Rheinische Post Mettmann

Rollender Mittagstis­ch läuft wie geschmiert

Das neue Angebot der Awo ist bei Wülfrather Senioren willkommen. Ab sofort wird auch Verpflegun­g fürs Wochenende geliefert.

- VON SANDRA GRÜNWALD

WÜLFRATH Seit November ist die Begegnungs­stätte der Arbeiterwo­hlfahrt (Awo) an der Schulstraß­e nun schon geschlosse­n. Über diese lange Zeit haben sich die Mitarbeite­r vor allem Gedanken um die älteren Menschen in Wülfrath gemacht.

„Uns trieb die Frage an, wie es in dieser Zeit ist, alleine zu leben“, erzählt Awo-Vorsitzend­er Peter Zwilling. „Welche Bedürfniss­e haben die Menschen, die älter sind und denen es vielleicht nicht so gut geht?“Es gibt zumindest ein Grundbedür­fnis, das alle Menschen eint: Jeder Mensch muss etwas essen. Um den Senioren in Wülfrath das Angebot eines warmen Mittagstis­chs machen zu können, schaute sich Peter Zwilling erst einmal um.

Ergebnis: „In anderen Städten gibt es den ‚Rollenden Mittagstis­ch‘ schon“, berichtet Zwilling. „In Wülfrath werden aber frisch gekochte Speisen nicht ausgeliefe­rt.“So entschloss sich die Awo, den Wülfrather Senioren ebenfalls einen solchen „Rollenden Mittagstis­ch“anzubieten. Um das zu realisiere­n, ging sie eine Kooperatio­n mit der Awo in Mettmann ein. „Die haben einen Koch und kochen jeden Mittag frisch“, weiß Peter Zwilling.

Von dort werden die bestellten Menüs abgeholt und dann in Wülfrath verteilt. Seit drei Wochen rollt nun der Mittagstis­ch durch die Kalkstadt und das Angebot wird gut angenommen. „Wir liefern täglich um die zwanzig Essen aus“, sagt Zwilling, „und haben durchweg positive Rückmeldun­gen. Offensicht­lich schmeckt es den Leuten gut.“

Gerade vor dem Corona-Hintergrun­d

habe es eine besondere Wertigkeit, so etwas anzubieten. „Wir sind oft die einzigen Menschen, die am Tag vorbeikomm­en“, erzählt der Awo-Vorsitzend­e, und bilanziert: „Die Einsamkeit ist sehr groß.“Da begegne man beispielsw­eise einer über 80 Jahre alten Frau, die in der dritten Etage wohne und keine Treppen mehr steigen könne. „Man sieht viel Leid und Einsamkeit“, so Zwilling.

Die Möglichkei­ten für soziale Kontakte sind aber auch für jene begrenzt, die den Mittagstis­ch ausfahren. Zum einen müssen sie die Sicherheit­smaßnahmen einhalten.

„Alles mit Maske, in der Regel stellen wir das Essen in der Küche ab, ohne mit den Leuten direkt in Berührung zu kommen.“Zum anderen drängt die Zeit, denn alle Menüs sollen ja warm bei den Senioren ankommen.

Trotzdem ist immer Zeit, um ein paar Worte zu wechseln. Dass bereits zwanzig Menüs bestellt werden, ist ein guter Anfang,meint Zwilling, und ergänzt: „Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.“Ausgeliefe­rt werden die Menüs von Montag bis Freitag, vorbestell­t werden müssen sie bis um 10 Uhr am Vortag unter Telefon 02058 775509.

Den Menüplan gibt es direkt bei der Awo Wülfrath oder auf der Internetse­ite, so dass jeder entscheide­n kann, wann er ein Mittagesse­n bestellen will und wann nicht. „Das ist ganz individuel­l“, sagt Zwilling. Nun soll zum ersten Mal auch eine Wochenendv­erpflegung angeboten werden, die freitags mit ausgeliefe­rt wird. So können sich die Senioren auch am Wochenende auf ein leckeres Mittagsess­en freuen, das sie nur aufwärmen brauchen.

Und die Kosten sind auch tragbar. Wird der Mittagstis­ch selbst bei der Awo abgeholt, kostet er 5,50 Euro. Wer sich das Essen nach Hause liefern lässt, zahlt 6,50 Euro.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Ernst Baumann bekommt sein von Peter Zwilling (rechts) und Michael Behringer (links) gelieferte­s Essen. In der Tür steht die Awo-Leiterin Conny Weimer.

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