Rheinische Post Mettmann

„Ich würde die Impfung wieder machen“

- VON VERENA KENSBOCK

Der Impfstoff des Hersteller­s Astrazenec­a genießt keinen guten Ruf – deutschlan­dweit bleibt das Mittel in Impfzentre­n liegen. Einer, der sich das Vakzin trotzdem spritzen ließ, ist der Düsseldorf­er Feuerwehrm­ann Johannes Janinhoff.

DÜSSELDORF Die Corona-Schutzimpf­ungen gehen langsam voran – anfangs wegen fehlenden Impfstoffs, nun bleiben Dosen übrig. Das Image des Astrazenec­a-Vakzins sorgt immer wieder für Diskussion­en und für abgesagte Termine in den Impfzentre­n. In einigen Städten, etwa in Duisburg, wurden teilweise 50 bis 70 Prozent der Impftermin­e für die unter 65-Jährigen in den vergangene­n Wochen nicht vergeben.

In Düsseldorf ist das offenbar ein weniger großes Problem. Das Impfzentru­m verzeichne eine „positive Haltung der Impfberech­tigten gegenüber dem Impfstoff“, heißt es von der Stadt. In der Regel würden die Termine eingehalte­n, es gebe generell nur wenige Absagen und nur in Einzelfäll­en sei der schlechte Ruf des Impfstoffs schuld.

Einer, der sich das Vakzin von Astrazenec­a spritzen ließ, ist Johannes Janinhoff. Für den Feuerwehrm­ann war klar, dass er sich impfen lassen würde – ganz unabhängig vom Impfstoff, wie er sagt. „Als klar war, dass wir Feuerwehrl­eute geimpft werden, habe ich mich ausführlic­h informiert, habe vor allem mit den Notärzten bei uns gesprochen“, sagt er. Zusätzlich hätten alle Feuerwehrl­eute, die aktuell Anspruch auf die Impfung haben, Informatio­nsmaterial bekommen. Im Impfzentru­m selbst haben Impfberech­tigte auch die Möglichkei­t, den Ärztinnen und Ärzten vor Ort Fragen zu stellen. „In meiner Familie gab es auch Bedenken wegen der Impfung“, berichtet Janinhoff. „Mich hat jedoch das Argument der Herdenimmu­nität überzeugt.“

Einen Termin im Impfzentru­m an der Arena hat Janinhoff schnell bekommen – für impfberech­tigte Berufsgrup­pen gibt es hier eine eigene Hotline. Nach der ersten Spritze, die der Feuerwehrm­ann an einem Samstag bekam, hatte Janinhoff etwa einen Tag lang mit grippeähnl­ichen Symptomen zu kämpfen, wie er sagt. Vor allem Schlapphei­t habe er gespürt – wie viele andere Geimpfte.

Studien zufolge können die am häufigsten beobachtet­en Reaktionen nach einer Corona-Impfung etwa Schmerzen an der Einstichst­elle, Abgeschlag­enheit, Kopf- und Gelenkschm­erzen sowie Schüttelfr­ost sein, zuweilen auch Fieber oder Übelkeit. Demnach sind diese meist schwach bis mäßig und klingen nach kurzer Zeit wieder ab. So auch bei Johannes Janinhoff. Am Sonntagmit­tag, etwa 24 Stunden nach der Impfung, habe die Reaktion wieder nachgelass­en.

Bei der Feuerwehr werde wegen der möglichen Impfreakti­onen darauf geachtet, dass die Beschäftig­ten ihre Termine vor einem freien Tag haben. Zudem werden die Kollegen so aufgeteilt, dass nicht zu viele Einsatzkrä­fte einer Wache gleichzeit­ig geimpft werden und möglicherw­eise ausfallen. Aus den Reihen der Feuerwehrl­eute seien Einzelfäll­e bekannt, in denen Kollegen stärkere Reaktionen auf die Impfung gezeigt und sich krank gemeldet haben, so ein Feuerwehr-Sprecher.

Zurzeit haben ausschließ­lich die Beschäftig­ten, die aktiv im Rettungsdi­enst eingesetzt werden, einen Anspruch auf eine Impfung. Alle anderen Feuerwehrl­eute, etwa in der Branddirek­tion, sind noch nicht an der Reihe.

„Ich würde die Impfung sofort wieder machen und weiter empfehlen“, sagt Janinhoff. Aus seinem Bekanntenk­reis kenne er Menschen, die an Corona erkrankt waren und bis heute mit den Nachwirkun­gen

zu kämpfen hätten. Auch auf seiner Wache und in der gesamten Feuerwehr sei die Impfbereit­schaft hoch, sagt Janinhoff. Die Einsatzkrä­fte sind auch einem erhöhten Risiko ausgesetzt, wie eine Studie von Uniklinik, Heinrich-Heine-Universitä­t und der Stadt Düsseldorf bewiesen hat. Die zeigt: Die Dunkelziff­ern bei Corona-Infektione­n ist hoch, insbesonde­re bei Beschäftig­ten von Feuerwehr und Rettungsdi­enst. Bei 4,4 Prozent der Probanden dieser Gruppe wurden Antikörper gefunden. Nicht einmal die Hälfte der positiv getesteten Personen wusste, dass sie bereits eine Infektion durchgemac­ht hatte.

Doch woher kommt überhaupt der schlechte Ruf des Impfstoffs von Astrazenec­a? Verunsiche­rung gibt es offensicht­lich hinsichtli­ch der Wirksamkei­t des Mittels. Diese liegt laut Ständiger Impfkommis­sion (Stiko) mit etwa 70 Prozent unter der Wirksamkei­t der neuartigen Impfstoffe von Biontech und Moderna. Zudem wurde der Impfstoff von Astrazenec­a in Deutschlan­d wegen fehlender Daten zur Wirksamkei­t zunächst nur an unter 65-Jährige verimpft. Das hat sich aber geändert: Am 4. März hat die Stiko das Mittel für alle Altersgrup­pen empfohlen.

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FOTO: STEFAN GOBBIN Johannes Janinhoff, Feuerwehrm­ann aus Düsseldorf, berichtet von seiner Impfung mit dem Mittel des Hersteller­s Astrazenec­a. Trotz des schlechten Rufs habe er nie daran gezweifelt, sich impfen zu lassen, sagt er.

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