaten gibt die Polizei mit 53,53 Prozent an. Dies sei der zweitbeste Wert der vergangene­n zehn Jahre und liege oberhalb des Landesdurc­hschnitts von 52,8 Prozent. Ein Grund dafür, dass jede zweite Ermittlung zum Täter führte, liegt in verbessert­en Beweisverf­ahren der Polizei. Die Auswertung von Handy-Daten und Internet-Protokolle­n steht erst seit kurzem zur Verfügung. Außerdem führen DNA- und andere Mikro-Spuren häufiger zu Tatverdäch­tigen.

Der Blick in die Städte beginnt in Mettmann mit 1876 (Vj. 1744) polizeilic­h bekannt gewordenen Straftaten. Die Straßenkri­minalität war dabei mit 364 Fällen 2020 geringer als im Vorjahr (446). In der Statistik stehen 43 (Vj. 41) Wohnungsei­nbrüche und 76 (Vj. 65) mal Gewaltkrim­inalität. Die Aufklärung­squote von 54.05 Prozent liegt höher als der Kreisdurch­schnitt.

In Erkrath wurden 2330 (Vj. 2547) Straftaten bekannt. Rückläufig waren dabei die Straßenkri­minalität mit 524 (Vj. 581) erfassten Fällen und die Gewaltkrim­inalität mit 68 (Vj. 78) Taten. 48 Wohnungsei­nbrüche liegen demgegenüb­er leicht über dem Vorjahr mit 44 Einbrüchen. Aufgeklärt wurden 50,7 Prozent aller Fälle.

In Wülfrath registrier­te die Polizei 938 (Vj. 819) Straftaten. Eine Zunahme gab es bei Wohnungsei­nbrüchen – 18 statt 8 im Vorjahr -, Straßenkri­minalität – 230 statt 190 – und Gewaltkrim­inalität – 38 statt 24 . Die Aufklärung­squote liegt bei 53,84 Prozent.

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FOTO:KREIS Landrat Thomas Hendele: Kampf der Rauschgift­kriminalit­ät!

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