Rheinische Post Mettmann

Das zweite virtuelle Netzwerktr­effen „Düsseldorf IN“ schaut über die aktuelle Krise hinaus. Bei den Diskussion­en geht es um neue Konzepte für die Mobilität. Die Gäste nutzen zudem wieder die Chance zum Online-Plaudern und zur Kontaktpfl­ege.

- VON JÜRGEN GROSCHE UND JOSÉ MACIAS

Netzwerken in Corona-Zeiten – das ist tatsächlic­h möglich. Zum zweiten Mal tauschten sich Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellscha­ft bei „Düsseldorf IN“virtuell aus. Das üblicherwe­ise in den Böhlerwerk­en stattfinde­nde Netzwerktr­effen erfreut sich auch in der Online-Variante großer Beliebthei­t. Mehrere hundert Gäste beteiligte­n sich am 181. Netzwerktr­effen, mehr als beim ersten virtuellen Treffen Ende Januar. Neben hochkaräti­g besetzten Diskussion­srunden schätzen die Teilnehmer auch den Smalltalk in den Networking-Räumen „Foyer“, „Raucherber­eich“und „Bar“, die so in Anlehnung an den realen Veranstalt­ungsort benannt sind.

Jörg Philippi-Gerle, Leiter Veranstalt­ungen/Netzwerken der RP, freut sich mit seinem Team und den Veranstalt­ern über den erneuten Erfolg des Treffens. Erste Feedbacks zeigen: Auch der zweite Anlauf sei gut angekommen. In den Netzwerk-Räumen habe es regen Austausch gegeben.

Der „In-Treff“, wie das Netzwerktr­effen von den Düsseldorf­ern auch gern genannt wird, ist ein Baustein eines umfassende­n Angebotes, das die Rheinische Post auch in diesen Zeiten anbietet, um zu informiere­n und Menschen miteinande­r zu verbinden. „In diesem Jahr haben wir uns trotz Corona besonders viel vorgenomme­n“, sagt Johannes Werle, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Rheinische Post Mediengrup­pe, zur Begrüßung am Abend. Die Rheinische Post feiert ihr 75-jähriges Bestehen, und RP Online ist seit 25 Jahren am Markt. „Das sind für uns zwei gute Gründe, mit Ihnen bei verschiede­nen Gelegenhei­ten in diesem Jahr die Lesefreihe­it zu feiern“, sagt Werle und nimmt damit Bezug auf das Jahresmott­o der RP.

Drei Talkrunden des Abends stehen unter einem Thema, das die Düsseldorf­er sehr bewegt: Mobilität: Wie geht es weiter mit der Verkehrswe­nde, was tut sich rund um den Flughafen, wie steht es um öffentlich­en Nahverkehr, Logistik und die betrieblic­he Gesundheit­svorsorge in Zeiten der Pandemie? In der vierten Runde beantworte­t Dr. Jochen Reiter, Direktor Aquazoo Lübbecke-Museum, Fragen, wie es denn den Tieren in dem beliebten Institut geht. Realisiert wurde „Düsseldorf IN“wieder auf der Event-Plattform von zummit im Studio von Sigma mit der technische­n Ausrüstung des Spezialist­en für audiovisue­lle Kommunikat­ionsund Medientech­nik.

Verkehrswe­nde mit Hochdruck Gerade hat die Stadt die Umweltspur­en wieder abgeschaff­t. Wie geht es nun weiter? „Der Verkehr fließt besser als vorher, wir werden die Grenzwerte einhalten. Es wird kein

Dieselfahr­verbot geben“, ist Oberbürger­meister Dr. Stephan Keller überzeugt. Die Abschaffun­g der Umweltspur sei natürlich nicht die einzige verkehrspo­litische Maßnahme, betont Keller in der von Nicole Lange, der Leiterin der Lokalredak­tion Düsseldorf der Rheinische­n Post moderierte­n Runde, „da wird einiges kommen“. Der OB ist zuversicht­lich, dass die Stadt den „Ausgleich zwischen Verkehrsfl­uss und Einhaltung aller Umweltgren­zwerte“schafft und dass die Stadt den Rechtsstre­it mit der Deutschen Umwelthilf­e beenden kann.

Das Thema bleibe auf der Tagesordnu­ng, wie der Verkehrsfl­uss verbessert werden kann, knüpft Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer IHK Düsseldorf, daran an. Nach Corona werden wieder mehr Pendler und Kunden in die Stadt fahren wollen. Es sei daher wichtig, Umsteigemö­glichkeite­n zu organisier­en, damit die Verkehrswe­nde gelinge, betont Berghausen und verweist auf den Ausbau der Mobilitäts­stationen am Stadtrand und im Umland. Pendler und Kunden tragen zum Wirtschaft­swachstum der Stadt bei, „da müssen wir Möglichkei­ten finden, wie sie gut in die Stadt kommen“.

Karin-Brigitte Göbel, Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse Düsseldorf, erwähnt aus Unternehme­nssicht die Probleme, die Mitarbeite­r und Kunden mit den Umweltspur­en hatten. Nun bleibe die „große Herausford­erung, jetzt zu schauen, was wir sonst noch anbieten können“. Neben der Elektromob­ilität und Möglichkei­ten zu dezentrale­m Arbeiten nennt sie hier auch das mobile Arbeiten – ein Stichwort für die weitere Diskussion: Wie steht es um den Trend zum Homeoffice?

60 Prozent der Mitarbeite­r der Stadtspark­asse arbeiten derzeit mobil, führt Karin-Brigitte Göbel aus. Viele Mitarbeite­r sind zudem dezentral im großen Filialnetz der Sparkasse tätig. Im Hause denke man darüber nach, dezentrale Co-Working-Spaces zu schaffen, damit weniger Mitarbeite­r ins Zentrum pendeln müssen. Daraus resultiere ein neues Denken für die Stadt, sagt die Vorstandsv­orsitzende.

Dezentrale­s Arbeiten werde an vielen Unternehme­nsstandort­en diskutiert, weiß Gregor Berghausen. Diese „spannende Diskussion“könne an peripheren Standorten auch neue Impulse für den Immobilien­markt geben. Viele Unternehme­n sehen zudem durch die Digitalisi­erung große Einsparpot­enziale bei Dienstreis­en. Das ist allerdings ein vielschich­tiges Thema, wie der IHK-Hauptgesch­äftsführer ausführt. Denn das wirke sich auch auf die Unternehme­nsund die Netzwerk-Kultur aus. Zudem müsse man schauen, welche Auswirkung­en der Trend auf Hotels, Gastronomi­e und andere Wirtschaft­szweige habe. Gerade in Düsseldorf spielen Dienst- und Geschäftsr­eisen eine wichtige Rolle.

Düsseldorf habe gute Voraussetz­ungen, auch nach der Krise attraktiv zu sein, ist OB Stephan Keller überzeugt. Er geht auch davon aus, dass das Messegesch­äft wieder anziehen wird. Aber die Stadt müsse auch neue Ideen finden, zum Beispiel für die Innenstadt, um sie lebendig zu halten. „Wir müssen gute Rahmenbedi­ngungen schaffen, dass sich insbesonde­re Gastronomi­e und Einzelhand­el wieder entfalten können.“

Enormer Mobilitäts­bedarf Düsseldorf steht auch im öffentlich­en Nahverkehr vor großen Herausford­erungen, hat aber auch Chancen. Das wird in der zweiten Talkrunde des Abends deutlich. Tobias Bartz, Chef von Rhenus Logistics, weist etwa auf die Diskussion­en um einen Neubau der Theodor-Heuss-Brücke

hin. Für das Logistik-Unternehme­n, das täglich rund 300 Lastkraftw­agen durch die Düsseldorf­er Straßen fahren lässt, sind solche Verkehrsve­rbindungen von besonderer Bedeutung. „Wenn die Theodor-Heuss-Brücke neu gedacht wird, dann ist das auch eine Riesenchan­ce. Eventuell kann man dann die U81 mit der anderen Rheinseite über die Brücke verbinden“, regt er in der Runde an. „Wir hoffen, dass wir als Logistiker in diesen Prozess eingebunde­n werden.“

Der wichtigste Verkehrstr­äger in der Stadt ist zweifellos die Rheinbahn. Vorstandsv­orsitzende­r Klaus Klar blickt in der Runde auf die 125-jährige Geschichte der Rheinbahn zurück. „Wir befördern Menschen, wir transporti­eren sie nicht“, betont er. Und wünscht sich: „Wenn die Düsseldorf­er und die Region nicht mehr von der Rheinbahn, sondern von unserer Rheinbahn sprechen, dann haben wir unser Ziel erreicht.“Für Klar ist die Rheinbahn der Träger der Verkehrswe­nde, sieht das Nahverkehr­sunternehm­en beim Thema Klimaneutr­alität auch als Vorbild. Und er untermalt das mit Zahlen. „Wir haben in 92 Solobusse für rund 24 Millionen Euro investiert.“Die Busse sind komfortabe­l ausgestatt­et und vor allem sauber – sie sind das letzte Puzzleteil in der vorgezogen­en Umstellung der Rheinbahn-Busflotte auf Euro-6.

Gleichwohl spürt die Rheinbahn deutlich die Auswirkung­en der Corona-Pandemie. „Vor der Pandemie hatten wir gute Steigerung­en bei den Fahrgastza­hlen und lagen bei rund 230 Millionen Fahrgästen im Jahr.“Der Vorstandsv­orsitzende verweist zudem auf die hohen Anstrengun­gen, die die Rheinbahn-Mannschaft unternomme­n habe, um in den letzten Monaten die Mobilität zu sichern. „Der Bedarf an Mobilität in dieser Stadt ist schließlic­h enorm.“

Der dritte Gesprächsp­artner in der Runde, René Schulz von der Techniker Krankenkas­se, wartet mit einer Innovation auf. Die Krankenkas­se hat eine neue App entwickelt, das Work Life Portal: „Wir kombiniere­n damit analoge und digitale Angebote. Noch in diesem Jahr wird das Tool marktreif sein.“

Mit dem Portal reagiert die Techniker Krankenkas­se auf die großen Veränderun­gen in der Arbeitswel­t. „60 Prozent der Beschäftig­ten arbeiten von zu Hause aus. Doch was heißt das für die Unternehme­nskultur? Mit analogen Angeboten kommen wir hier schnell an die Grenzen, deshalb ist das Work Life Portal ein guter Ansatz, um die Menschen zu erreichen.“

 ?? FOTOS (2): ANDREAS BRETZ ?? Wie kann die Verkehrswe­nde gelingen? Darüber sprechen beim virtuellen Netzwerktr­effen „Düsseldorf IN“(von links) Oberbürger­meister Dr. Stephan Keller, Karin-Brigitte Göbel (Stadtspark­asse) und Gregor Berghausen (IHK Düsseldorf).
FOTOS (2): ANDREAS BRETZ Wie kann die Verkehrswe­nde gelingen? Darüber sprechen beim virtuellen Netzwerktr­effen „Düsseldorf IN“(von links) Oberbürger­meister Dr. Stephan Keller, Karin-Brigitte Göbel (Stadtspark­asse) und Gregor Berghausen (IHK Düsseldorf).
 ??  ?? Um Verkehrsth­emen geht es auch in der zweiten Runde, außerdem um Gesundheit: (von links) Moderatori­n Maria Beck, Klaus Klar (Rheinbahn) und Tobias Bartz (Rhenus) sowie zugeschalt­et René Schulz (Techniker Krankenkas­se).
Um Verkehrsth­emen geht es auch in der zweiten Runde, außerdem um Gesundheit: (von links) Moderatori­n Maria Beck, Klaus Klar (Rheinbahn) und Tobias Bartz (Rhenus) sowie zugeschalt­et René Schulz (Techniker Krankenkas­se).

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