Rheinische Post Mettmann

Maas: Die Vernunft der Politik ist in Gefahr

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WASHINGTON (hom) Bundesauße­nminister Heiko Maas sieht die Vernunft in der Politik in Gefahr. Die Welt erlebe, „wie ‚alternativ­e Fakten‘ und Verschwöru­ngstheorie­n das Vertrauen in unsere Institutio­nen untergrabe­n“würden. Der Angriff auf das Kapitol in Washington dürfte ein „schockiere­nder Höhepunkt“gewesen sein, sagte Maas am Dienstag bei einer Videoschal­te zur Einweihung des Fritz-SternLehrs­tuhls für Deutschlan­d und die transatlan­tischen Beziehunge­n an der US-Denkfabrik Brookings, für dessen Arbeit das Auswärtige Amt einmalig zwei Millionen Euro bereitgest­ellt hat. Die Bundesregi­erung will mit dem Lehrstuhl, benannt nach dem Historiker Fritz Stern, deutsche Außenpolit­ik in Washington erklären und vermitteln – auch eine Konsequenz aus dem Niedergang der Beziehunge­n zu Washington in der Trump-Ära.

Maas sprach über „Prediger des Hasses“, die zu spalten versuchten, und an etwa jene Demonstran­ten auch in Deutschlan­d, die im vergangene­n Sommer versucht hätten, das Reichstags­gebäude zu stürmen. Präsident Biden habe recht, wenn er sage: „Es gibt keine klare Trennlinie mehr zwischen Innen- und Außenpolit­ik.“Oder anders gesprochen: „Maßstab für unsere Glaubwürdi­gkeit und Stärke im Ausland ist unsere Geschlosse­nheit im Inland.“Er hoffe, dass die USA künftig „wieder mit am Tisch sitzen“und die Vernunft siege, sagte Maas.

Gerade Bedrohunge­n wie die Corona-Pandemie und der Klimawande­l erforderte­n „transatlan­tische Führung und Geschlosse­nheit“. Vor der UN-Klimakonfe­renz in Glasgow habe die EU bekräftigt, ihre Kohlendiox­id-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Mit den USA wolle man nun besprechen, „wie wir die transatlan­tische Klimabrück­e neu beleben“.

„Amerika ist zurück“, habe Biden vor gut zwei Wochen bei der Münchner Sicherheit­skonferenz gesagt. Maas schickt an diesem Nachmittag die Antwort nach Washington: „Und Deutschlan­d ist an Ihrer Seite.“

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