Die Kunst, sich zu vertragen
Wer als Städter auf dem Dorf glücklich werden will, muss zu Kompromissen bereit sein.
So derzeit im niederrheinischen Korschenbroich, wo sich im Nachbarschaftsstreit um eine Skateanlage Gallier und Römer (Einheimische und Düsseldorfer) unversöhnlich gegenüberstehen. Den Häuslebauern, die sich die ersehnte dörfliche Ruhe teuer erkauft haben, ist es zu laut. Die Landbewohner dagegen gönnen den jungen Leuten den Spaß. Vordergründig wird darum gekämpft, was rechtlich zulässig ist. Das ist hier schwierig, weil beim Bau der Anlage vor 17 Jahren vermutlich gegen Vorschriften verstoßen wurde.
Tatsächlich aber treibt die 3000 Unterzeichner einer Online-Petition die Sorge um, die neuen Nachbarn wollten ihnen mehr nehmen als die Skaterfreuden. Befürchtet wird ein Frontalangriff auf das dörfliche Leben, auf Hahnengeschrei, aufs Schützenfest, auf Torjubel und Kirchengeläut. Eine Gegenbewegung formiert sich. Tenor: Wir haben unseren Baugrund verkauft, nicht aber unsere Seele. Und tatsächlich erwirbt jeder, der aufs Dorf zieht, mit der Aussicht auf Idylle auch die Last des Landlebens. Vielleicht hilft hier die Einsicht, die seit jeher meist beim Bier vollzogen wird: Lassen wir uns wieder vertragen! Dazu passt, was der alte Landrat Mathias Hoeren in Korschenbroich Streithähnen gerne schlichtend sagte: Jeder von euch hat ein kleines bisschen Recht!
Unser Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Rheinischen Post. Er wechselt sich hier mit der Politikredakteurin Dorothee Krings ab.