Euroga-Kunst kann saniert werden
Die Wülfrather „Baumscheibe“von Ute Reeh soll nach Aufarbeitung wieder aufgestellt werden – diesmal aber um eine junge Eiche herum, weil der alte Baum am alten Standort kränkelt. Der Kreistag hat 21.000 Euro bewilligt.
WÜLFRATH Als ein weiterer Bestandteil des Euroga-Kunstwegs „Von Menschenhand“ist die Baumscheibe von Ute Reeh im Mai 2003 in der Hundertwasser-Siedlung errichtet worden. Bei dem Werk handelt es sich um eine Synthese aus Skulptur und (benutzbarem) Möbelstück für den öffentlichen Raum.
Sie soll zum Liegen und Betrachten des Himmels, der Blätter, der Äste, des Stammes einladen, allein oder in Gesellschaft. Lange haben Künstlerin und Projektbeteiligte nach einem geeigneten Standort und einem schönen, alten Baum gesucht. In der Hundertwassersiedlung wurde damals ein Platz gefunden, der den Bewohnern der außergewöhnlichen Häuser zu einem ebenso außergewöhnlichen Treffpunkt verhalf.
Der Platz galt damals als ideal. Einige Jahre später klopfte allerdings eine Anwohnerin bei der Stadt Wülfrath an, voller Sorge um die alte, mittlerweile kränkelnde Eiche, um die sich die „Baumscheibe“schmiegte. Bei einem Ortstermin mit Schöpferin Ute Reeh, Vertretern des Kreises und der Stadt fand sich schließlich eine einvernehmliche Lösung, um dem wertvollen alten Baum kurzfristig zu einer Wurzelsanierung zu verhelfen und gleichzeitig einen neuen Standort für das Kunstwerk zu finden.
Da sich in der aus vier alten Eichen bestehenden Reihe ein größere Lücke befindet, sollte dort eine junge Eiche gepflanzt und als neuer Aufstellungsort für die Scheibe dienen. Sie wurde 2020 demontiert und muss aufgearbeitet werden, weil auf ihr nicht nur meditiert, sondern gerne auch von Kindern herumgehüpft wird. Die Kosten für die Pflanzung einer neuen Eiche übernimmt die Stadt, das Umsetzen des Kunstwerks und seine Instandsetzung bezahlt der Kreis.
Das Thema hat auch den Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus des Kreises
Mettmann beschäftigt. Dort ging es etwa um die Frage, ob tatsächlich, wie in Wülfrath geplant, ein junger Baum gepflanzt werden soll, um den herum das Kunstwerk wieder aufgebaut wird, oder ob alternativ ein vorhandener Baum genutzt werden kann. Ein Fachmann der Kreisverwaltung hatte daraufhin erklärt, dass ein junger Baum sich an eine bestehende oder neue Situation besser anpassen könne. Sein Wurzelsystem sei noch nicht voll ausgebildet und wachse parallel zum oberirdischen Teil.
Werde nun die Krone des Baums größer, so vergrößere sich auch sein Wurzelsystem. Dabei würden schlechte Situationen im Boden wie punktuelle Verdichtungen, Luft- und Wassermangel einfach umwachsen. Ein älterer oder ausgewachsener Baum könne hingegen auf Veränderungen in seinem Umfeld nicht mehr ausreichend reagieren, da sein Wurzelsystem voll ausgebildet sei. Er werde deshalb auf Bodenverdichtungen, die wie im Fall der Baumscheibe durch Abdeckung des Wurzelbereichs Luft- oder Wassermangel an den Wurzeln verursachen, nicht mehr unmittelbar im Boden reagieren können. Werden die Wurzeln schlechter versorgt, gleiche ein alter Baum dies im Kronenbereich aus, lasse Äste absterben und zeige Trockenschäden an. Es muss also ein junger Baum für das in die Jahre gekommene Kunstwerk sein. Damit es repariert werden kann, hat der Kreistag gleich auch (mit je einer Gegenstimme von AfD und UWG-ME) beschlossen, im Rahmen des Nachtragshaushalts 2021 für die Restaurierung der dem Kreis gehörenden Baumscheibe zusätzlich 21.000 Euro bereitzustellen.