Entscheidung über Musikschule vertagt
Protest vor der Tür und in persönlichen Mails, Briefen und Gesprächen: All das zeigte offenbar Wirkung. Nun sollen die Möglichkeiten für die Musikschule umfassend geprüft werden. Einsparungen sind aber noch nicht vom Tisch.
METTMANN Der Dirigent schwingt den Taktstock mit großer Geste. Doch es erklingt kein Ton. Takt und Einsätze bleiben pure Pantomime. So wie am Dienstagnachmittag vor der Neandertalhalle könnte demnächst die Musikschule klingen. Das jedenfalls befürchten die Beschäftigten, die 1600 Musikschüler und ihre Unterstützer vom Freundeskreis und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Demo von rund 60 Personen vor dem Hauptund Finanzausschuss machte offenbar Eindruck. Einsparungen für die Musikschule sind noch nicht vom Tisch – sollen aber nun umfassend geprüft werden. Dabei sollen die Leitung der Musikschule und die Beschäftigten in die Gespräche einbezogen werden.
Der Haupt- und Finanzausschuss diskutiert den Haushalt 2021 vor. Der Rat wird ihn am 23. und 24. März beschließen. In der Diskussion über die Musikschule ruderten zunächst die Parteien mit dem spitzesten Rotstift zurück. Da war zunächst Klaus Müller von der FDP, der sich gegen den Vorwurf verwahrte, die FDP wolle die Musikschule ganz schließen. Man habe angesichts eines jährlichen Defizits von 600.000 Euro einen dringenden Handlungsbedarf gesehen. „Wir sind natürlich nicht gegen Bildung und Kultur – sondern haben konkrete Alternativvorschläge gemacht.“Die Liberalen hatten angeregt, das Angebot der Musikschule zu großen Teilen auf die in Mettmann ansässigen privaten Musikschulen zu übertragen. Auch eine interkommunale Zusammenarbeit sei möglich.
Zu einer Klarstellung sah sich auch Frank Kippenberg von der CDU verpflichtet. Natürlich wollten auch die Christdemokraten die Musikschule nicht einfach schließen. Sie hatten beantragt, die Zuschüsse auf 150.000 Euro zu deckeln – was allgemein als Todesstoß für die Musikschule angesehen wurde. Zudem hatte die CDU vorgeschlagen, die Instrumente auf die Mettmanner
Schulen zu verteilen. „Wenn wir mit unserem Antrag dafür gesorgt haben, dass das Thema hier auf die Tagesordnung kommt, betrachte ich das als Erfolg.“
Ganz entschieden für die Musikschule sprachen sich die Grünen aus. Fraktionssprecherin Rebecca Türkis bezeichnete sie als wichtigen weichen Standortfaktor für Mettmann. Ihr Parteikollegen Nils Lessing und auch Florian Peters von der SPD erinnerten daran, dass der Mettmanner Rat erst im Jahr 2018 dafür gestimmt hatte, die Musiklehrer tarifgerecht zu bezahlen. Dies sei kein „Schlaraffenland“, wie von FDP-Mann Klaus Müller bezeichnet, sondern da sei die Stadt Mettmann ein Vorbild.
Nun soll umfangreich geprüft werden, wie die Musikschule zukunftssicher gemacht werden kann. Dafür stimmten alle Parteien. Ob die Musikschule im zentralen Gebäude in der Innenstadt bleiben kann, oder dezentral in allen Stadtteilen unterrichten, ist dabei zu klären. Im Jahr 2022 soll das Sparen beginnen.
Einen ähnlichen Spannungsbogen schlugen die Politiker für die Stadtbücherei. Ergebnis: Sie soll erhalten bleiben. Nicht als bloßer Ausleihe-Ort, sondern als Kulturtreffpunkt. Das Konzept dazu hat der Freundeskreis der Stadtbücherei fertig. Sobald die Stadthalle abgerissen werde, soll die Stadtbücherei an einen Interimsstandort umziehen, dann aber wieder in die Stadtmitte zurückkommen.
Über die Zukunft der Stadthalle soll der Rat Ende März entscheiden. Zurzeit erarbeitet die Verwaltung offenbar gemeinsam mit einem Investor an einem Plan für das gesamte Areal. Bürgermeisterin Sandra Pietschmann deutete in der Diskussion an, dass auch ein neuer Veranstaltungsort entstehen solle.
Am heutigen Mittwoch um 17 Uhr geht der Haupt- und Finanzausschuss in die zweite Halbzeit. Dann soll es in der Diskussion unter anderem um die Grundsteuer und den Personaletat des Rathauses gehen.