Festlegung auf Luca-App wäre ein Fehler
Nachdem sich Bund und Länder trotz hoher Infektionszahlen auf Öffnungen verständigt hatten, sprach Gesundheitsminister Jens Spahn davon, die Lockerungen gingen „an die Grenze dessen, was aus Sicht des Gesundheitsschutzes verantwortbar ist“.
Die Luca-App wirkt da wie ein weißer Ritter, der alle Probleme löst. Sie soll die Kontaktdatenerfassung vereinfachen und Infektionsketten schneller unterbrechen. Restaurants und Co. könnten öffnen. Die Macher der App drängen, dass man sich auf Luca als zentrale Lösung festlegt. In der Politik gibt es dafür Sympathien.
Von zentralen Vorgaben sollte man jedoch besser die Finger lassen. Es gibt zahlreiche andere Unternehmen, die seit Monaten digitale Lösungen anbieten. Welche sich am Ende durchsetzt, sollte der Markt entscheiden. Das erhöht für die Anbieter auch den Druck, weiter innovativ zu sein, um im Wettbewerb zu bestehen. Der Staat kann dennoch helfen – indem er etwa dafür sorgt, dass die Gesundheitsämter über eine zentrale Schnittstelle ganz leicht angeschlossen werden können.
Eine politische Festlegung wäre kontraproduktiv, denn es ist völlig unklar, ob Millionen Deutsche überhaupt Lust haben, sich eine solche App zu installieren. Es wäre wenig gewonnen, wenn die Menschen am Ende lieber wieder Zettel ausfüllen. In der Bekämpfung der Pandemie, das lehrt die Vergangenheit, gibt es selten einfache Lösungen. Die Hoffnungen in die zentral entwickelte Corona-Warn-App waren groß und wurden enttäuscht. Umgekehrt gibt es eine Vielzahl von privatwirtschaftlich entwickelten Impfstoffen. Auch hier hat der Staat nur unterstützt und keine Vorgaben gemacht, ob nun ein mRNA- oder Vektor-Impfstoff entwickelt wird. Das Ergebnis spricht für sich. Warum sollte das nicht auch bei der Kontaktdatenerfassung möglich sein? Die besten Lösungen werden sich durchsetzen. BERICHT