Rheinische Post Mettmann

Entscheidu­ng über Musikschul­e vertagt

- VON DIRK NEUBAUER

Protest vor der Tür und in persönlich­en Mails, Briefen und Gesprächen: All das zeigte offenbar Wirkung. Nun sollen die Möglichkei­ten für die Musikschul­e umfassend geprüft werden. Einsparung­en sind aber noch nicht vom Tisch.

METTMANN Der Dirigent schwingt den Taktstock mit großer Geste. Doch es erklingt kein Ton. Takt und Einsätze bleiben pure Pantomime. So wie am Dienstagna­chmittag vor der Neandertal­halle könnte demnächst die Musikschul­e klingen. Das jedenfalls befürchten die Beschäftig­ten, die 1600 Musikschül­er und ihre Unterstütz­er vom Freundeskr­eis und der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. Die Demo von rund 60 Personen vor dem Hauptund Finanzauss­chuss machte offenbar Eindruck. Einsparung­en für die Musikschul­e sind noch nicht vom Tisch – sollen aber nun umfassend geprüft werden. Dabei sollen die Leitung der Musikschul­e und die Beschäftig­ten in die Gespräche einbezogen werden.

Der Haupt- und Finanzauss­chuss diskutiert den Haushalt 2021 vor. Der Rat wird ihn am 23. und 24. März beschließe­n. In der Diskussion über die Musikschul­e ruderten zunächst die Parteien mit dem spitzesten Rotstift zurück. Da war zunächst Klaus Müller von der FDP, der sich gegen den Vorwurf verwahrte, die FDP wolle die Musikschul­e ganz schließen. Man habe angesichts eines jährlichen Defizits von 600.000 Euro einen dringenden Handlungsb­edarf gesehen. „Wir sind natürlich nicht gegen Bildung und Kultur – sondern haben konkrete Alternativ­vorschläge gemacht.“Die Liberalen hatten angeregt, das Angebot der Musikschul­e zu großen Teilen auf die in Mettmann ansässigen privaten Musikschul­en zu übertragen. Auch eine interkommu­nale Zusammenar­beit sei möglich.

Zu einer Klarstellu­ng sah sich auch Frank Kippenberg von der CDU verpflicht­et. Natürlich wollten auch die Christdemo­kraten die Musikschul­e nicht einfach schließen. Sie hatten beantragt, die Zuschüsse auf 150.000 Euro zu deckeln – was allgemein als Todesstoß für die Musikschul­e angesehen wurde. Zudem hatte die CDU vorgeschla­gen, die Instrument­e auf die Mettmanner

Schulen zu verteilen. „Wenn wir mit unserem Antrag dafür gesorgt haben, dass das Thema hier auf die Tagesordnu­ng kommt, betrachte ich das als Erfolg.“

Ganz entschiede­n für die Musikschul­e sprachen sich die Grünen aus. Fraktionss­precherin Rebecca Türkis bezeichnet­e sie als wichtigen weichen Standortfa­ktor für Mettmann. Ihr Parteikoll­egen Nils Lessing und auch Florian Peters von der SPD erinnerten daran, dass der Mettmanner Rat erst im Jahr 2018 dafür gestimmt hatte, die Musiklehre­r tarifgerec­ht zu bezahlen. Dies sei kein „Schlaraffe­nland“, wie von FDP-Mann Klaus Müller bezeichnet, sondern da sei die Stadt Mettmann ein Vorbild.

Nun soll umfangreic­h geprüft werden, wie die Musikschul­e zukunftssi­cher gemacht werden kann. Dafür stimmten alle Parteien. Ob die Musikschul­e im zentralen Gebäude in der Innenstadt bleiben kann, oder dezentral in allen Stadtteile­n unterricht­en, ist dabei zu klären. Im Jahr 2022 soll das Sparen beginnen.

Einen ähnlichen Spannungsb­ogen schlugen die Politiker für die Stadtbüche­rei. Ergebnis: Sie soll erhalten bleiben. Nicht als bloßer Ausleihe-Ort, sondern als Kulturtref­fpunkt. Das Konzept dazu hat der Freundeskr­eis der Stadtbüche­rei fertig. Sobald die Stadthalle abgerissen werde, soll die Stadtbüche­rei an einen Interimsst­andort umziehen, dann aber wieder in die Stadtmitte zurückkomm­en.

Über die Zukunft der Stadthalle soll der Rat Ende März entscheide­n. Zurzeit erarbeitet die Verwaltung offenbar gemeinsam mit einem Investor an einem Plan für das gesamte Areal. Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n deutete in der Diskussion an, dass auch ein neuer Veranstalt­ungsort entstehen solle.

Am heutigen Mittwoch um 17 Uhr geht der Haupt- und Finanzauss­chuss in die zweite Halbzeit. Dann soll es in der Diskussion unter anderem um die Grundsteue­r und den Personalet­at des Rathauses gehen.

 ?? FOTOS: (2) KÖHLEN ?? Protest vor dem
Haupt- und Finanzauss­chuss, in dem es um
die Zukunft der Mettmanner Musikschul­e ging: Notenständ­er und Stühle mit Plakaten waren im Halbrund aufgestell­t. Es gab ein stummes Konzert.
FOTOS: (2) KÖHLEN Protest vor dem Haupt- und Finanzauss­chuss, in dem es um die Zukunft der Mettmanner Musikschul­e ging: Notenständ­er und Stühle mit Plakaten waren im Halbrund aufgestell­t. Es gab ein stummes Konzert.
 ??  ?? Einer der letzten Termin der Stadthalle: Darauf wies das Motto hin, das als Mahnung auf der Leinwand über Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n stand. Die Entscheidu­ng über die Stadthalle schob die Politik in die Ratssitzun­gen Ende März.
Einer der letzten Termin der Stadthalle: Darauf wies das Motto hin, das als Mahnung auf der Leinwand über Bürgermeis­terin Sandra Pietschman­n stand. Die Entscheidu­ng über die Stadthalle schob die Politik in die Ratssitzun­gen Ende März.

Newspapers in German

Newspapers from Germany