Das zweite virtuelle Netzwerktreffen „Düsseldorf IN“ schaut über die aktuelle Krise hinaus. Bei den Diskussionen geht es um neue Konzepte für die Mobilität. Die Gäste nutzen zudem wieder die Chance zum Online-Plaudern und zur Kontaktpflege.
Netzwerken in Corona-Zeiten – das ist tatsächlich möglich. Zum zweiten Mal tauschten sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft bei „Düsseldorf IN“virtuell aus. Das üblicherweise in den Böhlerwerken stattfindende Netzwerktreffen erfreut sich auch in der Online-Variante großer Beliebtheit. Mehrere hundert Gäste beteiligten sich am 181. Netzwerktreffen, mehr als beim ersten virtuellen Treffen Ende Januar. Neben hochkarätig besetzten Diskussionsrunden schätzen die Teilnehmer auch den Smalltalk in den Networking-Räumen „Foyer“, „Raucherbereich“und „Bar“, die so in Anlehnung an den realen Veranstaltungsort benannt sind.
Jörg Philippi-Gerle, Leiter Veranstaltungen/Netzwerken der RP, freut sich mit seinem Team und den Veranstaltern über den erneuten Erfolg des Treffens. Erste Feedbacks zeigen: Auch der zweite Anlauf sei gut angekommen. In den Netzwerk-Räumen habe es regen Austausch gegeben.
Der „In-Treff“, wie das Netzwerktreffen von den Düsseldorfern auch gern genannt wird, ist ein Baustein eines umfassenden Angebotes, das die Rheinische Post auch in diesen Zeiten anbietet, um zu informieren und Menschen miteinander zu verbinden. „In diesem Jahr haben wir uns trotz Corona besonders viel vorgenommen“, sagt Johannes Werle, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinische Post Mediengruppe, zur Begrüßung am Abend. Die Rheinische Post feiert ihr 75-jähriges Bestehen, und RP Online ist seit 25 Jahren am Markt. „Das sind für uns zwei gute Gründe, mit Ihnen bei verschiedenen Gelegenheiten in diesem Jahr die Lesefreiheit zu feiern“, sagt Werle und nimmt damit Bezug auf das Jahresmotto der RP.
Drei Talkrunden des Abends stehen unter einem Thema, das die Düsseldorfer sehr bewegt: Mobilität: Wie geht es weiter mit der Verkehrswende, was tut sich rund um den Flughafen, wie steht es um öffentlichen Nahverkehr, Logistik und die betriebliche Gesundheitsvorsorge in Zeiten der Pandemie? In der vierten Runde beantwortet Dr. Jochen Reiter, Direktor Aquazoo Lübbecke-Museum, Fragen, wie es denn den Tieren in dem beliebten Institut geht. Realisiert wurde „Düsseldorf IN“wieder auf der Event-Plattform von zummit im Studio von Sigma mit der technischen Ausrüstung des Spezialisten für audiovisuelle Kommunikationsund Medientechnik.
Verkehrswende mit Hochdruck Gerade hat die Stadt die Umweltspuren wieder abgeschafft. Wie geht es nun weiter? „Der Verkehr fließt besser als vorher, wir werden die Grenzwerte einhalten. Es wird kein
Dieselfahrverbot geben“, ist Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller überzeugt. Die Abschaffung der Umweltspur sei natürlich nicht die einzige verkehrspolitische Maßnahme, betont Keller in der von Nicole Lange, der Leiterin der Lokalredaktion Düsseldorf der Rheinischen Post moderierten Runde, „da wird einiges kommen“. Der OB ist zuversichtlich, dass die Stadt den „Ausgleich zwischen Verkehrsfluss und Einhaltung aller Umweltgrenzwerte“schafft und dass die Stadt den Rechtsstreit mit der Deutschen Umwelthilfe beenden kann.
Das Thema bleibe auf der Tagesordnung, wie der Verkehrsfluss verbessert werden kann, knüpft Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer IHK Düsseldorf, daran an. Nach Corona werden wieder mehr Pendler und Kunden in die Stadt fahren wollen. Es sei daher wichtig, Umsteigemöglichkeiten zu organisieren, damit die Verkehrswende gelinge, betont Berghausen und verweist auf den Ausbau der Mobilitätsstationen am Stadtrand und im Umland. Pendler und Kunden tragen zum Wirtschaftswachstum der Stadt bei, „da müssen wir Möglichkeiten finden, wie sie gut in die Stadt kommen“.
Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse Düsseldorf, erwähnt aus Unternehmenssicht die Probleme, die Mitarbeiter und Kunden mit den Umweltspuren hatten. Nun bleibe die „große Herausforderung, jetzt zu schauen, was wir sonst noch anbieten können“. Neben der Elektromobilität und Möglichkeiten zu dezentralem Arbeiten nennt sie hier auch das mobile Arbeiten – ein Stichwort für die weitere Diskussion: Wie steht es um den Trend zum Homeoffice?
60 Prozent der Mitarbeiter der Stadtsparkasse arbeiten derzeit mobil, führt Karin-Brigitte Göbel aus. Viele Mitarbeiter sind zudem dezentral im großen Filialnetz der Sparkasse tätig. Im Hause denke man darüber nach, dezentrale Co-Working-Spaces zu schaffen, damit weniger Mitarbeiter ins Zentrum pendeln müssen. Daraus resultiere ein neues Denken für die Stadt, sagt die Vorstandsvorsitzende.
Dezentrales Arbeiten werde an vielen Unternehmensstandorten diskutiert, weiß Gregor Berghausen. Diese „spannende Diskussion“könne an peripheren Standorten auch neue Impulse für den Immobilienmarkt geben. Viele Unternehmen sehen zudem durch die Digitalisierung große Einsparpotenziale bei Dienstreisen. Das ist allerdings ein vielschichtiges Thema, wie der IHK-Hauptgeschäftsführer ausführt. Denn das wirke sich auch auf die Unternehmensund die Netzwerk-Kultur aus. Zudem müsse man schauen, welche Auswirkungen der Trend auf Hotels, Gastronomie und andere Wirtschaftszweige habe. Gerade in Düsseldorf spielen Dienst- und Geschäftsreisen eine wichtige Rolle.
Düsseldorf habe gute Voraussetzungen, auch nach der Krise attraktiv zu sein, ist OB Stephan Keller überzeugt. Er geht auch davon aus, dass das Messegeschäft wieder anziehen wird. Aber die Stadt müsse auch neue Ideen finden, zum Beispiel für die Innenstadt, um sie lebendig zu halten. „Wir müssen gute Rahmenbedingungen schaffen, dass sich insbesondere Gastronomie und Einzelhandel wieder entfalten können.“
Enormer Mobilitätsbedarf Düsseldorf steht auch im öffentlichen Nahverkehr vor großen Herausforderungen, hat aber auch Chancen. Das wird in der zweiten Talkrunde des Abends deutlich. Tobias Bartz, Chef von Rhenus Logistics, weist etwa auf die Diskussionen um einen Neubau der Theodor-Heuss-Brücke
hin. Für das Logistik-Unternehmen, das täglich rund 300 Lastkraftwagen durch die Düsseldorfer Straßen fahren lässt, sind solche Verkehrsverbindungen von besonderer Bedeutung. „Wenn die Theodor-Heuss-Brücke neu gedacht wird, dann ist das auch eine Riesenchance. Eventuell kann man dann die U81 mit der anderen Rheinseite über die Brücke verbinden“, regt er in der Runde an. „Wir hoffen, dass wir als Logistiker in diesen Prozess eingebunden werden.“
Der wichtigste Verkehrsträger in der Stadt ist zweifellos die Rheinbahn. Vorstandsvorsitzender Klaus Klar blickt in der Runde auf die 125-jährige Geschichte der Rheinbahn zurück. „Wir befördern Menschen, wir transportieren sie nicht“, betont er. Und wünscht sich: „Wenn die Düsseldorfer und die Region nicht mehr von der Rheinbahn, sondern von unserer Rheinbahn sprechen, dann haben wir unser Ziel erreicht.“Für Klar ist die Rheinbahn der Träger der Verkehrswende, sieht das Nahverkehrsunternehmen beim Thema Klimaneutralität auch als Vorbild. Und er untermalt das mit Zahlen. „Wir haben in 92 Solobusse für rund 24 Millionen Euro investiert.“Die Busse sind komfortabel ausgestattet und vor allem sauber – sie sind das letzte Puzzleteil in der vorgezogenen Umstellung der Rheinbahn-Busflotte auf Euro-6.
Gleichwohl spürt die Rheinbahn deutlich die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Vor der Pandemie hatten wir gute Steigerungen bei den Fahrgastzahlen und lagen bei rund 230 Millionen Fahrgästen im Jahr.“Der Vorstandsvorsitzende verweist zudem auf die hohen Anstrengungen, die die Rheinbahn-Mannschaft unternommen habe, um in den letzten Monaten die Mobilität zu sichern. „Der Bedarf an Mobilität in dieser Stadt ist schließlich enorm.“
Der dritte Gesprächspartner in der Runde, René Schulz von der Techniker Krankenkasse, wartet mit einer Innovation auf. Die Krankenkasse hat eine neue App entwickelt, das Work Life Portal: „Wir kombinieren damit analoge und digitale Angebote. Noch in diesem Jahr wird das Tool marktreif sein.“
Mit dem Portal reagiert die Techniker Krankenkasse auf die großen Veränderungen in der Arbeitswelt. „60 Prozent der Beschäftigten arbeiten von zu Hause aus. Doch was heißt das für die Unternehmenskultur? Mit analogen Angeboten kommen wir hier schnell an die Grenzen, deshalb ist das Work Life Portal ein guter Ansatz, um die Menschen zu erreichen.“